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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 4. Zürich, 1742.

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Grundriß
"mit Noah unter Jaakans Gezelte. Anarchie
"unter den Nephilim. Die Gottheit wird von
"Jaakan versucht. Der Herr spottet seiner mit
"Dazwischenstellung einer Schattenperson. Der
"Schöpfer bereuet es, daß er Menschen gema-
"chet hat. Er beschließt dieselben zu vertilgen."

So weit Noahs Erzehlung.

Das dritte Buch.

Noah und Nemuel halten das menschliche Ge-
schlecht vor verlohren. Sie dürffen sich auch nicht
schmeicheln, daß die göttliche Rache sie in dem all-
gemeinen Untergange verschonen werde. Jndem
Noah unter einem Kürbisgeländer das Ende des
menschlichen Geschlechts beweinet, eröffnet ihm der
Herr in einer Erscheinung die Art, wie die Men-
schen untergehen sollen, und die Zeit, wann dieses
geschehen soll. Noahs Fürbitte für dieselben. Er
will gern in den Gedanken der Menschen, denen
er ihren nahen Untergang verkündiget hatte, ein
falscher Weissager scheinen. Er stellet dem Schö-
pfer die Freude und das Gespötte der gefallenen
Engel vor Augen, wenn er selbst seine Erschaffung
sobald wieder vernichtete; und marktet mit ihm um
die Verschonung der Welt. Durch vielmal wieder-
holtes Ersuchen bringt er es so weit, daß Gott ver-
heißt der Welt zu schonen, falls nur zehn Gerech-
te darinnen gefunden würden. Wiewol Noah
nicht so viele findet, schenket Gott doch ihm und
seinem Hause das Leben, und verspricht ihm, die
Welt auf ein neues von seinem Saamen zu bevöl-
kern. Zugleich giebt er ihm den Grundriß zu dem
Schiffe. Paradiesmässige Lebensart der Kinder

Noah.
Grundriß
„mit Noah unter Jaakans Gezelte. Anarchie
„unter den Nephilim. Die Gottheit wird von
„Jaakan verſucht. Der Herr ſpottet ſeiner mit
„Dazwiſchenſtellung einer Schattenperſon. Der
„Schoͤpfer bereuet es, daß er Menſchen gema-
„chet hat. Er beſchließt dieſelben zu vertilgen.„

So weit Noahs Erzehlung.

Das dritte Buch.

Noah und Nemuel halten das menſchliche Ge-
ſchlecht vor verlohren. Sie duͤrffen ſich auch nicht
ſchmeicheln, daß die goͤttliche Rache ſie in dem all-
gemeinen Untergange verſchonen werde. Jndem
Noah unter einem Kuͤrbisgelaͤnder das Ende des
menſchlichen Geſchlechts beweinet, eroͤffnet ihm der
Herr in einer Erſcheinung die Art, wie die Men-
ſchen untergehen ſollen, und die Zeit, wann dieſes
geſchehen ſoll. Noahs Fuͤrbitte fuͤr dieſelben. Er
will gern in den Gedanken der Menſchen, denen
er ihren nahen Untergang verkuͤndiget hatte, ein
falſcher Weiſſager ſcheinen. Er ſtellet dem Schoͤ-
pfer die Freude und das Geſpoͤtte der gefallenen
Engel vor Augen, wenn er ſelbſt ſeine Erſchaffung
ſobald wieder vernichtete; und marktet mit ihm um
die Verſchonung der Welt. Durch vielmal wieder-
holtes Erſuchen bringt er es ſo weit, daß Gott ver-
heißt der Welt zu ſchonen, falls nur zehn Gerech-
te darinnen gefunden wuͤrden. Wiewol Noah
nicht ſo viele findet, ſchenket Gott doch ihm und
ſeinem Hauſe das Leben, und verſpricht ihm, die
Welt auf ein neues von ſeinem Saamen zu bevoͤl-
kern. Zugleich giebt er ihm den Grundriß zu dem
Schiffe. Paradiesmaͤſſige Lebensart der Kinder

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[6/0008] Grundriß „mit Noah unter Jaakans Gezelte. Anarchie „unter den Nephilim. Die Gottheit wird von „Jaakan verſucht. Der Herr ſpottet ſeiner mit „Dazwiſchenſtellung einer Schattenperſon. Der „Schoͤpfer bereuet es, daß er Menſchen gema- „chet hat. Er beſchließt dieſelben zu vertilgen.„ So weit Noahs Erzehlung. Das dritte Buch. Noah und Nemuel halten das menſchliche Ge- ſchlecht vor verlohren. Sie duͤrffen ſich auch nicht ſchmeicheln, daß die goͤttliche Rache ſie in dem all- gemeinen Untergange verſchonen werde. Jndem Noah unter einem Kuͤrbisgelaͤnder das Ende des menſchlichen Geſchlechts beweinet, eroͤffnet ihm der Herr in einer Erſcheinung die Art, wie die Men- ſchen untergehen ſollen, und die Zeit, wann dieſes geſchehen ſoll. Noahs Fuͤrbitte fuͤr dieſelben. Er will gern in den Gedanken der Menſchen, denen er ihren nahen Untergang verkuͤndiget hatte, ein falſcher Weiſſager ſcheinen. Er ſtellet dem Schoͤ- pfer die Freude und das Geſpoͤtte der gefallenen Engel vor Augen, wenn er ſelbſt ſeine Erſchaffung ſobald wieder vernichtete; und marktet mit ihm um die Verſchonung der Welt. Durch vielmal wieder- holtes Erſuchen bringt er es ſo weit, daß Gott ver- heißt der Welt zu ſchonen, falls nur zehn Gerech- te darinnen gefunden wuͤrden. Wiewol Noah nicht ſo viele findet, ſchenket Gott doch ihm und ſeinem Hauſe das Leben, und verſpricht ihm, die Welt auf ein neues von ſeinem Saamen zu bevoͤl- kern. Zugleich giebt er ihm den Grundriß zu dem Schiffe. Paradiesmaͤſſige Lebensart der Kinder Noah.

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 4. Zürich, 1742, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung04_1742/8>, abgerufen am 18.12.2024.