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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 4. Zürich, 1742.

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Echo
dichter Deutschlands nenne, schier jedermann
verstehet, daß ich Hrn. D. Triller meine: Eben
so gut, als falls ich Hrn. Prof. G-ttsch-d den
deutschen Fontenelle betittle, es alle seine Schü-
ler merken können.
10. Jch kan mich auch auf die Erfahrung und
das Gewissen meines ungenannten Tadlers beruf-
fen, der muß mir Zeugniß geben, daß ich den Nah-
men meines Helden durch die besondere Art des
Ausdrucks nicht unkennbar gemacht habe: Er
sagt ja auf der 166sten u. f. Seite:
"Man brau-
"chet eben nicht das Ebräische ohne Puncten so
"zu verstehen, wie Rabbi Sievers, wenn man
"es mercken soll, daß dieses mit Sternen geflikte
"Wort Triller heisse."
Und er muß ein schwa-
ches Gedächtniß oder eine unverschämte Stirne
haben, daß er mich gleich auf der 169sten Seite
anklagt: "Der Verehrer der Trillerischen Muse
"vergräbt den Nahmen seines Helden." Heißt
dieses einen Nahmen vergraben, wenn ihn auch
die dummsten Jungen ohne Kopfbrechen merken
können? Jch will ihm darum im Vorbeygehen
eine gute Lection heimgeben, die er fleissig studieren
muß: M-nd-c-m oportet esse memorem.
Jch bin sicher, daß er mich mit halben Worten
verstehet.
11. Jch habe aber diese seltsame Art des Aus-
drucks vor der gewohnten aus folgenden Gründen
erwehlet.
12. Jch habe den Geschlechtesnahmen meines
Helden seiner Vocalen, die ihm doch nicht ei-
gen sind, beraubet; uud ihm nur dasjenige ge-
lassen,
Echo
dichter Deutſchlands nenne, ſchier jedermann
verſtehet, daß ich Hrn. D. Triller meine: Eben
ſo gut, als falls ich Hrn. Prof. G-ttſch-d den
deutſchen Fontenelle betittle, es alle ſeine Schuͤ-
ler merken koͤnnen.
10. Jch kan mich auch auf die Erfahrung und
das Gewiſſen meines ungenannten Tadlers beruf-
fen, der muß mir Zeugniß geben, daß ich den Nah-
men meines Helden durch die beſondere Art des
Ausdrucks nicht unkennbar gemacht habe: Er
ſagt ja auf der 166ſten u. f. Seite:
„Man brau-
„chet eben nicht das Ebraͤiſche ohne Puncten ſo
„zu verſtehen, wie Rabbi Sievers, wenn man
„es mercken ſoll, daß dieſes mit Sternen geflikte
„Wort Triller heiſſe.„
Und er muß ein ſchwa-
ches Gedaͤchtniß oder eine unverſchaͤmte Stirne
haben, daß er mich gleich auf der 169ſten Seite
anklagt: „Der Verehrer der Trilleriſchen Muſe
vergraͤbt den Nahmen ſeines Helden.„ Heißt
dieſes einen Nahmen vergraben, wenn ihn auch
die dummſten Jungen ohne Kopfbrechen merken
koͤnnen? Jch will ihm darum im Vorbeygehen
eine gute Lection heimgeben, die er fleiſſig ſtudieren
muß: M-nd-c-m oportet eſſe memorem.
Jch bin ſicher, daß er mich mit halben Worten
verſtehet.
11. Jch habe aber dieſe ſeltſame Art des Aus-
drucks vor der gewohnten aus folgenden Gruͤnden
erwehlet.
12. Jch habe den Geſchlechtesnahmen meines
Helden ſeiner Vocalen, die ihm doch nicht ei-
gen ſind, beraubet; uud ihm nur dasjenige ge-
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[56/0058] Echo dichter Deutſchlands nenne, ſchier jedermann verſtehet, daß ich Hrn. D. Triller meine: Eben ſo gut, als falls ich Hrn. Prof. G-ttſch-d den deutſchen Fontenelle betittle, es alle ſeine Schuͤ- ler merken koͤnnen. 10. Jch kan mich auch auf die Erfahrung und das Gewiſſen meines ungenannten Tadlers beruf- fen, der muß mir Zeugniß geben, daß ich den Nah- men meines Helden durch die beſondere Art des Ausdrucks nicht unkennbar gemacht habe: Er ſagt ja auf der 166ſten u. f. Seite: „Man brau- „chet eben nicht das Ebraͤiſche ohne Puncten ſo „zu verſtehen, wie Rabbi Sievers, wenn man „es mercken ſoll, daß dieſes mit Sternen geflikte „Wort Triller heiſſe.„ Und er muß ein ſchwa- ches Gedaͤchtniß oder eine unverſchaͤmte Stirne haben, daß er mich gleich auf der 169ſten Seite anklagt: „Der Verehrer der Trilleriſchen Muſe „vergraͤbt den Nahmen ſeines Helden.„ Heißt dieſes einen Nahmen vergraben, wenn ihn auch die dummſten Jungen ohne Kopfbrechen merken koͤnnen? Jch will ihm darum im Vorbeygehen eine gute Lection heimgeben, die er fleiſſig ſtudieren muß: M-nd-c-m oportet eſſe memorem. Jch bin ſicher, daß er mich mit halben Worten verſtehet. 11. Jch habe aber dieſe ſeltſame Art des Aus- drucks vor der gewohnten aus folgenden Gruͤnden erwehlet. 12. Jch habe den Geſchlechtesnahmen meines Helden ſeiner Vocalen, die ihm doch nicht ei- gen ſind, beraubet; uud ihm nur dasjenige ge- laſſen,

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 4. Zürich, 1742, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung04_1742/58>, abgerufen am 02.05.2024.