[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 5. Zürich, 1742.Mauvillons Brief gethan hätten. Jm geringsten nicht. (O) Siehaben die besten Französischen, Englischen und Jtaliänischen Originale verderbt. Unsre dra- matische Gedichte beweisen dieses nur allzu merck- lich; man kennet sie in eurer Sprache nicht mehr. Es sind ungefehr dieselben Begriffe, aber un- gemein matt ausgedrücket. Allein fechter hat, der Gottscheden, weil er aus de Champs und Addissons Tragödien seinen deutschen Cato zusammen- geleimt, und beyde verderbt hat, zu einem Corneille ma- chen will: Eben so lächerlich, als wenn ein Schülerknabe, der einmahl ad imitationem Ciceronis componiert hat, sich schmeicheln wollte, daß ihm Cicero in der Zierlichkeit der lateinischen Schreibart weichen müßte. Der ungenannte Versasser des poetischen Schreibens über die Lettres Ger- maniques in dem XXIII. St. der Beytr. muß Bl. 520. u. 521. wenn er auf die deutschen Schöpfer kömmt, seine Zu- flucht zu einem Schweitzer., dem philosophischen Hrn. Hal- ler, nehmen, sonst weiß er keinen anzuführen, wiewohl er Gottsched gern an Hallers statt angeführt hätte, wenn er solches von seinem Gewissen hätte erhalten können. (O) Jch muß doch zur Befestigung dieser Anklage ein
Paar Exempel von dergleichen deutschen Uebersetzungen beybringen. Hr. Gottsched übersezt das bekannte Horatzische Nil tanti est, ergo fungar vice Cotis; acutum folgendermassen:Reddere quae ferrum valet, exsors ipsa secandi, Doch Grillen! weg damit! Jch trachte, den Poeten Wenn er Horatzen mit Fleisse hätte verkleiden und lächerlichHinfort ein Sporn zu seyn, ein Wetzstein ihrer Flöten. machen wollen, so hätte er es kaum besser treffen können. Das exsors ipsa secandi, welches doch der Grund von dieser horatzischen Vergleichung ist, ist gäntzlich aus der Acht Mauvillons Brief gethan haͤtten. Jm geringſten nicht. (O) Siehaben die beſten Franzoͤſiſchen, Engliſchen und Jtaliaͤniſchen Originale verderbt. Unſre dra- matiſche Gedichte beweiſen dieſes nur allzu merck- lich; man kennet ſie in eurer Sprache nicht mehr. Es ſind ungefehr dieſelben Begriffe, aber un- gemein matt ausgedruͤcket. Allein fechter hat, der Gottſcheden, weil er aus de Champs und Addiſſons Tragoͤdien ſeinen deutſchen Cato zuſammen- geleimt, und beyde verderbt hat, zu einem Corneille ma- chen will: Eben ſo laͤcherlich, als wenn ein Schuͤlerknabe, der einmahl ad imitationem Ciceronis componiert hat, ſich ſchmeicheln wollte, daß ihm Cicero in der Zierlichkeit der lateiniſchen Schreibart weichen muͤßte. Der ungenannte Verſaſſer des poetiſchen Schreibens uͤber die Lettres Ger- maniques in dem XXIII. St. der Beytr. muß Bl. 520. u. 521. wenn er auf die deutſchen Schoͤpfer koͤmmt, ſeine Zu- flucht zu einem Schweitzer., dem philoſophiſchen Hrn. Hal- ler, nehmen, ſonſt weiß er keinen anzufuͤhren, wiewohl er Gottſched gern an Hallers ſtatt angefuͤhrt haͤtte, wenn er ſolches von ſeinem Gewiſſen haͤtte erhalten koͤnnen. (O) Jch muß doch zur Befeſtigung dieſer Anklage ein
Paar Exempel von dergleichen deutſchen Ueberſetzungen beybringen. Hr. Gottſched uͤberſezt das bekannte Horatziſche Nil tanti eſt, ergo fungar vice Cotis; acutum folgendermaſſen:Reddere quæ ferrum valet, exſors ipſa ſecandi, Doch Grillen! weg damit! Jch trachte, den Poeten Wenn er Horatzen mit Fleiſſe haͤtte verkleiden und laͤcherlichHinfort ein Sporn zu ſeyn, ein Wetzſtein ihrer Floͤten. machen wollen, ſo haͤtte er es kaum beſſer treffen koͤnnen. Das exſors ipſa ſecandi, welches doch der Grund von dieſer horatziſchen Vergleichung iſt, iſt gaͤntzlich aus der Acht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0064" n="64"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Mauvillons Brief</hi></fw><lb/> gethan haͤtten. Jm geringſten nicht. <note xml:id="a025" next="#a025b" place="foot" n="(O)">Jch muß doch zur Befeſtigung dieſer Anklage ein<lb/> Paar Exempel von dergleichen deutſchen Ueberſetzungen<lb/> beybringen. Hr. <hi rendition="#fr">Gottſched</hi> uͤberſezt das bekannte Horatziſche<lb/><lg type="poem"><l><hi rendition="#aq">Nil tanti eſt, ergo fungar vice Cotis; acutum</hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq">Reddere quæ ferrum valet, exſors ipſa ſecandi,</hi></l></lg><lb/> folgendermaſſen:<lb/><lg type="poem"><l><hi rendition="#fr">Doch Grillen! weg damit! Jch trachte, den Poeten</hi></l><lb/><l><hi rendition="#fr">Hinfort ein Sporn zu ſeyn, ein Wetzſtein ihrer Floͤten.