[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741.Verl. Paradies. I. B. eine oder das andere Geschlecht, oder beyde zu-gleich an sich nehmen; so zart und ungemengt ist ihr reines Wesen, nicht mit Gelencken und Gliedmassen zusammengeschlossen und geknüpft, noch auf die zerbrüchliche Stärcke der Beine ge- gründet, wie das verhinderliche Fleisch; was vor eine Gestalt sie aber an sich nehmen, eine ausgedähnte, oder zusammengezogene, eine helle oder dunckle, können sie in selbiger ihr gei- stiges Vorhaben bewerckstelligen, und Wercke der Liebe oder des Hasses vollbringen. Um die- se vertauschte der Stamm Jsrael oft seine le- bendige Stärcke, und ließ seinen heiligen Altar unbesucht, und bückete sich hingegen vor unver- nünftigen Göttern zur Erden, welches machte, daß er den Nacken eben so tief im Kriege bü- ken, und vor den Spiessen verächtlicher Feinde niederfallen mußte. Jn diesem Haufen kam auch Astoreth, welche die Phönizier Astarte nannten, eine Königin des Himmels mit wach- senden Hörnern; das Sidonische Frauenzim- mer bezahlte des Nachts beym Mondscheine vor ihren gläntzenden Statuen ihre Gelübde, und sangen ihr Lobgesänge; sie blieb auch in Sion nicht unbesungen, wo ihr Tempel auf dem är- gernden Berge stuhnd, der von dem verbuhl- ten König erbauet worden, dessen sonst so groß- müthi- Was vor eine Gestalt sie aber an sich nahmen) Dieses
dienet, den Leser zu der wunderbaren Zusammenziehung der Englischen Gestalten in dem Saale des Pandämonium vorzubereiten, welche am Ende dieses ersten B. gedichtet wird. Verl. Paradies. I. B. eine oder das andere Geſchlecht, oder beyde zu-gleich an ſich nehmen; ſo zart und ungemengt iſt ihr reines Weſen, nicht mit Gelencken und Gliedmaſſen zuſammengeſchloſſen und geknuͤpft, noch auf die zerbruͤchliche Staͤrcke der Beine ge- gruͤndet, wie das verhinderliche Fleiſch; was vor eine Geſtalt ſie aber an ſich nehmen, eine ausgedaͤhnte, oder zuſammengezogene, eine helle oder dunckle, koͤnnen ſie in ſelbiger ihr gei- ſtiges Vorhaben bewerckſtelligen, und Wercke der Liebe oder des Haſſes vollbringen. Um die- ſe vertauſchte der Stamm Jſrael oft ſeine le- bendige Staͤrcke, und ließ ſeinen heiligen Altar unbeſucht, und buͤckete ſich hingegen vor unver- nuͤnftigen Goͤttern zur Erden, welches machte, daß er den Nacken eben ſo tief im Kriege buͤ- ken, und vor den Spieſſen veraͤchtlicher Feinde niederfallen mußte. Jn dieſem Haufen kam auch Aſtoreth, welche die Phoͤnizier Aſtarte nannten, eine Koͤnigin des Himmels mit wach- ſenden Hoͤrnern; das Sidoniſche Frauenzim- mer bezahlte des Nachts beym Mondſcheine vor ihren glaͤntzenden Statuen ihre Geluͤbde, und ſangen ihr Lobgeſaͤnge; ſie blieb auch in Sion nicht unbeſungen, wo ihr Tempel auf dem aͤr- gernden Berge ſtuhnd, der von dem verbuhl- ten Koͤnig erbauet worden, deſſen ſonſt ſo groß- muͤthi- Was vor eine Geſtalt ſie aber an ſich nahmen) Dieſes
