also in einem Körper ein Alkali vorhanden seyn, obgleich von Sauren kein Aufbrausen entsteht.
4) Das konzentrirte Vitriolöl verbrennt die meisten Körper, und zerstört gleichsam ihre Mi- schung, so daß man also auch von dieser Seite weder auf die Gegenwart, noch Abwesenheit eines Laugensalzes schließen kann. Ganz anders wirken verdünnte Säuren.
5) Sogar die Folgerungen, die Herr Gold- witz aus seinen eigenen Versuchen zieht, sind nicht allzeit richtig. Er ließ z. B. im VII. und VIII. Versuche eine faule, durch hinzugegossenes Vi- triolöl zusammengeronnene Ochsengalle, nachdem er den dickern Theil weggenommen hatte, abdam- pfen; da nun diese Flüßigkeit an ihrer Oberflä- che allzeit sauer schmeckte, so schloß er daraus, daß kein Alkali in der Galle vorhanden sey, in- dem sonst die Säure mit dem Laugensalze sich ver- bunden hätte. Weit richtiger kann diese Erschei- nung von einer unvollkommenen Sättigung herge- leitet werden; nämlich von der allzugroßen Menge des Vitriolöls wodurch das Anschießen der Kristal- len verhindert wurde. Denn sonst würde Herr Goldwitz aus dieser Mischung auch die nämli- chen Krystallen des Glaubersalzes erhalten haben, die Cadet, Röderes, und auch ich ausscheideten.
6) Die im Feuer angestellten Versuche mit der Galle hält Herr Goldwitz für unnütz. Allein warum sollte gerade dieser Verfasser diejenigen Bestandtheile der Galle durch das Feuer nicht zu entdecken im Stande seyn? die doch von andern berühmten Scheidekünstlern dargestellt worden sind, und unter denen auch das Laugensalz sich befindet. Denn es ist entschieden, daß Cadet (Mem. de
also in einem Körper ein Alkali vorhanden seyn, obgleich von Sauren kein Aufbrausen entsteht.
4) Das konzentrirte Vitriolöl verbrennt die meisten Körper, und zerstört gleichsam ihre Mi- schung, so daß man also auch von dieser Seite weder auf die Gegenwart, noch Abwesenheit eines Laugensalzes schließen kann. Ganz anders wirken verdünnte Säuren.
5) Sogar die Folgerungen, die Herr Gold- witz aus seinen eigenen Versuchen zieht, sind nicht allzeit richtig. Er ließ z. B. im VII. und VIII. Versuche eine faule, durch hinzugegossenes Vi- triolöl zusammengeronnene Ochsengalle, nachdem er den dickern Theil weggenommen hatte, abdam- pfen; da nun diese Flüßigkeit an ihrer Oberflä- che allzeit sauer schmeckte, so schloß er daraus, daß kein Alkali in der Galle vorhanden sey, in- dem sonst die Säure mit dem Laugensalze sich ver- bunden hätte. Weit richtiger kann diese Erschei- nung von einer unvollkommenen Sättigung herge- leitet werden; nämlich von der allzugroßen Menge des Vitriolöls wodurch das Anschießen der Kristal- len verhindert wurde. Denn sonst würde Herr Goldwitz aus dieser Mischung auch die nämli- chen Krystallen des Glaubersalzes erhalten haben, die Cadet, Röderes, und auch ich ausscheideten.
