Sull' insensibilita ed irritabilitaHallerianaopu- scoli raccolti da G. B.Fabri. Bonon. 1757- 59. IV. Vol. 4.
v.HallerMemoires sur la nature sensible et ir- ritable des parties du corps humain. Lausan. 1756-59. IV. Vol. 12.
b) Anlangend die verschiedenen, und sogar wider- sprechenden Meinungen über die Empfindlichkeit oder Unempfindlichkeit gewisser Theile des Kör- pers, so halte ich die negativen Zeugnisse über- zeugender als die positiven; denn nichts ist un- zuverläßiger, als das Urtheil des Kranken über den Sitz der innerlichen Schmerzen; denn zu geschweigen, daß zuweilen Personen, denen ehe- mals irgend ein Glied abgelöset worden, noch über Schmerzen an dem nämlichen Theile sich beklagen, so wissen wir auch aus Alltagserfah- rungen, daß viele Personen über festsitzende und anhaltende Schmerzen an irgend einem Theile sich beschweren, den man doch nach dem Tode ganz gesund fand; da hingegen ein anderer ent- fernter Theil schadhaft war, den der Kranke für unschmerzhaft hielt.
Auf diese Weise lassen sich die Knochenschmerzen der mit der Lustseuche behafteten Kranken leich- ter erklären; denn aus vielen, und auch aus meinen Erfahrungen ist vielmehr das Gegentheil erwiesen, daß das Knochenmark, wenn es auch mit Bewußtseyn des Kranken gereizt wird, nicht den geringsten Grad von Empfindung verräth.
c) Ich werde täglich mehr überzeugt, wieviel Be- hutsamkeit, und Uebung zu dergleichen Versuchen
Sull' insensibilità ed irritabilitàHallerianaopu- scoli raccolti da G. B.Fabri. Bonon. 1757– 59. IV. Vol. 4.
v.HallerMemoires sur la nature sensible et ir- ritable des parties du corps humain. Lausan. 1756–59. IV. Vol. 12.
b) Anlangend die verschiedenen, und sogar wider- sprechenden Meinungen über die Empfindlichkeit oder Unempfindlichkeit gewisser Theile des Kör- pers, so halte ich die negativen Zeugnisse über- zeugender als die positiven; denn nichts ist un- zuverläßiger, als das Urtheil des Kranken über den Sitz der innerlichen Schmerzen; denn zu geschweigen, daß zuweilen Personen, denen ehe- mals irgend ein Glied abgelöset worden, noch über Schmerzen an dem nämlichen Theile sich beklagen, so wissen wir auch aus Alltagserfah- rungen, daß viele Personen über festsitzende und anhaltende Schmerzen an irgend einem Theile sich beschweren, den man doch nach dem Tode ganz gesund fand; da hingegen ein anderer ent- fernter Theil schadhaft war, den der Kranke für unschmerzhaft hielt.
Auf diese Weise lassen sich die Knochenschmerzen der mit der Lustseuche behafteten Kranken leich- ter erklären; denn aus vielen, und auch aus meinen Erfahrungen ist vielmehr das Gegentheil erwiesen, daß das Knochenmark, wenn es auch mit Bewußtseyn des Kranken gereizt wird, nicht den geringsten Grad von Empfindung verräth.
c) Ich werde täglich mehr überzeugt, wieviel Be- hutsamkeit, und Uebung zu dergleichen Versuchen
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Sull' insensibilità ed irritabilità Halleriana opu-
scoli raccolti da G. B. Fabri. Bonon. 1757–
59. IV. Vol. 4.
v. Haller Memoires sur la nature sensible et ir-
ritable des parties du corps humain. Lausan.
1756–59. IV. Vol. 12.
b) Anlangend die verschiedenen, und sogar wider-
sprechenden Meinungen über die Empfindlichkeit
oder Unempfindlichkeit gewisser Theile des Kör-
pers, so halte ich die negativen Zeugnisse über-
zeugender als die positiven; denn nichts ist un-
zuverläßiger, als das Urtheil des Kranken über
den Sitz der innerlichen Schmerzen; denn zu
geschweigen, daß zuweilen Personen, denen ehe-
mals irgend ein Glied abgelöset worden, noch
über Schmerzen an dem nämlichen Theile sich
beklagen, so wissen wir auch aus Alltagserfah-
rungen, daß viele Personen über festsitzende und
anhaltende Schmerzen an irgend einem Theile
sich beschweren, den man doch nach dem Tode
ganz gesund fand; da hingegen ein anderer ent-
fernter Theil schadhaft war, den der Kranke
für unschmerzhaft hielt.
Auf diese Weise lassen sich die Knochenschmerzen
der mit der Lustseuche behafteten Kranken leich-
ter erklären; denn aus vielen, und auch aus
meinen Erfahrungen ist vielmehr das Gegentheil
erwiesen, daß das Knochenmark, wenn es auch
mit Bewußtseyn des Kranken gereizt wird, nicht
den geringsten Grad von Empfindung verräth.
c) Ich werde täglich mehr überzeugt, wieviel Be-
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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/151>, abgerufen am 27.11.2024.
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