"den verbindlichsten Danck verdienet, wenn er "zugleich an seinem Orte die gar zu harten und "schwülstigen Metaphoren, die läppischen Wort- "spiele, und andere mehrentheils freywillige "Schwachheiten des Verstandes, den Leuten "verhaßt zu machen suchet; doch scheinet es fast, "als ob er hierbey dem Verdacht einiger Par- "theiligkeit nicht gäntzlich ausweichen werde. "Opitz, von Caniz, und von Besser sind die- "jenigen, welche er nicht allein allen übrigen "Poeten weit vorzieht, sondern auch von ihnen "bey jeder Gelegenheit eitel nur erlesene Stellen "anführet, von den andern aber insgesammt "nichts anders zusammenträgt, als was er ih- "nen nachtheilig zu seyn geglaubet; ja wohl gar "ihre beygebrachten Oerter gantz unrichtig, ver- "stümmelt, und verfälscht darstellet. So wird "unter andern folgendes von dem seligen Cantz- "leyrath Amthor eingeführt, da alle besonders "gedruckten Worte im Original gantz anders ste- "hen:
"Monarch daß in verwehnten Zügen "Mein eitler Kiel von neuem sich vergißt, "Und deiner Saamen Preis nach seinem Schatten mißt, "Den lüstern Trieb der Schnsucht zu vergnügen; "Jst deiner selbstbeliebten Huld "Und eigner Gnade mehr, als meiner Frechheit Schuld. "Hieß dein Befehl mich selbst doch näher rücken, "Und an der Strahlen Gold erquicken; "Was Wunder, daß sich dann der kalte Nesselstaub, "An dem bisher der ferne Fuß geklebet, "Hiervon erhitzt ein frisches Lorbeerlaub "Durch einen kühnen Schluß verwandelt und erhebet; "Daß meiner Musen böse Kraft etc.
"Es
Nachrichten von dem Urſprunge
„den verbindlichſten Danck verdienet, wenn er „zugleich an ſeinem Orte die gar zu harten und „ſchwuͤlſtigen Metaphoren, die laͤppiſchen Wort- „ſpiele, und andere mehrentheils freywillige „Schwachheiten des Verſtandes, den Leuten „verhaßt zu machen ſuchet; doch ſcheinet es faſt, „als ob er hierbey dem Verdacht einiger Par- „theiligkeit nicht gaͤntzlich ausweichen werde. „Opitz, von Caniz, und von Beſſer ſind die- „jenigen, welche er nicht allein allen uͤbrigen „Poeten weit vorzieht, ſondern auch von ihnen „bey jeder Gelegenheit eitel nur erleſene Stellen „anfuͤhret, von den andern aber insgeſammt „nichts anders zuſammentraͤgt, als was er ih- „nen nachtheilig zu ſeyn geglaubet; ja wohl gar „ihre beygebrachten Oerter gantz unrichtig, ver- „ſtuͤmmelt, und verfaͤlſcht darſtellet. So wird „unter andern folgendes von dem ſeligen Cantz- „leyrath Amthor eingefuͤhrt, da alle beſonders „gedruckten Worte im Original gantz anders ſte- „hen:
„Monarch daß in verwehnten Zuͤgen „Mein eitler Kiel von neuem ſich vergißt, „Und deiner Saamen Preis nach ſeinem Schatten mißt, „Den luͤſtern Trieb der Schnſucht zu vergnuͤgen; „Jſt deiner ſelbſtbeliebten Huld „Und eigner Gnade mehr, als meiner Frechheit Schuld. „Hieß dein Befehl mich ſelbſt doch naͤher ruͤcken, „Und an der Strahlen Gold erquicken; „Was Wunder, daß ſich dann der kalte Neſſelſtaub, „An dem bisher der ferne Fuß geklebet, „Hiervon erhitzt ein friſches Lorbeerlaub „Durch einen kuͤhnen Schluß verwandelt und erhebet; „Daß meiner Muſen boͤſe Kraft ꝛc.
„Es
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Nachrichten von dem Urſprunge
„den verbindlichſten Danck verdienet, wenn er
„zugleich an ſeinem Orte die gar zu harten und
„ſchwuͤlſtigen Metaphoren, die laͤppiſchen Wort-
„ſpiele, und andere mehrentheils freywillige
„Schwachheiten des Verſtandes, den Leuten
„verhaßt zu machen ſuchet; doch ſcheinet es faſt,
„als ob er hierbey dem Verdacht einiger Par-
„theiligkeit nicht gaͤntzlich ausweichen werde.
„Opitz, von Caniz, und von Beſſer ſind die-
„jenigen, welche er nicht allein allen uͤbrigen
„Poeten weit vorzieht, ſondern auch von ihnen
„bey jeder Gelegenheit eitel nur erleſene Stellen
„anfuͤhret, von den andern aber insgeſammt
„nichts anders zuſammentraͤgt, als was er ih-
„nen nachtheilig zu ſeyn geglaubet; ja wohl gar
„ihre beygebrachten Oerter gantz unrichtig, ver-
„ſtuͤmmelt, und verfaͤlſcht darſtellet. So wird
„unter andern folgendes von dem ſeligen Cantz-
„leyrath Amthor eingefuͤhrt, da alle beſonders
„gedruckten Worte im Original gantz anders ſte-
„hen:
„Monarch daß in verwehnten Zuͤgen
„Mein eitler Kiel von neuem ſich vergißt,
„Und deiner Saamen Preis nach ſeinem Schatten mißt,
„Den luͤſtern Trieb der Schnſucht zu vergnuͤgen;
„Jſt deiner ſelbſtbeliebten Huld
„Und eigner Gnade mehr, als meiner Frechheit Schuld.
„Hieß dein Befehl mich ſelbſt doch naͤher ruͤcken,
„Und an der Strahlen Gold erquicken;
„Was Wunder, daß ſich dann der kalte Neſſelſtaub,
„An dem bisher der ferne Fuß geklebet,
„Hiervon erhitzt ein friſches Lorbeerlaub
„Durch einen kuͤhnen Schluß verwandelt und erhebet;
„Daß meiner Muſen boͤſe Kraft ꝛc.
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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung02_1741/142>, abgerufen am 22.07.2024.
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