a) S. Hunters Abbildungen. l. c. Tab. XXXIV. fig. 9. 8. 7.
§. 574.
Diese innere Membran des Eyes ist von ih- rem ersten Anbeginn (§. 570.) bis zu dem heran- nahenden Augenblick der Geburt beständig mit dem Schaafwasser (liquor amnii) angefüllt. Diese wässerigte Feuchtigkeit hat eine gelbliche Farbe, fast keinen Geruch, und einen milden, etwas sal- zigten Geschmack; er wird gewöhnlich für nahrhaft gehalten, und mit dem Eyweiße verglichen, allein genauere Untersuchungen haben den Ungrund dieser Meinung gezeigt.
Auch die Quellen dieser Feuchtigkeit sind noch unentdeckt; denn daß sie weder von der Frucht, noch von dem Nabelstrange entspringt, erhellt schon daraus, weil diese Feuchtigkeit auch in den un- fruchtbaren Eyern enthalten ist.
Die Menge dieser Feuchtigkeit steht mit der Größe der Frucht im umgekehrten Verhältnisse, das ist: je jünger die Frucht, desto größer ist die Men- ge dieser Feuchtigkeit.
Und hieraus läßt sich der Hauptnutzen dieser Feuchtigkeit angeben, welcher vielmehr zur Beschü- tzung des zarten und gallertartigen Körperchens ge- gen äußere Unbilden, als zur Ernährung desselben bestimmt ist. Denn die kleine Menge des Schaaf- wassers, die man zuweilen, (aber so selten, daß man es für eine widernatürliche Erscheinung anse- hen darf), in dem Magen ungebohrner Kinder ge- funden hat, kann keineswegs zur Ernährung be- stimmt seyn, da, wie man weiß, bey ungebohr- nen Kindern das ganze System der Milchgefäße so
a) S. Hunters Abbildungen. l. c. Tab. XXXIV. fig. 9. 8. 7.
§. 574.
Diese innere Membran des Eyes ist von ih- rem ersten Anbeginn (§. 570.) bis zu dem heran- nahenden Augenblick der Geburt beständig mit dem Schaafwasser (liquor amnii) angefüllt. Diese wässerigte Feuchtigkeit hat eine gelbliche Farbe, fast keinen Geruch, und einen milden, etwas sal- zigten Geschmack; er wird gewöhnlich für nahrhaft gehalten, und mit dem Eyweiße verglichen, allein genauere Untersuchungen haben den Ungrund dieser Meinung gezeigt.
Auch die Quellen dieser Feuchtigkeit sind noch unentdeckt; denn daß sie weder von der Frucht, noch von dem Nabelstrange entspringt, erhellt schon daraus, weil diese Feuchtigkeit auch in den un- fruchtbaren Eyern enthalten ist.
Die Menge dieser Feuchtigkeit steht mit der Größe der Frucht im umgekehrten Verhältnisse, das ist: je jünger die Frucht, desto größer ist die Men- ge dieser Feuchtigkeit.