</hi></l></lg><lb/> Wenn er Horatzen mit Fleiſſe haͤtte verkleiden und laͤcherlich<lb/> machen wollen, ſo haͤtte er es kaum beſſer treffen koͤnnen.<lb/> Das <hi rendition="#aq">exſors ipſa ſecandi,</hi> welches doch der Grund von<lb/> dieſer horatziſchen Vergleichung iſt, iſt gaͤntzlich aus der<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Acht</fw></note> Sie<lb/> haben die beſten Franzoͤſiſchen, Engliſchen und<lb/> Jtaliaͤniſchen Originale verderbt. Unſre dra-<lb/> matiſche Gedichte beweiſen dieſes nur allzu merck-<lb/> lich; man kennet ſie in eurer Sprache nicht mehr.<lb/> Es ſind ungefehr dieſelben Begriffe, aber un-<lb/> gemein matt ausgedruͤcket.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Allein</fw><lb/> <p> <note xml:id="a024f" prev="#a024e" place="foot">fechter hat, der <hi rendition="#fr">Gottſcheden,</hi> weil er aus <hi rendition="#fr">de Champs</hi><lb/> und <hi rendition="#fr">Addiſſons</hi> Tragoͤdien ſeinen deutſchen Cato zuſammen-<lb/> geleimt, und beyde verderbt hat, zu einem <hi rendition="#fr">Corneille</hi> ma-<lb/> chen will: Eben ſo laͤcherlich, als wenn ein Schuͤlerknabe,<lb/> der einmahl <hi rendition="#aq">ad imitationem Ciceronis</hi> componiert hat, ſich<lb/> ſchmeicheln wollte, daß ihm Cicero in der Zierlichkeit der<lb/> lateiniſchen Schreibart weichen muͤßte. Der ungenannte<lb/> Verſaſſer des poetiſchen Schreibens uͤber die <hi rendition="#aq">Lettres Ger-<lb/> maniques</hi> in dem <hi rendition="#aq">XXIII.</hi> St. der <hi rendition="#fr">Beytr.</hi> muß Bl. 520. u.<lb/> 521. wenn er auf die deutſchen Schoͤpfer koͤmmt, ſeine Zu-<lb/> flucht zu einem Schweitzer., dem philoſophiſchen Hrn. Hal-<lb/> ler, nehmen, ſonſt weiß er keinen anzufuͤhren, wiewohl<lb/> er <hi rendition="#fr">Gottſched</hi> gern an <hi rendition="#fr">Hallers</hi> ſtatt angefuͤhrt haͤtte, wenn<lb/> er ſolches von ſeinem Gewiſſen haͤtte erhalten koͤnnen.</note> </p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [64/0064]
Mauvillons Brief
gethan haͤtten. Jm geringſten nicht. (O) Sie
haben die beſten Franzoͤſiſchen, Engliſchen und
Jtaliaͤniſchen Originale verderbt. Unſre dra-
matiſche Gedichte beweiſen dieſes nur allzu merck-
lich; man kennet ſie in eurer Sprache nicht mehr.
Es ſind ungefehr dieſelben Begriffe, aber un-
gemein matt ausgedruͤcket.
Allein
(O) Jch muß doch zur Befeſtigung dieſer Anklage ein
Paar Exempel von dergleichen deutſchen Ueberſetzungen
beybringen. Hr. Gottſched uͤberſezt das bekannte Horatziſche
Nil tanti eſt, ergo fungar vice Cotis; acutum
Reddere quæ ferrum valet, exſors ipſa ſecandi,
folgendermaſſen:
Doch Grillen! weg damit! Jch trachte, den Poeten
Hinfort ein Sporn zu ſeyn, ein Wetzſtein ihrer Floͤten.
Wenn er Horatzen mit Fleiſſe haͤtte verkleiden und laͤcherlich
machen wollen, ſo haͤtte er es kaum beſſer treffen koͤnnen.
Das exſors ipſa ſecandi, welches doch der Grund von
dieſer horatziſchen Vergleichung iſt, iſt gaͤntzlich aus der
Acht
fechter hat, der Gottſcheden, weil er aus de Champs
und Addiſſons Tragoͤdien ſeinen deutſchen Cato zuſammen-
geleimt, und beyde verderbt hat, zu einem Corneille ma-
chen will: Eben ſo laͤcherlich, als wenn ein Schuͤlerknabe,
der einmahl ad imitationem Ciceronis componiert hat, ſich
ſchmeicheln wollte, daß ihm Cicero in der Zierlichkeit der
lateiniſchen Schreibart weichen muͤßte. Der ungenannte
Verſaſſer des poetiſchen Schreibens uͤber die Lettres Ger-
maniques in dem XXIII. St. der Beytr. muß Bl. 520. u.
521. wenn er auf die deutſchen Schoͤpfer koͤmmt, ſeine Zu-
flucht zu einem Schweitzer., dem philoſophiſchen Hrn. Hal-
ler, nehmen, ſonſt weiß er keinen anzufuͤhren, wiewohl
er Gottſched gern an Hallers ſtatt angefuͤhrt haͤtte, wenn
er ſolches von ſeinem Gewiſſen haͤtte erhalten koͤnnen.
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