[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 9. Zürich, 1749.nen, als er nöthig hätte die Prüffung des zweyten Jndessen wird man in gegenwärtiger Prüffung nen, als er noͤthig haͤtte die Pruͤffung des zweyten Jndeſſen wird man in gegenwaͤrtiger Pruͤffung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0078" n="[78]"/> nen, als er noͤthig haͤtte die Pruͤffung des zweyten<lb/> Hunderts des Gottſchediſ. Horazens vorzunehmen,<lb/> oder wie er wohl ehe in Gedancken gehabt, deſſelben<lb/><hi rendition="#fr">Dichtkunſt fuͤr die Deutſchen</hi> in die Elemente,<lb/> woraus ihre Subſtantz beſtehet, aufzuloͤſen.</p><lb/> <p>Jndeſſen wird man in gegenwaͤrtiger Pruͤffung<lb/> den Verdacht bekraͤftiget ſehen, der in den neuen<lb/> Vorreden zum deutſchen Longinus erwecket wor-<lb/> den, daß Hr. Gottſched <hi rendition="#fr">aus Ueberſezungen uͤber-<lb/> ſeze,</hi> und insbeſondere <hi rendition="#fr">das Latein nicht verſtehe;</hi><lb/> Er kennet wahrhaftig den Horaz nebſt den andern<lb/> groſſen Maͤnnern, die er vor die Vaͤter ſeiner Kin-<lb/> der ausgiebt, <hi rendition="#fr">nur von weitem uud obenhin.</hi><lb/> Man darff nur den Vorbericht, womit er ſeine Ue-<lb/> berſetzung einfuͤhret und anbefiehlt, einſehen, ſo wird<lb/> man ſolche haͤmiſche und widerſinnige Urtheile von<lb/> dem Werthe dieſer Horaziſchen Grundſchrift an-<lb/> treffen, dergleichen in keinem andern als des Ueber-<lb/> ſetzers Kopf Platz haben koͤnnen, in welchem die Be-<lb/> griffe von <hi rendition="#fr">Unordnung</hi> und <hi rendition="#fr">Schoͤnheit</hi> ſich gar<lb/> wohl mit einander vertragen. Es war nur ſeine<lb/> Liſt, daß er Horazens Dichtkunſt vorne an ſeiner eig-<lb/> nen gedruckt hat, der Leſer ſollte ſich daher eine ge-<lb/> naue Bekanntſchaft zwiſchen ihnen beyden einbilden,<lb/> und die Guͤtigkeit haben, daraus zu ſchlieſſen, daß<lb/> die Gottſchediſche Dichtkunſt mit der Horaziſchen<lb/> auf einerley Natur, einerley Geſchmack und Grund-<lb/> ſaͤtze aufgefuͤhret waͤre. Nun mag zwar vordeſſen<lb/> ein halbes Dutzend leichtglaͤubiger Magiſter ſich ha-<lb/> ben verfuͤhren laſſen, Hrn. Gottſchedens verwirrtes<lb/> Miſchmaſch und ſeichtes Geſchwaͤtze vor <hi rendition="#fr">Horaz</hi> in<lb/><hi rendition="#fr">flieſſendes Deutſch uͤberſezt</hi> anzunehmen, aber<lb/> kuͤnftig hat es keine Gefahr mehr, daß jemand den Horaz oder<lb/> ſonſt einen guten Scribenten mit dergleichen leichtſinnigem<lb/> Wahn beſchimpfen werde, nachdem die Lehrſchriften des<lb/> Hr. Profeſſors der Dichtkunſt ſo wacker ausgeklopfet worden,<lb/> daß ſie izo durch und durch geſehen werden koͤnnen.</p> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [[78]/0078]
nen, als er noͤthig haͤtte die Pruͤffung des zweyten
Hunderts des Gottſchediſ. Horazens vorzunehmen,
oder wie er wohl ehe in Gedancken gehabt, deſſelben
Dichtkunſt fuͤr die Deutſchen in die Elemente,
woraus ihre Subſtantz beſtehet, aufzuloͤſen.
Jndeſſen wird man in gegenwaͤrtiger Pruͤffung
den Verdacht bekraͤftiget ſehen, der in den neuen
Vorreden zum deutſchen Longinus erwecket wor-
den, daß Hr. Gottſched aus Ueberſezungen uͤber-
ſeze, und insbeſondere das Latein nicht verſtehe;
Er kennet wahrhaftig den Horaz nebſt den andern
groſſen Maͤnnern, die er vor die Vaͤter ſeiner Kin-
der ausgiebt, nur von weitem uud obenhin.
Man darff nur den Vorbericht, womit er ſeine Ue-
berſetzung einfuͤhret und anbefiehlt, einſehen, ſo wird
man ſolche haͤmiſche und widerſinnige Urtheile von
dem Werthe dieſer Horaziſchen Grundſchrift an-
treffen, dergleichen in keinem andern als des Ueber-
ſetzers Kopf Platz haben koͤnnen, in welchem die Be-
griffe von Unordnung und Schoͤnheit ſich gar
wohl mit einander vertragen. Es war nur ſeine
Liſt, daß er Horazens Dichtkunſt vorne an ſeiner eig-
nen gedruckt hat, der Leſer ſollte ſich daher eine ge-
naue Bekanntſchaft zwiſchen ihnen beyden einbilden,
und die Guͤtigkeit haben, daraus zu ſchlieſſen, daß
die Gottſchediſche Dichtkunſt mit der Horaziſchen
auf einerley Natur, einerley Geſchmack und Grund-
ſaͤtze aufgefuͤhret waͤre. Nun mag zwar vordeſſen
ein halbes Dutzend leichtglaͤubiger Magiſter ſich ha-
ben verfuͤhren laſſen, Hrn. Gottſchedens verwirrtes
Miſchmaſch und ſeichtes Geſchwaͤtze vor Horaz in
flieſſendes Deutſch uͤberſezt anzunehmen, aber
kuͤnftig hat es keine Gefahr mehr, daß jemand den Horaz oder
ſonſt einen guten Scribenten mit dergleichen leichtſinnigem
Wahn beſchimpfen werde, nachdem die Lehrſchriften des
Hr. Profeſſors der Dichtkunſt ſo wacker ausgeklopfet worden,
daß ſie izo durch und durch geſehen werden koͤnnen.
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