Die besondern Wirkungen der Muskeln hän- gen von ihren verschiedenen Nebenkräften ab, und sind, wie man leicht sieht, so mannigfaltig, daß man sie auf keine allgemeinen Gesetze zurückfüh- ren kann.
Denn das angenommene allgemeine Gesetz, daß jeder Muskel, indem er wirkt, den nachge- benden Theil, woran er befestigt ist, nach dem unbeweglichern Theil hinziehe, gilt, wie schon Winslow a) erinnert hat, nur beziehungsweise, und leidet unzählige Einschränkungen; so kann z. B. das eine oder das andere Ende beweglicher gemacht werden, nachdem dieses oder jenes Ende durch die Mitwirkung anderer Muskeln befestigt wird.
Im Gegentheile darf die Wirkung der Beug- muskeln, die zwar gemeiniglich etwas stärker als ihre Antagonisten, die Streckmuskeln, sind, so daß bey einer ganz ruhigen Leibeshaltung die Ar- me, Finger u. s. w. ein wenig gebogen erschei- nen, nicht so sehr aus ihrem eigenen Bestreben die Beugung hervorzubringen, sondern vielmehr aus der willkührlichen Entspannung der Streck- muskeln, wodurch wir die Beugung befördern wollen, geschätzt werden.
a) Memoires de l'acad. des scienc. de Paris. 1720.
§. 319.
Hierzu kömmt noch, daß jeder einzelner Mus- kel durch einen besondern Mechanismus sich aus- zeichnet, der seinen bestimmten Bewegungen ge- nau entspricht a).
§. 318.
Die besondern Wirkungen der Muskeln hän- gen von ihren verschiedenen Nebenkräften ab, und sind, wie man leicht sieht, so mannigfaltig, daß man sie auf keine allgemeinen Gesetze zurückfüh- ren kann.
Denn das angenommene allgemeine Gesetz, daß jeder Muskel, indem er wirkt, den nachge- benden Theil, woran er befestigt ist, nach dem unbeweglichern Theil hinziehe, gilt, wie schon Winslow a) erinnert hat, nur beziehungsweise, und leidet unzählige Einschränkungen; so kann z. B. das eine oder das andere Ende beweglicher gemacht werden, nachdem dieses oder jenes Ende durch die Mitwirkung anderer Muskeln befestigt wird.
Im Gegentheile darf die Wirkung der Beug- muskeln, die zwar gemeiniglich etwas stärker als ihre Antagonisten, die Streckmuskeln, sind, so daß bey einer ganz ruhigen Leibeshaltung die Ar- me, Finger u. s. w. ein wenig gebogen erschei- nen, nicht so sehr aus ihrem eigenen Bestreben die Beugung hervorzubringen, sondern vielmehr aus der willkührlichen Entspannung der Streck- muskeln, wodurch wir die Beugung befördern wollen, geschätzt werden.
a) Memoires de l'acad. des scienc. de Paris. 1720.
§. 319.
Hierzu kömmt noch, daß jeder einzelner Mus- kel durch einen besondern Mechanismus sich aus- zeichnet, der seinen bestimmten Bewegungen ge- nau entspricht a).
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§. 318.
Die besondern Wirkungen der Muskeln hän-
gen von ihren verschiedenen Nebenkräften ab, und
sind, wie man leicht sieht, so mannigfaltig, daß
man sie auf keine allgemeinen Gesetze zurückfüh-
ren kann.
Denn das angenommene allgemeine Gesetz,
daß jeder Muskel, indem er wirkt, den nachge-
benden Theil, woran er befestigt ist, nach dem
unbeweglichern Theil hinziehe, gilt, wie schon
Winslow a) erinnert hat, nur beziehungsweise,
und leidet unzählige Einschränkungen; so kann z.
B. das eine oder das andere Ende beweglicher
gemacht werden, nachdem dieses oder jenes Ende
durch die Mitwirkung anderer Muskeln befestigt
wird.
Im Gegentheile darf die Wirkung der Beug-
muskeln, die zwar gemeiniglich etwas stärker als
ihre Antagonisten, die Streckmuskeln, sind, so
daß bey einer ganz ruhigen Leibeshaltung die Ar-
me, Finger u. s. w. ein wenig gebogen erschei-
nen, nicht so sehr aus ihrem eigenen Bestreben
die Beugung hervorzubringen, sondern vielmehr
aus der willkührlichen Entspannung der Streck-
muskeln, wodurch wir die Beugung befördern
wollen, geschätzt werden.
a) Memoires de l'acad. des scienc. de Paris. 1720.
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Hierzu kömmt noch, daß jeder einzelner Mus-
kel durch einen besondern Mechanismus sich aus-
zeichnet, der seinen bestimmten Bewegungen ge-
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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/216>, abgerufen am 21.11.2024.
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