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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789.

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gen bewenden lassen: nämlich das phlegmatische,
sanguinische, cholerische und melancholische.

§. 61.

Diese Eintheilung baute zwar Galen auf
einen sehr unsicheren Grund den er von will-
kührlich angenommenen Bestandtheilen des Blu-
tes hernahm; doch kann sie, den unschicklichen
Grund abgerechnet, beibehalten werden, da sie
mit der Natur so ziemlich übereintrift. Diesem
zufolge kann man die Temperamente sowohl ein-
zelner Menschen als der verschiedenen Lebensalter
unter vier Klassen bringen. Das zarte Kind ist
phlegmatisch; der Jüngling sanguinisch; der Mann
cholerisch; der Greis melancholisch.

Aber wie gesagt, die Mischung und Man-
nigfaltigkeit der Temperamente ist so unendlich,
daß jeder der es nur versuchen will, Verbindungen
und Classificationen derselben festzusetzen, in einem
unabsehbaren Felde sich verlieren muß.

§. 62.

Der Inbegrif aller Anlagen und Gesetze, wo-
durch die Verrichtungen des menschlichen Körpers
von dem Anbeginne des Lebens bis zum Tode ge-
leitet und befördert werden, wird die menschliche
Natur genannt.

§. 63.

Diese Verrichtungen aber selbst werden ganz
schicklich in vier Klassen getheilt; eine Eintheilung,
die zwar nicht im strengsten Sinne vollständig ist,
aber doch dem Gedächtniß gut zu statten kommet.

Und zwar:

1) Die Lebensverrichtunqen, weil sie an-
haltend und unverletzt fortwirken müssen, wenn
das Leben bestehen soll; wohin der Kreislauf des

gen bewenden lassen: nämlich das phlegmatische,
sanguinische, cholerische und melancholische.

§. 61.

Diese Eintheilung baute zwar Galen auf
einen sehr unsicheren Grund den er von will-
kührlich angenommenen Bestandtheilen des Blu-
tes hernahm; doch kann sie, den unschicklichen
Grund abgerechnet, beibehalten werden, da sie
mit der Natur so ziemlich übereintrift. Diesem
zufolge kann man die Temperamente sowohl ein-
zelner Menschen als der verschiedenen Lebensalter
unter vier Klassen bringen. Das zarte Kind ist
phlegmatisch; der Jüngling sanguinisch; der Mann
cholerisch; der Greis melancholisch.

Aber wie gesagt, die Mischung und Man-
nigfaltigkeit der Temperamente ist so unendlich,
daß jeder der es nur versuchen will, Verbindungen
und Classificationen derselben festzusetzen, in einem
unabsehbaren Felde sich verlieren muß.

§. 62.

Der Inbegrif aller Anlagen und Gesetze, wo-
durch die Verrichtungen des menschlichen Körpers
von dem Anbeginne des Lebens bis zum Tode ge-
leitet und befördert werden, wird die menschliche
Natur genannt.

§. 63.

Diese Verrichtungen aber selbst werden ganz
schicklich in vier Klassen getheilt; eine Eintheilung,
die zwar nicht im strengsten Sinne vollständig ist,
aber doch dem Gedächtniß gut zu statten kommet.

Und zwar:

1) Die Lebensverrichtunqen, weil sie an-
haltend und unverletzt fortwirken müssen, wenn
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[36/0056] gen bewenden lassen: nämlich das phlegmatische, sanguinische, cholerische und melancholische. §. 61. Diese Eintheilung baute zwar Galen auf einen sehr unsicheren Grund den er von will- kührlich angenommenen Bestandtheilen des Blu- tes hernahm; doch kann sie, den unschicklichen Grund abgerechnet, beibehalten werden, da sie mit der Natur so ziemlich übereintrift. Diesem zufolge kann man die Temperamente sowohl ein- zelner Menschen als der verschiedenen Lebensalter unter vier Klassen bringen. Das zarte Kind ist phlegmatisch; der Jüngling sanguinisch; der Mann cholerisch; der Greis melancholisch. Aber wie gesagt, die Mischung und Man- nigfaltigkeit der Temperamente ist so unendlich, daß jeder der es nur versuchen will, Verbindungen und Classificationen derselben festzusetzen, in einem unabsehbaren Felde sich verlieren muß. §. 62. Der Inbegrif aller Anlagen und Gesetze, wo- durch die Verrichtungen des menschlichen Körpers von dem Anbeginne des Lebens bis zum Tode ge- leitet und befördert werden, wird die menschliche Natur genannt. §. 63. Diese Verrichtungen aber selbst werden ganz schicklich in vier Klassen getheilt; eine Eintheilung, die zwar nicht im strengsten Sinne vollständig ist, aber doch dem Gedächtniß gut zu statten kommet. Und zwar: 1) Die Lebensverrichtunqen, weil sie an- haltend und unverletzt fortwirken müssen, wenn das Leben bestehen soll; wohin der Kreislauf des

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/56>, abgerufen am 24.11.2024.