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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742.

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in Miltons verlohrnen Paradiese.
welcher einem jeden erlaubt ist, neue Vergleichun-
gen zu erfinden, oder ähnliche Dinge unter gantz
neuen emblematischen, jedoch deutlichen und leb-
haften Bildern vorzustellen, folglich auch vergönnet
ist, solche Vergleichungen in Metaphoren einzu-
kleiden. Zu diesen neuen Metaphoren hat er fer-
ner eine grosse Anzahl andrer zusammengelesen,
welche er in seiner Sprache schon seit uralten Zei-
ten so wohl eingeführt gefunden, daß sie izo von den
wenigsten mehr vor Metaphern angesehen werden.
Die Englische Sprache ist an dergleichen vor an-
dern reich. Aber Milton begnügete sich nicht an
denen, welche zu seiner Zeit in dem gemeinen Um-
gange gebraucht wurden, sondern zog eine Men-
ge solcher, die theils dem Untergange nahe waren,
theils schon ins Vergessen gekommen, wieder ans
Licht hervor. Er bemächtigte sich solcher in Spen-
sers, Fletschers, und Sakspers Schristen, so oft sie
ihm dieneten, eine Sache und einen Begriff nach
einer absonderlichen Einschränckung vorstellig zu
machen. Daneben thaten ihm diese veralterten
Wörter den Dienst, daß sie seinem Gedichte ei-
nen gewissen Schein von Alterthum mittheileten.
Auch das lezte Mittel, das Aristoteles in Vorschlag
gebracht hat, hat Milton mit Nutzen anzuwenden
gewußt. Er hat eine Redensart mit Hinzusezung
solcher Wörter länger gemacht, welche nach Be-
lieben gesetzet oder ausgelassen werden können; und
er hat absonderliche Wörter mittelst Einschiebung
oder Hinauswerffung gewisser Sylben ausgedäh-
net, oder abgestutzet.

"Giebt man auf das
"Maaß seines Verses acht, sagt Addison, so
"wird

in Miltons verlohrnen Paradieſe.
welcher einem jeden erlaubt iſt, neue Vergleichun-
gen zu erfinden, oder aͤhnliche Dinge unter gantz
neuen emblematiſchen, jedoch deutlichen und leb-
haften Bildern vorzuſtellen, folglich auch vergoͤnnet
iſt, ſolche Vergleichungen in Metaphoren einzu-
kleiden. Zu dieſen neuen Metaphoren hat er fer-
ner eine groſſe Anzahl andrer zuſammengeleſen,
welche er in ſeiner Sprache ſchon ſeit uralten Zei-
ten ſo wohl eingefuͤhrt gefunden, daß ſie izo von den
wenigſten mehr vor Metaphern angeſehen werden.
Die Engliſche Sprache iſt an dergleichen vor an-
dern reich. Aber Milton begnuͤgete ſich nicht an
denen, welche zu ſeiner Zeit in dem gemeinen Um-
gange gebraucht wurden, ſondern zog eine Men-
ge ſolcher, die theils dem Untergange nahe waren,
theils ſchon ins Vergeſſen gekommen, wieder ans
Licht hervor. Er bemaͤchtigte ſich ſolcher in Spen-
ſers, Fletſchers, und Sakſpers Schriſten, ſo oft ſie
ihm dieneten, eine Sache und einen Begriff nach
einer abſonderlichen Einſchraͤnckung vorſtellig zu
machen. Daneben thaten ihm dieſe veralterten
Woͤrter den Dienſt, daß ſie ſeinem Gedichte ei-
nen gewiſſen Schein von Alterthum mittheileten.
Auch das lezte Mittel, das Ariſtoteles in Vorſchlag
gebracht hat, hat Milton mit Nutzen anzuwenden
gewußt. Er hat eine Redensart mit Hinzuſezung
ſolcher Woͤrter laͤnger gemacht, welche nach Be-
lieben geſetzet oder ausgelaſſen werden koͤnnen; und
er hat abſonderliche Woͤrter mittelſt Einſchiebung
oder Hinauswerffung gewiſſer Sylben ausgedaͤh-
net, oder abgeſtutzet.

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„Maaß ſeines Verſes acht, ſagt Addiſon, ſo
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[79/0081] in Miltons verlohrnen Paradieſe. welcher einem jeden erlaubt iſt, neue Vergleichun- gen zu erfinden, oder aͤhnliche Dinge unter gantz neuen emblematiſchen, jedoch deutlichen und leb- haften Bildern vorzuſtellen, folglich auch vergoͤnnet iſt, ſolche Vergleichungen in Metaphoren einzu- kleiden. Zu dieſen neuen Metaphoren hat er fer- ner eine groſſe Anzahl andrer zuſammengeleſen, welche er in ſeiner Sprache ſchon ſeit uralten Zei- ten ſo wohl eingefuͤhrt gefunden, daß ſie izo von den wenigſten mehr vor Metaphern angeſehen werden. Die Engliſche Sprache iſt an dergleichen vor an- dern reich. Aber Milton begnuͤgete ſich nicht an denen, welche zu ſeiner Zeit in dem gemeinen Um- gange gebraucht wurden, ſondern zog eine Men- ge ſolcher, die theils dem Untergange nahe waren, theils ſchon ins Vergeſſen gekommen, wieder ans Licht hervor. Er bemaͤchtigte ſich ſolcher in Spen- ſers, Fletſchers, und Sakſpers Schriſten, ſo oft ſie ihm dieneten, eine Sache und einen Begriff nach einer abſonderlichen Einſchraͤnckung vorſtellig zu machen. Daneben thaten ihm dieſe veralterten Woͤrter den Dienſt, daß ſie ſeinem Gedichte ei- nen gewiſſen Schein von Alterthum mittheileten. Auch das lezte Mittel, das Ariſtoteles in Vorſchlag gebracht hat, hat Milton mit Nutzen anzuwenden gewußt. Er hat eine Redensart mit Hinzuſezung ſolcher Woͤrter laͤnger gemacht, welche nach Be- lieben geſetzet oder ausgelaſſen werden koͤnnen; und er hat abſonderliche Woͤrter mittelſt Einſchiebung oder Hinauswerffung gewiſſer Sylben ausgedaͤh- net, oder abgeſtutzet. „Giebt man auf das „Maaß ſeines Verſes acht, ſagt Addiſon, ſo „wird

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung03_1742/81>, abgerufen am 24.11.2024.