Bluntschli, Johann Caspar: Allgemeine Statslehre. Stuttgart, 1875.Erstes Buch. Der Statsbegriff. von den Parteien" zu Tag getretene Wissenschaft voraus, machte aberdie Erfahrung, dasz nicht allein jenes nicht vorhanden, sondern dasz jedes psychologische Denken über den Stat der heutigen Schulbildung abhanden gekommen sei und fremdartig erscheine. Die Studien wurden von den Mitlebenden wie eine "unbegreifliche Narrheit eines sonst doch verständigen Mannes" verworfen. Die Früchte jener Studien aber, wie sie später in diesem Werke herangereift sind, werden ziemlich allgemein mit Gunst und Dank angenommen. Inzwischen ist die Zeit näher ge- rückt, in der auch der Weg, den jene Studien eingeschlagen haben, nicht mehr als abenteuerlich erscheinen und die organisch-psychologische Er- kenntnisz des Stats mit Vorliebe gepflegt werden wird. Dann wird auch der Werth oder Unwerth jener "Studien" richtig beurtheilt werden können. Inzwischen finde ich eine Genugthuung für manches Miszverständnisz und manche Miszachtung, die ich erfahren habe in der Wahrnehmung, dasz die beiden genialsten deutschen Statsmänner Friedrich der Grosze und Fürst Bismarck ihr psychologisches Verständnisz des Völker- und Statslebens durch That und Wort bewährt haben. Erstes Buch. Der Statsbegriff. von den Parteien“ zu Tag getretene Wissenschaft voraus, machte aberdie Erfahrung, dasz nicht allein jenes nicht vorhanden, sondern dasz jedes psychologische Denken über den Stat der heutigen Schulbildung abhanden gekommen sei und fremdartig erscheine. Die Studien wurden von den Mitlebenden wie eine „unbegreifliche Narrheit eines sonst doch verständigen Mannes“ verworfen. Die Früchte jener Studien aber, wie sie später in diesem Werke herangereift sind, werden ziemlich allgemein mit Gunst und Dank angenommen. Inzwischen ist die Zeit näher ge- rückt, in der auch der Weg, den jene Studien eingeschlagen haben, nicht mehr als abenteuerlich erscheinen und die organisch-psychologische Er- kenntnisz des Stats mit Vorliebe gepflegt werden wird. Dann wird auch der Werth oder Unwerth jener „Studien“ richtig beurtheilt werden können. Inzwischen finde ich eine Genugthuung für manches Miszverständnisz und manche Miszachtung, die ich erfahren habe in der Wahrnehmung, dasz die beiden genialsten deutschen Statsmänner Friedrich der Grosze und Fürst Bismarck ihr psychologisches Verständnisz des Völker- und Statslebens durch That und Wort bewährt haben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0102" n="84"/><fw place="top" type="header">Erstes Buch. Der Statsbegriff.</fw><lb/> von den Parteien“ zu Tag getretene Wissenschaft voraus, machte aber<lb/> die Erfahrung, dasz nicht allein jenes nicht vorhanden, sondern dasz<lb/> jedes psychologische Denken über den Stat der heutigen Schulbildung<lb/> abhanden gekommen sei und fremdartig erscheine. Die Studien wurden<lb/> von den Mitlebenden wie eine „unbegreifliche Narrheit eines sonst doch<lb/> verständigen Mannes“ verworfen. Die Früchte jener Studien aber, wie<lb/> sie später in diesem Werke herangereift sind, werden ziemlich allgemein<lb/> mit Gunst und Dank angenommen. Inzwischen ist die Zeit näher ge-<lb/> rückt, in der auch der Weg, den jene Studien eingeschlagen haben, nicht<lb/> mehr als abenteuerlich erscheinen und die organisch-psychologische Er-<lb/> kenntnisz des Stats mit Vorliebe gepflegt werden wird. Dann wird auch<lb/> der Werth oder Unwerth jener „Studien“ richtig beurtheilt werden können.<lb/> Inzwischen finde ich eine Genugthuung für manches Miszverständnisz und<lb/> manche Miszachtung, die ich erfahren habe in der Wahrnehmung, dasz<lb/> die beiden genialsten deutschen Statsmänner <hi rendition="#g">Friedrich der Grosze</hi><lb/> und Fürst <hi rendition="#g">Bismarck</hi> ihr psychologisches Verständnisz des Völker- und<lb/> Statslebens durch That und Wort bewährt haben.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [84/0102]
Erstes Buch. Der Statsbegriff.
von den Parteien“ zu Tag getretene Wissenschaft voraus, machte aber
die Erfahrung, dasz nicht allein jenes nicht vorhanden, sondern dasz
jedes psychologische Denken über den Stat der heutigen Schulbildung
abhanden gekommen sei und fremdartig erscheine. Die Studien wurden
von den Mitlebenden wie eine „unbegreifliche Narrheit eines sonst doch
verständigen Mannes“ verworfen. Die Früchte jener Studien aber, wie
sie später in diesem Werke herangereift sind, werden ziemlich allgemein
mit Gunst und Dank angenommen. Inzwischen ist die Zeit näher ge-
rückt, in der auch der Weg, den jene Studien eingeschlagen haben, nicht
mehr als abenteuerlich erscheinen und die organisch-psychologische Er-
kenntnisz des Stats mit Vorliebe gepflegt werden wird. Dann wird auch
der Werth oder Unwerth jener „Studien“ richtig beurtheilt werden können.
Inzwischen finde ich eine Genugthuung für manches Miszverständnisz und
manche Miszachtung, die ich erfahren habe in der Wahrnehmung, dasz
die beiden genialsten deutschen Statsmänner Friedrich der Grosze
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