[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 9. Zürich, 1749.neuen Schrifften. VINDICIAE HALLERIANAE, oder Rettung der Die Mütze, eine Erzehlung aus dem Lande neuen Schrifften. VINDICIÆ HALLERIANÆ, oder Rettung der Die Muͤtze, eine Erzehlung aus dem Lande <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0109" n="109"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">neuen Schrifften.</hi> </fw><lb/> <p><hi rendition="#aq">VINDICIÆ HALLERIANÆ,</hi> oder Rettung der<lb/> Sprache Hr. Hallers, die von gewiſſen Sprachrich-<lb/> tern der Haͤrtigkeit, der Zweydeutigkeit, und der<lb/> Dunckelheit angeklaget worden.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#fr">Muͤtze,</hi> eine Erzehlung aus dem Lande<lb/> der Feyen. Die Nymfe Nefeline hatte den Koͤ-<lb/> nig Laurin mit einer Muͤtze beſchenckt, ſo die Tu-<lb/> gend hatte, daß ein jeder, der ſich damit den Kopf<lb/> warm machete, in eine hertzliche Zufriedenheit mit<lb/> allen ſeinen Einfaͤllen verzuͤcket ward. Eine ande-<lb/> re Nymfe, Nahmens Guſtoſa, nahm ihm dieſe be-<lb/> truͤgliche Kappe, und gab ihm fuͤr dieſelbe eine ande-<lb/> re, die von der Kraft war, daß ſie den Kopf von<lb/> abgeſchmackten Einfaͤllen und falſchen Gedancken<lb/> reinigte. Dem Koͤnig Laurin ſchmeckete izo keine<lb/> Zeile mehr von ſeinen vorigen Geburten, er war<lb/> mit ſeinen beſten Gedancken niemahls zufrieden, er<lb/> arbeitete langſam, und ſtrich mehr Verſe wieder<lb/> aus, als er behielt. Jndeſſen hatte die neue<lb/> Muͤtze nur den Geſchmack geheilet, das Hertz war<lb/> verderbt geblieben. Er bedaurete den Verluſt ſei-<lb/> nes Jrrthums, und verlangete nach ſeiner vori-<lb/> gen Gluͤckſeligkeit. Guſtoſa fand ſich dadurch be-<lb/> leidiget, und warff ihm ſeine alte Muͤtze wieder zu.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [109/0109]
neuen Schrifften.
VINDICIÆ HALLERIANÆ, oder Rettung der
Sprache Hr. Hallers, die von gewiſſen Sprachrich-
tern der Haͤrtigkeit, der Zweydeutigkeit, und der
Dunckelheit angeklaget worden.
Die Muͤtze, eine Erzehlung aus dem Lande
der Feyen. Die Nymfe Nefeline hatte den Koͤ-
nig Laurin mit einer Muͤtze beſchenckt, ſo die Tu-
gend hatte, daß ein jeder, der ſich damit den Kopf
warm machete, in eine hertzliche Zufriedenheit mit
allen ſeinen Einfaͤllen verzuͤcket ward. Eine ande-
re Nymfe, Nahmens Guſtoſa, nahm ihm dieſe be-
truͤgliche Kappe, und gab ihm fuͤr dieſelbe eine ande-
re, die von der Kraft war, daß ſie den Kopf von
abgeſchmackten Einfaͤllen und falſchen Gedancken
reinigte. Dem Koͤnig Laurin ſchmeckete izo keine
Zeile mehr von ſeinen vorigen Geburten, er war
mit ſeinen beſten Gedancken niemahls zufrieden, er
arbeitete langſam, und ſtrich mehr Verſe wieder
aus, als er behielt. Jndeſſen hatte die neue
Muͤtze nur den Geſchmack geheilet, das Hertz war
verderbt geblieben. Er bedaurete den Verluſt ſei-
nes Jrrthums, und verlangete nach ſeiner vori-
gen Gluͤckſeligkeit. Guſtoſa fand ſich dadurch be-
leidiget, und warff ihm ſeine alte Muͤtze wieder zu.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |