Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

mittel verlieren sich ins Unendliche; dieser Unterschied
der äußern Sinne ist entweder angebohren, a) oder
wird erst durch die Uebung der Sinnwerkzeuge her-
vorgebracht.

a) So haben einige Personen, die übrigens feine
Sinne haben, die besondere Anlage, daß sie von
einem oder dem andern Reizmittel, das auf an-
dere Menschen einen heftigen Eindruck macht,
gar nicht gerührt werden.

Ich kannte einen vortrefflichen Engländer, der ei-
nen sehr feinen Geruch hatte, keinen Toback
schnupfte u. s. w. aber an der reseda odorata nicht
den geringsten Geruch wahrnehmen konnte.

Beyspiele solcher Menschen, welche nur diese oder
jene Farbe nicht unterscheiden konnten, sind nicht
so ungewöhnlich.

§. 225.

Wir machen billig den Anfang mit dem Ge-
fühle, das bey dem neugebohrnen Menschen zuerst
sich äußert, dessen Organ über die ganze Oberflä-
che des Körpers verbreitet ist, und von ganz ver-
schiedenen Eigenschaften der äußern Gegenstände
Eindrücke annimmt.

§. 226.

Wir erhalten durch das Gefühl nicht blos
Vorstellungen von solchen Eigenschaften der Kör-
per, die auf dieses Sinnorgan allein wirken, z. B.
von der Wärme, der Härte, der Schwere, sondern
auch von andern Eigenschaften, welche zwar auch
auf andere Sinnwerkzeuge wirken, aber durch Bey-
hilfe des Gefühls zu einem größeren Grad der Ge-

mittel verlieren sich ins Unendliche; dieser Unterschied
der äußern Sinne ist entweder angebohren, a) oder
wird erst durch die Uebung der Sinnwerkzeuge her-
vorgebracht.

a) So haben einige Personen, die übrigens feine
Sinne haben, die besondere Anlage, daß sie von
einem oder dem andern Reizmittel, das auf an-
dere Menschen einen heftigen Eindruck macht,
gar nicht gerührt werden.

Ich kannte einen vortrefflichen Engländer, der ei-
nen sehr feinen Geruch hatte, keinen Toback
schnupfte u. s. w. aber an der reseda odorata nicht
den geringsten Geruch wahrnehmen konnte.

Beyspiele solcher Menschen, welche nur diese oder
jene Farbe nicht unterscheiden konnten, sind nicht
so ungewöhnlich.

§. 225.

Wir machen billig den Anfang mit dem Ge-
fühle, das bey dem neugebohrnen Menschen zuerst
sich äußert, dessen Organ über die ganze Oberflä-
che des Körpers verbreitet ist, und von ganz ver-
schiedenen Eigenschaften der äußern Gegenstände
Eindrücke annimmt.

§. 226.

Wir erhalten durch das Gefühl nicht blos
Vorstellungen von solchen Eigenschaften der Kör-
per, die auf dieses Sinnorgan allein wirken, z. B.
von der Wärme, der Härte, der Schwere, sondern
auch von andern Eigenschaften, welche zwar auch
auf andere Sinnwerkzeuge wirken, aber durch Bey-
hilfe des Gefühls zu einem größeren Grad der Ge-

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000072">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0161" xml:id="pb143_0001" n="143"/>
mittel verlieren sich ins Unendliche; dieser Unterschied<lb/>
der äußern Sinne ist entweder angebohren, <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">a</hi></hi>) oder<lb/>
wird erst durch die Uebung der Sinnwerkzeuge her-<lb/>
vorgebracht.</p>
          <p rendition="#indent-2"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">a</hi></hi>) So haben einige Personen, die übrigens feine<lb/>
Sinne haben, die besondere Anlage, daß sie von<lb/>
einem oder dem andern Reizmittel, das auf an-<lb/>
dere Menschen einen heftigen Eindruck macht,<lb/>
gar nicht gerührt werden.</p>
          <p rendition="#indent-2">Ich kannte einen vortrefflichen Engländer, der ei-<lb/>
nen sehr feinen Geruch hatte, keinen Toback<lb/>
schnupfte u. s. w. aber an der <hi rendition="#aq">reseda odorata</hi> nicht<lb/>
den geringsten Geruch wahrnehmen konnte.</p>
          <p rendition="#indent-2">Beyspiele solcher Menschen, welche nur diese oder<lb/>
jene Farbe nicht unterscheiden konnten, sind nicht<lb/>
so ungewöhnlich.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 225.</head><lb/>
          <p>Wir machen billig den Anfang mit dem Ge-<lb/>
fühle, das bey dem neugebohrnen Menschen zuerst<lb/>
sich äußert, dessen Organ über die ganze Oberflä-<lb/>
che des Körpers verbreitet ist, und von ganz ver-<lb/>
schiedenen Eigenschaften der äußern Gegenstände<lb/>
Eindrücke annimmt.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 226.</head><lb/>
          <p>Wir erhalten durch das Gefühl nicht blos<lb/>
Vorstellungen von solchen Eigenschaften der Kör-<lb/>
per, die auf dieses Sinnorgan allein wirken, z. B.<lb/>
von der Wärme, der Härte, der Schwere, sondern<lb/>
auch von andern Eigenschaften, welche zwar auch<lb/>
auf andere Sinnwerkzeuge wirken, aber durch Bey-<lb/>
hilfe des Gefühls zu einem größeren Grad der Ge-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143/0161] mittel verlieren sich ins Unendliche; dieser Unterschied der äußern Sinne ist entweder angebohren, a) oder wird erst durch die Uebung der Sinnwerkzeuge her- vorgebracht. a) So haben einige Personen, die übrigens feine Sinne haben, die besondere Anlage, daß sie von einem oder dem andern Reizmittel, das auf an- dere Menschen einen heftigen Eindruck macht, gar nicht gerührt werden. Ich kannte einen vortrefflichen Engländer, der ei- nen sehr feinen Geruch hatte, keinen Toback schnupfte u. s. w. aber an der reseda odorata nicht den geringsten Geruch wahrnehmen konnte. Beyspiele solcher Menschen, welche nur diese oder jene Farbe nicht unterscheiden konnten, sind nicht so ungewöhnlich. §. 225. Wir machen billig den Anfang mit dem Ge- fühle, das bey dem neugebohrnen Menschen zuerst sich äußert, dessen Organ über die ganze Oberflä- che des Körpers verbreitet ist, und von ganz ver- schiedenen Eigenschaften der äußern Gegenstände Eindrücke annimmt. §. 226. Wir erhalten durch das Gefühl nicht blos Vorstellungen von solchen Eigenschaften der Kör- per, die auf dieses Sinnorgan allein wirken, z. B. von der Wärme, der Härte, der Schwere, sondern auch von andern Eigenschaften, welche zwar auch auf andere Sinnwerkzeuge wirken, aber durch Bey- hilfe des Gefühls zu einem größeren Grad der Ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/161
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/161>, abgerufen am 24.11.2024.