[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741.
So Dieser Stelle setzet sie noch einiche an die Sei- reichen G
So Dieſer Stelle ſetzet ſie noch einiche an die Sei- reichen G
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <cit> <quote> <pb facs="#f0113" n="97"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">und dem Scharfſinnigen.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">„lich gefuͤhrten Wandel uns zu dieſer unver-<lb/> „meidlichen Nachfahrt bereiten lernen:„</hi> </quote> </cit> <p><hi rendition="#fr">So<lb/> ſind dieſe Zeilen zwar nach den vollkommenſten<lb/> Regeln einer guten Schreibart abgefaſſet: ſie<lb/> ſind natuͤrlich; denn ich ſehe nichts gekuͤnſtel-<lb/> tes oder gezwungenes darinnen: ſie ſind ver-<lb/> nuͤnftig; denn alles, was er ſagt, iſt wahr, man<lb/> mag es betrachten, von welcher Seite man im-<lb/> mer will: ſie ſind endlich auch nicht voller gar<lb/> zu hochgetriebenen Vergroͤſſerungen. Doch<lb/> die Wahrheit zu ſagen, ſo ſind alle dieſe ſchoͤ-<lb/> nen Ausdruͤckungen noch nicht ſinnreich.</hi> Aber<lb/> wer iſt jemahls in dem Jrrwahne geſteckt, daß<lb/> alles was gut geſchrieben iſt, darum auch ſinnreich<lb/> oder ſcharfſinnig ſey? Jedermann ſiehet leicht, daß<lb/> die Beſſeriſche Stelle weder ſinnreich noch ſcharf-<lb/> ſinnig heiſſen kan. Der wahre Grund deſſen iſt,<lb/> weil darinnen keine Vergleichungen aͤhnlicher<lb/> Dinge vorkommen, indem ſie aus bloſſen Ver-<lb/> nnnfts-Saͤtzen zuſammengeſetzet iſt. Jm uͤbrigen<lb/> koͤmmt mir die Sprache, in welcher Phyllis dieſe<lb/> Stelle beurtheilt, gantz unverſtaͤndlich vor. Oder<lb/> was wollen dieſe Worte ſagen? <hi rendition="#fr">Dieſe Zeilen ſind<lb/> natuͤrlich, denn ꝛc. ſie ſind vernuͤnftig, denn ꝛc.<lb/> ſie ſind endlich auch nicht voller gar zu hoch-<lb/> getriebenen Vergroͤſſerungen.</hi> Kan denn etwas<lb/> natuͤrlich und dennoch unvernuͤnftig, oder vernuͤnftig<lb/> und zugleich unnatuͤrlich ſeyn? Und ſind nicht alle<lb/> zu hochgetriebene Vergroͤſſerungen wider die Na-<lb/> tur?</p><lb/> <p>Dieſer Stelle ſetzet ſie noch einiche an die Sei-<lb/> te, die nach ihrem Urtheile den Character des Sinn-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">G</fw><fw place="bottom" type="catch">reichen</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [97/0113]
und dem Scharfſinnigen.
„lich gefuͤhrten Wandel uns zu dieſer unver-
„meidlichen Nachfahrt bereiten lernen:„ So
ſind dieſe Zeilen zwar nach den vollkommenſten
Regeln einer guten Schreibart abgefaſſet: ſie
ſind natuͤrlich; denn ich ſehe nichts gekuͤnſtel-
tes oder gezwungenes darinnen: ſie ſind ver-
nuͤnftig; denn alles, was er ſagt, iſt wahr, man
mag es betrachten, von welcher Seite man im-
mer will: ſie ſind endlich auch nicht voller gar
zu hochgetriebenen Vergroͤſſerungen. Doch
die Wahrheit zu ſagen, ſo ſind alle dieſe ſchoͤ-
nen Ausdruͤckungen noch nicht ſinnreich. Aber
wer iſt jemahls in dem Jrrwahne geſteckt, daß
alles was gut geſchrieben iſt, darum auch ſinnreich
oder ſcharfſinnig ſey? Jedermann ſiehet leicht, daß
die Beſſeriſche Stelle weder ſinnreich noch ſcharf-
ſinnig heiſſen kan. Der wahre Grund deſſen iſt,
weil darinnen keine Vergleichungen aͤhnlicher
Dinge vorkommen, indem ſie aus bloſſen Ver-
nnnfts-Saͤtzen zuſammengeſetzet iſt. Jm uͤbrigen
koͤmmt mir die Sprache, in welcher Phyllis dieſe
Stelle beurtheilt, gantz unverſtaͤndlich vor. Oder
was wollen dieſe Worte ſagen? Dieſe Zeilen ſind
natuͤrlich, denn ꝛc. ſie ſind vernuͤnftig, denn ꝛc.
ſie ſind endlich auch nicht voller gar zu hoch-
getriebenen Vergroͤſſerungen. Kan denn etwas
natuͤrlich und dennoch unvernuͤnftig, oder vernuͤnftig
und zugleich unnatuͤrlich ſeyn? Und ſind nicht alle
zu hochgetriebene Vergroͤſſerungen wider die Na-
tur?
Dieſer Stelle ſetzet ſie noch einiche an die Sei-
te, die nach ihrem Urtheile den Character des Sinn-
reichen
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