Und hieraus läßt sich der Hauptnutzen dieser Feuchtigkeit angeben, welcher vielmehr zur Beschü- tzung des zarten und gallertartigen Körperchens ge- gen äußere Unbilden, als zur Ernährung desselben bestimmt ist. Denn die kleine Menge des Schaaf- wassers, die man zuweilen, (aber so selten, daß man es für eine widernatürliche Erscheinung anse- hen darf), in dem Magen ungebohrner Kinder ge- funden hat, kann keineswegs zur Ernährung be- stimmt seyn, da, wie man weiß, bey ungebohr- nen Kindern das ganze System der Milchgefäße so
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000072"><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0360"xml:id="pb344_0001"n="344"/><prendition="#indent-2"><hirendition="#i"><hirendition="#aq">a</hi></hi>) S. Hunters Abbildungen. <hirendition="#aq">l. c. Tab</hi>. XXXIV.<lb/><hirendition="#aq">fig</hi>. 9. 8. 7.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 574.</head><lb/><p>Diese innere Membran des Eyes ist von ih-<lb/>
rem ersten Anbeginn (§. 570.) bis zu dem heran-<lb/>
nahenden Augenblick der Geburt beständig mit dem<lb/>
Schaafwasser (<hirendition="#aq">liquor amnii</hi>) angefüllt. Diese<lb/>
wässerigte Feuchtigkeit hat eine gelbliche Farbe,<lb/>
fast keinen Geruch, und einen milden, etwas sal-<lb/>
zigten Geschmack; er wird gewöhnlich für nahrhaft<lb/>
gehalten, und mit dem Eyweiße verglichen, allein<lb/>
genauere Untersuchungen haben den Ungrund dieser<lb/>
Meinung gezeigt.</p><p>Auch die Quellen dieser Feuchtigkeit sind noch<lb/>
unentdeckt; denn daß sie weder von der Frucht,<lb/>
noch von dem Nabelstrange entspringt, erhellt schon<lb/>
daraus, weil diese Feuchtigkeit auch in den un-<lb/>
fruchtbaren Eyern enthalten ist.</p><p>Die Menge dieser Feuchtigkeit steht mit der<lb/>
Größe der Frucht im umgekehrten Verhältnisse, das<lb/>
ist: je jünger die Frucht, desto größer ist die Men-<lb/>
ge dieser Feuchtigkeit.</p><p>Und hieraus läßt sich der Hauptnutzen dieser<lb/>
Feuchtigkeit angeben, welcher vielmehr zur Beschü-<lb/>
tzung des zarten und gallertartigen Körperchens ge-<lb/>
gen äußere Unbilden, als zur Ernährung desselben<lb/>
bestimmt ist. Denn die kleine Menge des Schaaf-<lb/>
wassers, die man zuweilen, (aber so selten, daß<lb/>
man es für eine widernatürliche Erscheinung anse-<lb/>
hen darf), in dem Magen ungebohrner Kinder ge-<lb/>
funden hat, kann keineswegs zur Ernährung be-<lb/>
stimmt seyn, da, wie man weiß, bey ungebohr-<lb/>
nen Kindern das ganze System der Milchgefäße so<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[344/0360]
a) S. Hunters Abbildungen. l. c. Tab. XXXIV.
fig. 9. 8. 7.
§. 574.
Diese innere Membran des Eyes ist von ih-
rem ersten Anbeginn (§. 570.) bis zu dem heran-
nahenden Augenblick der Geburt beständig mit dem
Schaafwasser (liquor amnii) angefüllt. Diese
wässerigte Feuchtigkeit hat eine gelbliche Farbe,
fast keinen Geruch, und einen milden, etwas sal-
zigten Geschmack; er wird gewöhnlich für nahrhaft
gehalten, und mit dem Eyweiße verglichen, allein
genauere Untersuchungen haben den Ungrund dieser
Meinung gezeigt.
Auch die Quellen dieser Feuchtigkeit sind noch
unentdeckt; denn daß sie weder von der Frucht,
noch von dem Nabelstrange entspringt, erhellt schon
daraus, weil diese Feuchtigkeit auch in den un-
fruchtbaren Eyern enthalten ist.
Die Menge dieser Feuchtigkeit steht mit der
Größe der Frucht im umgekehrten Verhältnisse, das
ist: je jünger die Frucht, desto größer ist die Men-
ge dieser Feuchtigkeit.
Und hieraus läßt sich der Hauptnutzen dieser
Feuchtigkeit angeben, welcher vielmehr zur Beschü-
tzung des zarten und gallertartigen Körperchens ge-
gen äußere Unbilden, als zur Ernährung desselben
bestimmt ist. Denn die kleine Menge des Schaaf-
wassers, die man zuweilen, (aber so selten, daß
man es für eine widernatürliche Erscheinung anse-
hen darf), in dem Magen ungebohrner Kinder ge-
funden hat, kann keineswegs zur Ernährung be-
stimmt seyn, da, wie man weiß, bey ungebohr-
nen Kindern das ganze System der Milchgefäße so
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/360>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.