Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 9. Zürich, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite
Verworffene Gedichte.
Drum will ich mich Gantz emsiglich
Von dem Ley'en Allzeit scheiden,
Und die süsse Gifft vermeiden.
Auf daß nun nicht die schnöde Brunst
Mich lasse zu ihr tragen Gunst,
Soll Venus mich nicht treffen an
Auf irgend einer Liebes-Bahn.
Der Tugend Weg Jst ein schön Steg,
Darauf eben Jch will schweben,
Und ihr gantz verpflichtet leben.
Recht und gar wol auch Pallas blieb
Allzeit befreyet von der Lieb,
Sie gab dem Feuer niemals Raum,
Und hielte sich in stetem Zaum.
Auf grüner Heyd Sie allezeit
Mit dem Hetzen Sich thät letzen,
Und frey aller Sorg ergetzen.
Jch will ins künfftig fleissig auch
Nachfolgen dieser Göttin Brauch,
Denn Venus ist die gröste Last,
Cupido ist ein schädlich Gast.
Wen e[r] einmahl Nur bringt zu Fall,
Muß verderben, Oft auch sterben,
Und für Freuden Schmertz ererben,
Also belohnt er alle doch,
Die sich ergeben seinem Joch,
Und
Verworffene Gedichte.
Drum will ich mich Gantz emſiglich
Von dem Ley’en Allzeit ſcheiden,
Und die ſuͤſſe Gifft vermeiden.
Auf daß nun nicht die ſchnoͤde Brunſt
Mich laſſe zu ihr tragen Gunſt,
Soll Venus mich nicht treffen an
Auf irgend einer Liebes-Bahn.
Der Tugend Weg Jſt ein ſchoͤn Steg,
Darauf eben Jch will ſchweben,
Und ihr gantz verpflichtet leben.
Recht und gar wol auch Pallas blieb
Allzeit befreyet von der Lieb,
Sie gab dem Feuer niemals Raum,
Und hielte ſich in ſtetem Zaum.
Auf gruͤner Heyd Sie allezeit
Mit dem Hetzen Sich thaͤt letzen,
Und frey aller Sorg ergetzen.
Jch will ins kuͤnfftig fleiſſig auch
Nachfolgen dieſer Goͤttin Brauch,
Denn Venus iſt die groͤſte Laſt,
Cupido iſt ein ſchaͤdlich Gaſt.
Wen e[r] einmahl Nur bringt zu Fall,
Muß verderben, Oft auch ſterben,
Und fuͤr Freuden Schmertz ererben,
Alſo belohnt er alle doch,
Die ſich ergeben ſeinem Joch,
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0061" n="61"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Verworffene Gedichte.</hi> </fw><lb/>
            <l>Drum will ich mich Gantz em&#x017F;iglich</l><lb/>
            <l>Von dem Ley&#x2019;en Allzeit &#x017F;cheiden,</l><lb/>
            <l>Und die &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Gifft vermeiden.</l><lb/>
            <l>Auf daß nun nicht die &#x017F;chno&#x0364;de Brun&#x017F;t</l><lb/>
            <l>Mich la&#x017F;&#x017F;e zu ihr tragen Gun&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Soll Venus mich nicht treffen an</l><lb/>
            <l>Auf irgend einer Liebes-Bahn.</l><lb/>
            <l>Der Tugend Weg J&#x017F;t ein &#x017F;cho&#x0364;n Steg,</l><lb/>
            <l>Darauf eben Jch will &#x017F;chweben,</l><lb/>
            <l>Und ihr gantz verpflichtet leben.</l><lb/>
            <l>Recht und gar wol auch Pallas blieb</l><lb/>
            <l>Allzeit befreyet von der Lieb,</l><lb/>
            <l>Sie gab dem Feuer niemals Raum,</l><lb/>
            <l>Und hielte &#x017F;ich in &#x017F;tetem Zaum.</l><lb/>
            <l>Auf gru&#x0364;ner Heyd Sie allezeit</l><lb/>
            <l>Mit dem Hetzen Sich tha&#x0364;t letzen,</l><lb/>
            <l>Und frey aller Sorg ergetzen.</l><lb/>
            <l>Jch will ins ku&#x0364;nfftig flei&#x017F;&#x017F;ig auch</l><lb/>
            <l>Nachfolgen die&#x017F;er Go&#x0364;ttin Brauch,</l><lb/>
            <l>Denn Venus i&#x017F;t die gro&#x0364;&#x017F;te La&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Cupido i&#x017F;t ein &#x017F;cha&#x0364;dlich Ga&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Wen e<supplied>r</supplied> einmahl Nur bringt zu Fall,</l><lb/>
            <l>Muß verderben, Oft auch &#x017F;terben,</l><lb/>
            <l>Und fu&#x0364;r Freuden Schmertz ererben,</l><lb/>
            <l>Al&#x017F;o belohnt er alle doch,</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;ich ergeben &#x017F;einem Joch,</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0061] Verworffene Gedichte. Drum will ich mich Gantz emſiglich Von dem Ley’en Allzeit ſcheiden, Und die ſuͤſſe Gifft vermeiden. Auf daß nun nicht die ſchnoͤde Brunſt Mich laſſe zu ihr tragen Gunſt, Soll Venus mich nicht treffen an Auf irgend einer Liebes-Bahn. Der Tugend Weg Jſt ein ſchoͤn Steg, Darauf eben Jch will ſchweben, Und ihr gantz verpflichtet leben. Recht und gar wol auch Pallas blieb Allzeit befreyet von der Lieb, Sie gab dem Feuer niemals Raum, Und hielte ſich in ſtetem Zaum. Auf gruͤner Heyd Sie allezeit Mit dem Hetzen Sich thaͤt letzen, Und frey aller Sorg ergetzen. Jch will ins kuͤnfftig fleiſſig auch Nachfolgen dieſer Goͤttin Brauch, Denn Venus iſt die groͤſte Laſt, Cupido iſt ein ſchaͤdlich Gaſt. Wen er einmahl Nur bringt zu Fall, Muß verderben, Oft auch ſterben, Und fuͤr Freuden Schmertz ererben, Alſo belohnt er alle doch, Die ſich ergeben ſeinem Joch, Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung09_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung09_1743/61
Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 9. Zürich, 1749, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung09_1743/61>, abgerufen am 27.04.2024.