[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 8. Zürich, 1743.auf den Weisen. 65Ahitophel, und solcher Räthe hundert,So gar ein Süß ward, eh er hieng, bewundert. XII Die Schmeicheley legt ihre sanften Bande,Jhr glattes Joch nur eitlen Seelen an. Unedter Ruhm und unverdiente Schande, 70O waget euch an keinen Bidermann! Führt im Triumph die Blöden, die nichts wissen, Und, was sie sind, vom Pöbel lernen müssen! XIII Ruhm, Ehre, Lob (wie wir den Beyfall nennen,Den alle Welt Verdiensten schuldig ist) 75Euch kan uns nur die Weisheit zuerkennen, Die unsern Werth nicht nach dem Ansehn mißt. Jhr Ernst verscheucht die Künste kleiner Meister; Jhr Geist ist starck und geht durch alle Geister. XIV Jhr Preis, ihr Werth wird nicht vom Glück entschieden;80An ihr verliert der Zufall seine Kraft: Sie kennet sich, und ihren innren Frieden Zerrüttet nicht die Macht der Leidenschaft. Was? darf man noch die niedren Grössen preisen? Kein Stand ist groß, als nur der Stand des Weisen. 85 Er
auf den Weiſen. 65Ahitophel, und ſolcher Raͤthe hundert,So gar ein Suͤß ward, eh er hieng, bewundert. XII Die Schmeicheley legt ihre ſanften Bande,Jhr glattes Joch nur eitlen Seelen an. Unedter Ruhm und unverdiente Schande, 70O waget euch an keinen Bidermann! Fuͤhrt im Triumph die Bloͤden, die nichts wiſſen, Und, was ſie ſind, vom Poͤbel lernen muͤſſen! XIII Ruhm, Ehre, Lob (wie wir den Beyfall nennen,Den alle Welt Verdienſten ſchuldig iſt) 75Euch kan uns nur die Weisheit zuerkennen, Die unſern Werth nicht nach dem Anſehn mißt. Jhr Ernſt verſcheucht die Kuͤnſte kleiner Meiſter; Jhr Geiſt iſt ſtarck und geht durch alle Geiſter. XIV Jhr Preis, ihr Werth wird nicht vom Gluͤck entſchieden;80An ihr verliert der Zufall ſeine Kraft: Sie kennet ſich, und ihren innren Frieden Zerruͤttet nicht die Macht der Leidenſchaft. Was? darf man noch die niedren Groͤſſen preiſen? Kein Stand iſt groß, als nur der Stand des Weiſen. 85 Er
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auf den Weiſen.
Ahitophel, und ſolcher Raͤthe hundert,
So gar ein Suͤß ward, eh er hieng, bewundert.
XII
Die Schmeicheley legt ihre ſanften Bande,
Jhr glattes Joch nur eitlen Seelen an.
Unedter Ruhm und unverdiente Schande,
O waget euch an keinen Bidermann!
Fuͤhrt im Triumph die Bloͤden, die nichts wiſſen,
Und, was ſie ſind, vom Poͤbel lernen muͤſſen!
XIII
Ruhm, Ehre, Lob (wie wir den Beyfall nennen,
Den alle Welt Verdienſten ſchuldig iſt)
Euch kan uns nur die Weisheit zuerkennen,
Die unſern Werth nicht nach dem Anſehn mißt.
Jhr Ernſt verſcheucht die Kuͤnſte kleiner Meiſter;
Jhr Geiſt iſt ſtarck und geht durch alle Geiſter.
XIV
Jhr Preis, ihr Werth wird nicht vom Gluͤck entſchieden;
An ihr verliert der Zufall ſeine Kraft:
Sie kennet ſich, und ihren innren Frieden
Zerruͤttet nicht die Macht der Leidenſchaft.
Was? darf man noch die niedren Groͤſſen preiſen?
Kein Stand iſt groß, als nur der Stand des Weiſen.
85 Er
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