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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741.

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zum Lob der Tr-ll-rischen Fabeln etc.
und Beurtheilung vielmehr schwächen und
verstellen, als annehmlich machen. Soll
denn hierinn der gute Geschmack bestehen,
wovon man auf allen Blättern so viel Rüh-
mens macht? wir glauben es nicht: Es ist
wahr, es scheinet, als ob die Kunstrichter
einer gewissen Nation bey ihren Urtheilen
allemahl eine grobe Sprache führen wollen.

Wir sind es seit einigen Jahren also gewohnt.
Wir gestehen aufrichtig, daß sie uns durch
ihre critische Schriften viel falsches in der
Beredtsamkeit und Dichtkunst
entdecket ha-
ben, welches von vielen so heilig ist verehret
worden. Es sind aber auch zum öftern un-
nöthige Klaubereyen mit untermengt. Den
Vortrag aber, dessen sie sich bedienet, ha-
ben gesittete Leute jederzeit verabscheuet. Sie
werden aber auch glauben, daß sie nicht die
einzigen Beförderet des guten Geschmacks
sind.
Hinter dem Gebirge wohnen auch

Leute.
Als ob die Kunstrichter einer gewissen Nation etc.)
Parcite paucorum diffundere crimen in omnes! Sonst
mögte man euch die Höflichkeit eines Neum.. Edz..
und so vieler anderer auch in die Rechnung bringen.
Jch hoffe aber mein Beyspiel werde diese Nation gegen
den Vorwurff der Lieblosigkeit und Unhöflichkeit genug-
sam schützen.
Viel Falsches in der Beredtsamkeit) Wer hat
dem Hrn. Z* befohlen, dieses zu bekennen? Da die
Deutschen ihre Verbesserung lieber den Franzosen als
den Schweitzern zu dancken geneigt sind?

zum Lob der Tr-ll-riſchen Fabeln ꝛc.
und Beurtheilung vielmehr ſchwaͤchen und
verſtellen, als annehmlich machen. Soll
denn hierinn der gute Geſchmack beſtehen,
wovon man auf allen Blaͤttern ſo viel Ruͤh-
mens macht? wir glauben es nicht: Es iſt
wahr, es ſcheinet, als ob die Kunſtrichter
einer gewiſſen Nation bey ihren Urtheilen
allemahl eine grobe Sprache fuͤhren wollen.

Wir ſind es ſeit einigen Jahren alſo gewohnt.
Wir geſtehen aufrichtig, daß ſie uns durch
ihre critiſche Schriften viel falſches in der
Beredtſamkeit und Dichtkunſt
entdecket ha-
ben, welches von vielen ſo heilig iſt verehret
worden. Es ſind aber auch zum oͤftern un-
noͤthige Klaubereyen mit untermengt. Den
Vortrag aber, deſſen ſie ſich bedienet, ha-
ben geſittete Leute jederzeit verabſcheuet. Sie
werden aber auch glauben, daß ſie nicht die
einzigen Befoͤrderet des guten Geſchmacks
ſind.
Hinter dem Gebirge wohnen auch

Leute.
Als ob die Kunſtrichter einer gewiſſen Nation ꝛc.)
Parcite paucorum diffundere crimen in omnes! Sonſt
moͤgte man euch die Hoͤflichkeit eines Neum.. Edz..
und ſo vieler anderer auch in die Rechnung bringen.
Jch hoffe aber mein Beyſpiel werde dieſe Nation gegen
den Vorwurff der Liebloſigkeit und Unhoͤflichkeit genug-
ſam ſchuͤtzen.
Viel Falſches in der Beredtſamkeit) Wer hat
dem Hrn. Z* befohlen, dieſes zu bekennen? Da die
Deutſchen ihre Verbeſſerung lieber den Franzoſen als
den Schweitzern zu dancken geneigt ſind?
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[63/0065] zum Lob der Tr-ll-riſchen Fabeln ꝛc. und Beurtheilung vielmehr ſchwaͤchen und verſtellen, als annehmlich machen. Soll denn hierinn der gute Geſchmack beſtehen, wovon man auf allen Blaͤttern ſo viel Ruͤh- mens macht? wir glauben es nicht: Es iſt wahr, es ſcheinet, als ob die Kunſtrichter einer gewiſſen Nation bey ihren Urtheilen allemahl eine grobe Sprache fuͤhren wollen. Wir ſind es ſeit einigen Jahren alſo gewohnt. Wir geſtehen aufrichtig, daß ſie uns durch ihre critiſche Schriften viel falſches in der Beredtſamkeit und Dichtkunſt entdecket ha- ben, welches von vielen ſo heilig iſt verehret worden. Es ſind aber auch zum oͤftern un- noͤthige Klaubereyen mit untermengt. Den Vortrag aber, deſſen ſie ſich bedienet, ha- ben geſittete Leute jederzeit verabſcheuet. Sie werden aber auch glauben, daß ſie nicht die einzigen Befoͤrderet des guten Geſchmacks ſind. Hinter dem Gebirge wohnen auch Leute. Als ob die Kunſtrichter einer gewiſſen Nation ꝛc.) Parcite paucorum diffundere crimen in omnes! Sonſt moͤgte man euch die Hoͤflichkeit eines Neum.. Edz.. und ſo vieler anderer auch in die Rechnung bringen. Jch hoffe aber mein Beyſpiel werde dieſe Nation gegen den Vorwurff der Liebloſigkeit und Unhoͤflichkeit genug- ſam ſchuͤtzen. Viel Falſches in der Beredtſamkeit) Wer hat dem Hrn. Z* befohlen, dieſes zu bekennen? Da die Deutſchen ihre Verbeſſerung lieber den Franzoſen als den Schweitzern zu dancken geneigt ſind?

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung02_1741/65>, abgerufen am 04.05.2024.