[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742.zur III. Gottsch. Dichtk. pflantzen; der Verliebte, für eine gute Gegendzu buhlerischen Abentheuern u. s. w. was war wohl von unserm Maler anders zu vermuthen, als daß er die gantze Dichtkunst in eine Kunst zu malen, verwandeln f, und von lauter poetischen Malereyen, und denen dazu nöthigen Farben handeln würde? Fällt nun dabey jemanden die nützliche Regel ein, die obgedachten Zürcher Malern, von einem Kunstverständigen aus Ham- burg, in einem schönen Sinngedichte gegeben worden g, das im III. B. der Poesie der Nieder- sach- f Daß er die gantze Dichtkunst in eine Kunst zu mah- len verwandeln) Dieses mag Horatz verantworten, der mit seinem, Ut pictura Poesis erit, schon manchen ehr- lichen Mann verführt hat: Und insbesondre auch den scharffsinnigen Dübos, der sich gleichfalls so weit vergan- gen hat, daß er zween Octavbände mit Betrachtungen über die Vergleichung der Dicht- und der Mahler-Kunst angefüllet. g Die nützliche Regel - - in einem schönen Sinnge-
dichte gegeben worden) Jch will dieselbe anführen; da- mit jedermann ein neues Muster von Hrn. Gottscheds reinem Geschmack in der Critick und Morale vor Augen habe. Jhr Maler scheinet euch vergeblich liebzukosen, Dieser saubere Dichter hätte einen vornehmen Preis in denWenn ihr euch an der Pracht der grösten Dichter wag't, Und dennoch wenig Teutsch in teutschen Zetteln sagt. Denn eure Schreibart hat Neapler und Franzosen. Soll euer Werck gemalt, und nicht geschmieret seyn; So tunckt den Pinsel nicht mehr in den Nacht-Stul ein. Horn. Lustspielen verdienet, welche die Göttin der Dummheit in zur III. Gottſch. Dichtk. pflantzen; der Verliebte, fuͤr eine gute Gegendzu buhleriſchen Abentheuern u. ſ. w. was war wohl von unſerm Maler anders zu vermuthen, als daß er die gantze Dichtkunſt in eine Kunſt zu malen, verwandeln f, und von lauter poetiſchen Malereyen, und denen dazu noͤthigen Farben handeln wuͤrde? Faͤllt nun dabey jemanden die nuͤtzliche Regel ein, die obgedachten Zuͤrcher Malern, von einem Kunſtverſtaͤndigen aus Ham- burg, in einem ſchoͤnen Sinngedichte gegeben worden g, das im III. B. der Poeſie der Nieder- ſach- f Daß er die gantze Dichtkunſt in eine Kunſt zu mah- len verwandeln) Dieſes mag Horatz verantworten, der mit ſeinem, Ut pictura Poeſis erit, ſchon manchen ehr- lichen Mann verfuͤhrt hat: Und insbeſondre auch den ſcharffſinnigen Duͤbos, der ſich gleichfalls ſo weit vergan- gen hat, daß er zween Octavbaͤnde mit Betrachtungen uͤber die Vergleichung der Dicht- und der Mahler-Kunſt angefuͤllet. g Die nuͤtzliche Regel ‒ ‒ in einem ſchoͤnen Sinnge-
dichte gegeben worden) Jch will dieſelbe anfuͤhren; da- mit jedermann ein neues Muſter von Hrn. Gottſcheds reinem Geſchmack in der Critick und Morale vor Augen habe. Jhr Maler ſcheinet euch vergeblich liebzukoſen, Dieſer ſaubere Dichter haͤtte einen vornehmen Preis in denWenn ihr euch an der Pracht der groͤſten Dichter wag’t, Und dennoch wenig Teutſch in teutſchen Zetteln ſagt. Denn eure Schreibart hat Neapler und Franzoſen. Soll euer Werck gemalt, und nicht geſchmieret ſeyn; So tunckt den Pinſel nicht mehr in den Nacht-Stul ein. Horn. Luſtſpielen verdienet, welche die Goͤttin der Dummheit in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0111" n="111"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">zur <hi rendition="#aq">III.</hi> Gottſch. Dichtk.