6) Die im Feuer angestellten Versuche mit der Galle hält Herr Goldwitz für unnütz. Allein warum sollte gerade dieser Verfasser diejenigen Bestandtheile der Galle durch das Feuer nicht zu entdecken im Stande seyn? die doch von andern berühmten Scheidekünstlern dargestellt worden sind, und unter denen auch das Laugensalz sich befindet. Denn es ist entschieden, daß Cadet (Mem. de
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000072"><back><divtype="addenda"n="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0421"xml:id="pb405_0001"n="405"/>
also in einem Körper ein Alkali vorhanden seyn,<lb/>
obgleich von Sauren kein Aufbrausen entsteht.</p><p>4) Das konzentrirte Vitriolöl verbrennt die<lb/>
meisten Körper, und zerstört gleichsam ihre Mi-<lb/>
schung, so daß man also auch von dieser Seite<lb/>
weder auf die Gegenwart, noch Abwesenheit eines<lb/>
Laugensalzes schließen kann. Ganz anders wirken<lb/>
verdünnte Säuren.</p><p>5) Sogar die Folgerungen, die Herr Gold-<lb/>
witz aus seinen eigenen Versuchen zieht, sind nicht<lb/>
allzeit richtig. Er ließ z. B. im VII. und VIII.<lb/>
Versuche eine faule, durch hinzugegossenes Vi-<lb/>
triolöl zusammengeronnene Ochsengalle, nachdem<lb/>
er den dickern Theil weggenommen hatte, abdam-<lb/>
pfen; da nun diese Flüßigkeit an ihrer Oberflä-<lb/>
che allzeit sauer schmeckte, so schloß er daraus,<lb/>
daß kein Alkali in der Galle vorhanden sey, in-<lb/>
dem sonst die Säure mit dem Laugensalze sich ver-<lb/>
bunden hätte. Weit richtiger kann diese Erschei-<lb/>
nung von einer unvollkommenen Sättigung herge-<lb/>
leitet werden; nämlich von der allzugroßen Menge<lb/>
des Vitriolöls wodurch das Anschießen der Kristal-<lb/>
len verhindert wurde. Denn sonst würde Herr<lb/>
Goldwitz aus dieser Mischung auch die nämli-<lb/>
chen Krystallen des Glaubersalzes erhalten haben,<lb/>
die Cadet, Röderes, und auch ich ausscheideten.</p><p>6) Die im Feuer angestellten Versuche mit<lb/>
der Galle hält Herr Goldwitz für unnütz. Allein<lb/>
warum sollte gerade dieser Verfasser diejenigen<lb/>
Bestandtheile der Galle durch das Feuer nicht zu<lb/>
entdecken im Stande seyn? die doch von andern<lb/>
berühmten Scheidekünstlern dargestellt worden sind,<lb/>
und unter denen auch das Laugensalz sich befindet.<lb/>
Denn es ist entschieden, daß Cadet (<hirendition="#aq">Mem. de<lb/></hi></p></div></div></back></text></TEI>
[405/0421]
also in einem Körper ein Alkali vorhanden seyn,
obgleich von Sauren kein Aufbrausen entsteht.
4) Das konzentrirte Vitriolöl verbrennt die
meisten Körper, und zerstört gleichsam ihre Mi-
schung, so daß man also auch von dieser Seite
weder auf die Gegenwart, noch Abwesenheit eines
Laugensalzes schließen kann. Ganz anders wirken
verdünnte Säuren.
5) Sogar die Folgerungen, die Herr Gold-
witz aus seinen eigenen Versuchen zieht, sind nicht
allzeit richtig. Er ließ z. B. im VII. und VIII.
Versuche eine faule, durch hinzugegossenes Vi-
triolöl zusammengeronnene Ochsengalle, nachdem
er den dickern Theil weggenommen hatte, abdam-
pfen; da nun diese Flüßigkeit an ihrer Oberflä-
che allzeit sauer schmeckte, so schloß er daraus,
daß kein Alkali in der Galle vorhanden sey, in-
dem sonst die Säure mit dem Laugensalze sich ver-
bunden hätte. Weit richtiger kann diese Erschei-
nung von einer unvollkommenen Sättigung herge-
leitet werden; nämlich von der allzugroßen Menge
des Vitriolöls wodurch das Anschießen der Kristal-
len verhindert wurde. Denn sonst würde Herr
Goldwitz aus dieser Mischung auch die nämli-
chen Krystallen des Glaubersalzes erhalten haben,
die Cadet, Röderes, und auch ich ausscheideten.
6) Die im Feuer angestellten Versuche mit
der Galle hält Herr Goldwitz für unnütz. Allein
warum sollte gerade dieser Verfasser diejenigen
Bestandtheile der Galle durch das Feuer nicht zu
entdecken im Stande seyn? die doch von andern
berühmten Scheidekünstlern dargestellt worden sind,
und unter denen auch das Laugensalz sich befindet.
Denn es ist entschieden, daß Cadet (Mem. de
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/421>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.