Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

wird noch durch einige besondere pathologische Er-
scheinungen unterstützt. Man hat nämlich beobach-
tet, daß erwachsene Personen, deren Lungen größ-
tentheils vereitert, oder auf eine andere Weise ver-
dorben waren, dem ohnerachtet noch einige Zeit ihr
Leben fortsetzen, und sogar mehrere Jahre, ohne
Athem zu holen, gelebt haben. b)

a) In der ungebohrnen Leibesfrucht, sowohl beym
Menschen, als bey den übrigen Säugthieren,
wird die thierische Wärme aus dem Leibe der
Mutter mittelst dem Mutterkuchen mitgetheilt.
Die Mutter giebt der Leibesfrucht die Feuerma-
terie, und nimmt dafür Brennbares zurück. Da-
her das ungebohrne Kind weder Athem zu holen,
noch auszudünsten braucht.

Nicht so in dem bebrütteten Hühnchen. Zwar ist
auch bey diesem das Athmen unnöthig, indem
es von der brütenden Mutter mit Feuermaterie
versehen wird. Damit aber das Brennbare,
welches durch den Eintritt der Feuermaterie ent-
wickelt worden, ausströmen kann, so sind die
Eyer mit einer durchlöcherten Schaale überzo-
gen, wodurch sie, besonders in der Wärme,
stark ausdünsten können.

Wie leicht aber der Uebergang der Feuermaterie
aus der Mutter in das Hühnchen, und der Rück-
fluß des Brennbaren aus dem Hühnchen in die
Mutter zurückfließt, erhellet aus der Aehnlich-
keit zwischen dem Eyweiß und Blutwasser, (§.
11.) und aus der schnellen Einwirkung der
Luft durch das Blutwasser in den Blutkuchen.
(12.)

wird noch durch einige besondere pathologische Er-
scheinungen unterstützt. Man hat nämlich beobach-
tet, daß erwachsene Personen, deren Lungen größ-
tentheils vereitert, oder auf eine andere Weise ver-
dorben waren, dem ohnerachtet noch einige Zeit ihr
Leben fortsetzen, und sogar mehrere Jahre, ohne
Athem zu holen, gelebt haben. b)

a) In der ungebohrnen Leibesfrucht, sowohl beym
Menschen, als bey den übrigen Säugthieren,
wird die thierische Wärme aus dem Leibe der
Mutter mittelst dem Mutterkuchen mitgetheilt.
Die Mutter giebt der Leibesfrucht die Feuerma-
terie, und nimmt dafür Brennbares zurück. Da-
her das ungebohrne Kind weder Athem zu holen,
noch auszudünsten braucht.

Nicht so in dem bebrütteten Hühnchen. Zwar ist
auch bey diesem das Athmen unnöthig, indem
es von der brütenden Mutter mit Feuermaterie
versehen wird. Damit aber das Brennbare,
welches durch den Eintritt der Feuermaterie ent-
wickelt worden, ausströmen kann, so sind die
Eyer mit einer durchlöcherten Schaale überzo-
gen, wodurch sie, besonders in der Wärme,
stark ausdünsten können.

Wie leicht aber der Uebergang der Feuermaterie
aus der Mutter in das Hühnchen, und der Rück-
fluß des Brennbaren aus dem Hühnchen in die
Mutter zurückfließt, erhellet aus der Aehnlich-
keit zwischen dem Eyweiß und Blutwasser, (§.
11.) und aus der schnellen Einwirkung der
Luft durch das Blutwasser in den Blutkuchen.
(12.)

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000072">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0139" xml:id="pb121_0001" n="121"/>
wird noch durch einige besondere pathologische Er-<lb/>
scheinungen unterstützt. Man hat nämlich beobach-<lb/>
tet, daß erwachsene Personen, deren Lungen größ-<lb/>
tentheils vereitert, oder auf eine andere Weise ver-<lb/>
dorben waren, dem ohnerachtet noch einige Zeit ihr<lb/>
Leben fortsetzen, und sogar mehrere Jahre, ohne<lb/>
Athem zu holen, gelebt haben. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">b</hi></hi>)</p>
          <p rendition="#indent-2"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">a</hi></hi>) In der ungebohrnen Leibesfrucht, sowohl beym<lb/>
Menschen, als bey den übrigen Säugthieren,<lb/>
wird die thierische Wärme aus dem Leibe der<lb/>
Mutter mittelst dem Mutterkuchen mitgetheilt.<lb/>
Die Mutter giebt der Leibesfrucht die Feuerma-<lb/>
terie, und nimmt dafür Brennbares zurück. Da-<lb/>
her das ungebohrne Kind weder Athem zu holen,<lb/>
noch auszudünsten braucht.</p>
          <p rendition="#indent-2">Nicht so in dem bebrütteten Hühnchen. Zwar ist<lb/>
auch bey diesem das Athmen unnöthig, indem<lb/>
es von der brütenden Mutter mit Feuermaterie<lb/>
versehen wird. Damit aber das Brennbare,<lb/>
welches durch den Eintritt der Feuermaterie ent-<lb/>
wickelt worden, ausströmen kann, so sind die<lb/>
Eyer mit einer durchlöcherten Schaale überzo-<lb/>
gen, wodurch sie, besonders in der Wärme,<lb/>
stark ausdünsten können.</p>
          <p rendition="#indent-2">Wie leicht aber der Uebergang der Feuermaterie<lb/>
aus der Mutter in das Hühnchen, und der Rück-<lb/>
fluß des Brennbaren aus dem Hühnchen in die<lb/>
Mutter zurückfließt, erhellet aus der Aehnlich-<lb/>
keit zwischen dem Eyweiß und Blutwasser, (§.<lb/>
11.) und aus der schnellen Einwirkung der<lb/>
Luft durch das Blutwasser in den Blutkuchen.<lb/>
(12.)</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0139] wird noch durch einige besondere pathologische Er- scheinungen unterstützt. Man hat nämlich beobach- tet, daß erwachsene Personen, deren Lungen größ- tentheils vereitert, oder auf eine andere Weise ver- dorben waren, dem ohnerachtet noch einige Zeit ihr Leben fortsetzen, und sogar mehrere Jahre, ohne Athem zu holen, gelebt haben. b) a) In der ungebohrnen Leibesfrucht, sowohl beym Menschen, als bey den übrigen Säugthieren, wird die thierische Wärme aus dem Leibe der Mutter mittelst dem Mutterkuchen mitgetheilt. Die Mutter giebt der Leibesfrucht die Feuerma- terie, und nimmt dafür Brennbares zurück. Da- her das ungebohrne Kind weder Athem zu holen, noch auszudünsten braucht. Nicht so in dem bebrütteten Hühnchen. Zwar ist auch bey diesem das Athmen unnöthig, indem es von der brütenden Mutter mit Feuermaterie versehen wird. Damit aber das Brennbare, welches durch den Eintritt der Feuermaterie ent- wickelt worden, ausströmen kann, so sind die Eyer mit einer durchlöcherten Schaale überzo- gen, wodurch sie, besonders in der Wärme, stark ausdünsten können. Wie leicht aber der Uebergang der Feuermaterie aus der Mutter in das Hühnchen, und der Rück- fluß des Brennbaren aus dem Hühnchen in die Mutter zurückfließt, erhellet aus der Aehnlich- keit zwischen dem Eyweiß und Blutwasser, (§. 11.) und aus der schnellen Einwirkung der Luft durch das Blutwasser in den Blutkuchen. (12.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/139
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/139>, abgerufen am 23.11.2024.