</hi></fw><lb/> pflantzen; der Verliebte, fuͤr eine gute Gegend<lb/> zu buhleriſchen Abentheuern u. ſ. w. was war<lb/> wohl von unſerm Maler anders zu vermuthen,<lb/> als daß er die gantze Dichtkunſt in eine Kunſt zu<lb/> malen, verwandeln <note place="foot" n="f"><hi rendition="#fr">Daß er die gantze Dichtkunſt in eine Kunſt zu mah-<lb/> len verwandeln)</hi> Dieſes mag Horatz verantworten, der<lb/> mit ſeinem, <hi rendition="#aq">Ut pictura Poeſis erit,</hi> ſchon manchen ehr-<lb/> lichen Mann verfuͤhrt hat: Und insbeſondre auch den<lb/> ſcharffſinnigen Duͤbos, der ſich gleichfalls ſo weit vergan-<lb/> gen hat, daß er zween Octavbaͤnde mit Betrachtungen<lb/> uͤber die Vergleichung der Dicht- und der Mahler-Kunſt<lb/> angefuͤllet.</note>, und von lauter poetiſchen<lb/> Malereyen, und denen dazu noͤthigen Farben<lb/> handeln wuͤrde? Faͤllt nun dabey jemanden die<lb/> nuͤtzliche Regel ein, die obgedachten Zuͤrcher<lb/> Malern, von einem Kunſtverſtaͤndigen aus Ham-<lb/> burg, in einem ſchoͤnen Sinngedichte gegeben<lb/> worden <note xml:id="f41" next="#f42" place="foot" n="g"><hi rendition="#fr">Die nuͤtzliche Regel ‒ ‒ in einem ſchoͤnen Sinnge-<lb/> dichte gegeben worden)</hi> Jch will dieſelbe anfuͤhren; da-<lb/> mit jedermann ein neues Muſter von Hrn. Gottſcheds reinem<lb/> Geſchmack in der Critick und Morale vor Augen habe.<lb/><lg type="poem"><l>Jhr Maler ſcheinet euch vergeblich liebzukoſen,</l><lb/><l>Wenn ihr euch an der Pracht der groͤſten Dichter wag’t,</l><lb/><l>Und dennoch wenig Teutſch in teutſchen Zetteln ſagt.</l><lb/><l>Denn eure Schreibart hat Neapler und Franzoſen.</l><lb/><l>Soll euer Werck gemalt, und nicht geſchmieret ſeyn;</l><lb/><l>So tunckt den Pinſel nicht mehr in den Nacht-Stul ein.</l><lb/><l><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Horn.</hi></hi></l></lg><lb/> Dieſer ſaubere Dichter haͤtte einen vornehmen Preis in den<lb/> Luſtſpielen verdienet, welche die Goͤttin der <hi rendition="#fr">Dummheit</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch">in</fw></note>, das im <hi rendition="#aq">III.</hi> B. der Poeſie der Nieder-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſach-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [111/0111]
zur III. Gottſch. Dichtk.
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zu buhleriſchen Abentheuern u. ſ. w. was war
wohl von unſerm Maler anders zu vermuthen,
als daß er die gantze Dichtkunſt in eine Kunſt zu
malen, verwandeln f, und von lauter poetiſchen
Malereyen, und denen dazu noͤthigen Farben
handeln wuͤrde? Faͤllt nun dabey jemanden die
nuͤtzliche Regel ein, die obgedachten Zuͤrcher
Malern, von einem Kunſtverſtaͤndigen aus Ham-
burg, in einem ſchoͤnen Sinngedichte gegeben
worden g, das im III. B. der Poeſie der Nieder-
ſach-
f Daß er die gantze Dichtkunſt in eine Kunſt zu mah-
len verwandeln) Dieſes mag Horatz verantworten, der
mit ſeinem, Ut pictura Poeſis erit, ſchon manchen ehr-
lichen Mann verfuͤhrt hat: Und insbeſondre auch den
ſcharffſinnigen Duͤbos, der ſich gleichfalls ſo weit vergan-
gen hat, daß er zween Octavbaͤnde mit Betrachtungen
uͤber die Vergleichung der Dicht- und der Mahler-Kunſt
angefuͤllet.
g Die nuͤtzliche Regel ‒ ‒ in einem ſchoͤnen Sinnge-
dichte gegeben worden) Jch will dieſelbe anfuͤhren; da-
mit jedermann ein neues Muſter von Hrn. Gottſcheds reinem
Geſchmack in der Critick und Morale vor Augen habe.
Jhr Maler ſcheinet euch vergeblich liebzukoſen,
Wenn ihr euch an der Pracht der groͤſten Dichter wag’t,
Und dennoch wenig Teutſch in teutſchen Zetteln ſagt.
Denn eure Schreibart hat Neapler und Franzoſen.
Soll euer Werck gemalt, und nicht geſchmieret ſeyn;
So tunckt den Pinſel nicht mehr in den Nacht-Stul ein.
Horn.
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