immer Anlaß gibt, seinen Magen mit Wasser, welches er verschluckt, so rein auszuwaschen, als ob er ihn mit den Händen auswüsche.
Um Luft zu verschlucken hält er den Athem an sich, und drückt mit der Zunge die Luft gegen den Gaumen, hernach macht er es so, als wenn er etwas anders verschlingen wollte, und zwingt diese Luft mittelst der Wirkung der Muskeln des Schlundes, in seinen Magen hinab zu gehen. Die auf jedesmal verschluckte Luft wird durch den Um- fang, den sie im Munde einnimmt, und durch den Laut, den sie im Hinuntergehen von sich hö- ren läßt, merklich.
Ich füge hier noch einige diätetische Regeln bey, welche Herr Senebier in seinen praktischen Bemerkungen mitgetheilt hat. c)
Nutzen des Kauens. Die Auflösung der Speisen geschieht nicht sowohl durch den Speichel, der sich während des Kauens den Nahrungsmit- teln beymischt, als vielmehr durch die Zerthei- lung, die sie durch die Zähne erleiden. Die Ur- sache davon fällt deutlich in die Augen. In sol- cher sind sie weit mehr fähig von den Magensäf- ten angegriffen zu werden, weil diese sie in viel mehr Punkten berühren, und also ihre ganze Auf- lösungskraft mit weit größerm Nachdrucke bewei- sen können. Indessen ist es doch nicht unmöglich, daß die Nahrungsmittel, wenn sie durch diese O- peration erweicht worden sind, dadurch leichter auflöslich werden können; ja ich wäre auch gar nicht abgeneigt zu glauben, daß wohl eine gewisse Menge von Speichelsäften erforderlich seyn möge, die Zubereitung des Magensaftes zu vollenden.
immer Anlaß gibt, seinen Magen mit Wasser, welches er verschluckt, so rein auszuwaschen, als ob er ihn mit den Händen auswüsche.
Um Luft zu verschlucken hält er den Athem an sich, und drückt mit der Zunge die Luft gegen den Gaumen, hernach macht er es so, als wenn er etwas anders verschlingen wollte, und zwingt diese Luft mittelst der Wirkung der Muskeln des Schlundes, in seinen Magen hinab zu gehen. Die auf jedesmal verschluckte Luft wird durch den Um- fang, den sie im Munde einnimmt, und durch den Laut, den sie im Hinuntergehen von sich hö- ren läßt, merklich.
Ich füge hier noch einige diätetische Regeln bey, welche Herr Senebier in seinen praktischen Bemerkungen mitgetheilt hat. c)
Nutzen des Kauens. Die Auflösung der Speisen geschieht nicht sowohl durch den Speichel, der sich während des Kauens den Nahrungsmit- teln beymischt, als vielmehr durch die Zerthei- lung, die sie durch die Zähne erleiden. Die Ur- sache davon fällt deutlich in die Augen. In sol- cher sind sie weit mehr fähig von den Magensäf- ten angegriffen zu werden, weil diese sie in viel mehr Punkten berühren, und also ihre ganze Auf- lösungskraft mit weit größerm Nachdrucke bewei- sen können. Indessen ist es doch nicht unmöglich, daß die Nahrungsmittel, wenn sie durch diese O- peration erweicht worden sind, dadurch leichter auflöslich werden können; ja ich wäre auch gar nicht abgeneigt zu glauben, daß wohl eine gewisse Menge von Speichelsäften erforderlich seyn möge, die Zubereitung des Magensaftes zu vollenden.
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immer Anlaß gibt, seinen Magen mit Wasser,
welches er verschluckt, so rein auszuwaschen, als
ob er ihn mit den Händen auswüsche.
Um Luft zu verschlucken hält er den Athem
an sich, und drückt mit der Zunge die Luft gegen
den Gaumen, hernach macht er es so, als wenn
er etwas anders verschlingen wollte, und zwingt
diese Luft mittelst der Wirkung der Muskeln des
Schlundes, in seinen Magen hinab zu gehen. Die
auf jedesmal verschluckte Luft wird durch den Um-
fang, den sie im Munde einnimmt, und durch
den Laut, den sie im Hinuntergehen von sich hö-
ren läßt, merklich.
Ich füge hier noch einige diätetische Regeln
bey, welche Herr Senebier in seinen praktischen
Bemerkungen mitgetheilt hat. c)
Nutzen des Kauens. Die Auflösung der
Speisen geschieht nicht sowohl durch den Speichel,
der sich während des Kauens den Nahrungsmit-
teln beymischt, als vielmehr durch die Zerthei-
lung, die sie durch die Zähne erleiden. Die Ur-
sache davon fällt deutlich in die Augen. In sol-
cher sind sie weit mehr fähig von den Magensäf-
ten angegriffen zu werden, weil diese sie in viel
mehr Punkten berühren, und also ihre ganze Auf-
lösungskraft mit weit größerm Nachdrucke bewei-
sen können. Indessen ist es doch nicht unmöglich,
daß die Nahrungsmittel, wenn sie durch diese O-
peration erweicht worden sind, dadurch leichter
auflöslich werden können; ja ich wäre auch gar
nicht abgeneigt zu glauben, daß wohl eine gewisse
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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/413>, abgerufen am 21.11.2024.
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