dienet, den Leſer zu der wunderbaren Zuſammenziehung der Engliſchen Geſtalten in dem Saale des Pandaͤmonium vorzubereiten, welche am Ende dieſes erſten B. gedichtet wird. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0043" n="27"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Verl. Paradies. <hi rendition="#aq">I.</hi> B.</hi></fw><lb/> eine oder das andere Geſchlecht, oder beyde zu-<lb/> gleich an ſich nehmen; ſo zart und ungemengt<lb/> iſt ihr reines Weſen, nicht mit Gelencken und<lb/> Gliedmaſſen zuſammengeſchloſſen und geknuͤpft,<lb/> noch auf die zerbruͤchliche Staͤrcke der Beine ge-<lb/> gruͤndet, wie das verhinderliche Fleiſch; was<lb/> vor eine Geſtalt ſie aber an ſich nehmen, eine<lb/> ausgedaͤhnte, oder zuſammengezogene, eine<lb/> helle oder dunckle, koͤnnen ſie in ſelbiger ihr gei-<lb/> ſtiges Vorhaben bewerckſtelligen, und Wercke<lb/> der Liebe oder des Haſſes vollbringen. Um die-<lb/> ſe vertauſchte der Stamm Jſrael oft ſeine le-<lb/> bendige Staͤrcke, und ließ ſeinen heiligen Altar<lb/> unbeſucht, und buͤckete ſich hingegen vor unver-<lb/> nuͤnftigen Goͤttern zur Erden, welches machte,<lb/> daß er den Nacken eben ſo tief im Kriege buͤ-<lb/> ken, und vor den Spieſſen veraͤchtlicher Feinde<lb/> niederfallen mußte. Jn dieſem Haufen kam<lb/> auch Aſtoreth, welche die Phoͤnizier Aſtarte<lb/> nannten, eine Koͤnigin des Himmels mit wach-<lb/> ſenden Hoͤrnern; das Sidoniſche Frauenzim-<lb/> mer bezahlte des Nachts beym Mondſcheine vor<lb/> ihren glaͤntzenden Statuen ihre Geluͤbde, und<lb/> ſangen ihr Lobgeſaͤnge; ſie blieb auch in Sion<lb/> nicht unbeſungen, wo ihr Tempel auf dem aͤr-<lb/> gernden Berge ſtuhnd, der von dem verbuhl-<lb/> ten Koͤnig erbauet worden, deſſen ſonſt ſo groß-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">muͤthi-</fw><lb/><note place="foot">Was vor eine Geſtalt ſie aber an ſich nahmen) Dieſes<lb/> dienet, den Leſer zu der wunderbaren Zuſammenziehung<lb/> der Engliſchen Geſtalten in dem Saale des Pandaͤmonium<lb/> vorzubereiten, welche am Ende dieſes erſten B. gedichtet<lb/> wird.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [27/0043]
Verl. Paradies. I. B.
eine oder das andere Geſchlecht, oder beyde zu-
gleich an ſich nehmen; ſo zart und ungemengt
iſt ihr reines Weſen, nicht mit Gelencken und
Gliedmaſſen zuſammengeſchloſſen und geknuͤpft,
noch auf die zerbruͤchliche Staͤrcke der Beine ge-
gruͤndet, wie das verhinderliche Fleiſch; was
vor eine Geſtalt ſie aber an ſich nehmen, eine
ausgedaͤhnte, oder zuſammengezogene, eine
helle oder dunckle, koͤnnen ſie in ſelbiger ihr gei-
ſtiges Vorhaben bewerckſtelligen, und Wercke
der Liebe oder des Haſſes vollbringen. Um die-
ſe vertauſchte der Stamm Jſrael oft ſeine le-
bendige Staͤrcke, und ließ ſeinen heiligen Altar
unbeſucht, und buͤckete ſich hingegen vor unver-
nuͤnftigen Goͤttern zur Erden, welches machte,
daß er den Nacken eben ſo tief im Kriege buͤ-
ken, und vor den Spieſſen veraͤchtlicher Feinde
niederfallen mußte. Jn dieſem Haufen kam
auch Aſtoreth, welche die Phoͤnizier Aſtarte
nannten, eine Koͤnigin des Himmels mit wach-
ſenden Hoͤrnern; das Sidoniſche Frauenzim-
mer bezahlte des Nachts beym Mondſcheine vor
ihren glaͤntzenden Statuen ihre Geluͤbde, und
ſangen ihr Lobgeſaͤnge; ſie blieb auch in Sion
nicht unbeſungen, wo ihr Tempel auf dem aͤr-
gernden Berge ſtuhnd, der von dem verbuhl-
ten Koͤnig erbauet worden, deſſen ſonſt ſo groß-
muͤthi-
Was vor eine Geſtalt ſie aber an ſich nahmen) Dieſes
dienet, den Leſer zu der wunderbaren Zuſammenziehung
der Engliſchen Geſtalten in dem Saale des Pandaͤmonium
vorzubereiten, welche am Ende dieſes erſten B. gedichtet
wird.
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