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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832.

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aus diesem Steine bereiten, aber schlechterdings kein
daraus verfertigtes Beil aufgefunden habe. - Eben so
habe ich diejenige Gattung des Fledermausgeschlechts,
Vampyr oder Blutsauger genannt, die wirklich schlafen-
den Säugethieren das Blut aussaugt: da hingegen Lin-
ne diesen Namen dem fliegenden Hund beigelegt hatte,
der wohl seit die Welt steht, kein Blut gesogen hat,
sondern sich ganz allein von Früchten nährt. - Aber
viele andere, nur nicht gar zu unpassende Kunstnamen
der Art habe ich dennoch beibehalten, um ja nicht die
Nomenclatur und Synonymien ohne dringende Noth,
zur großen Last der Lernenden, zu häufen.

Daß aber manche bekannte Namen von Naturalien
hier doch anders geschrieben werden, als es insgemein
geschieht, hat auch seinen guten Grund. So schreibe
ich z. B. Tofus und nicht Tophus, weil es kein grie-
chisches Wort ist; eben so Manacanit*) und nicht
Menacanit, weil der Fundort dieses Fossils in seiner er-
sten Sylbe ein a hat, so gut wie Hamburg oder Frankfurt.

Im Thierreiche habe ich immer den lateinischen Na-
men vorausgesetzt, weil da hundert exotische Geschöpfe
vorkommen, die im Deutschen keinen bekannten verständ-
lichen Namen haben. Im Mineralreiche hingegen ist der
Fall umgekehrt. Da sind gerade die deutschen Benen-
nungen die bekanntesten und selbst großen Theils in an-
dere Sprachen aufgenommen.

Beim Thierreiche ist denjenigen Gattungen, die sich
in Deutschland finden, wieder so, wie in den vorigen
Ausgaben, ein + vorgesetzt. Im Mineralreich konnte
dieß unterbleiben, weil so ein Zeichen bei den allgemein
verbreiteten Fossilien überflüssig, bei vielen von denen

*) Nach der, nie ohne großen Nachtheil für unsre Sprache zu
vernachlässigenden Regel:"Man muß alle Worte - und wie vielmehr noch die Eigen-
namen - so schreiben, als die Sprache sie schreibt, aus der
man sie entlehnt."
s. Legat. Rath Hennicke im allg. Anzeiger der Deutschen
1809. No. 16.

aus diesem Steine bereiten, aber schlechterdings kein
daraus verfertigtes Beil aufgefunden habe. – Eben so
habe ich diejenige Gattung des Fledermausgeschlechts,
Vampyr oder Blutsauger genannt, die wirklich schlafen-
den Säugethieren das Blut aussaugt: da hingegen Lin-
né diesen Namen dem fliegenden Hund beigelegt hatte,
der wohl seit die Welt steht, kein Blut gesogen hat,
sondern sich ganz allein von Früchten nährt. – Aber
viele andere, nur nicht gar zu unpassende Kunstnamen
der Art habe ich dennoch beibehalten, um ja nicht die
Nomenclatur und Synonymien ohne dringende Noth,
zur großen Last der Lernenden, zu häufen.

Daß aber manche bekannte Namen von Naturalien
hier doch anders geschrieben werden, als es insgemein
geschieht, hat auch seinen guten Grund. So schreibe
ich z. B. Tofus und nicht Tophus, weil es kein grie-
chisches Wort ist; eben so Manacanit*) und nicht
Menacanit, weil der Fundort dieses Fossils in seiner er-
sten Sylbe ein a hat, so gut wie Hamburg oder Frankfurt.

Im Thierreiche habe ich immer den lateinischen Na-
men vorausgesetzt, weil da hundert exotische Geschöpfe
vorkommen, die im Deutschen keinen bekannten verständ-
lichen Namen haben. Im Mineralreiche hingegen ist der
Fall umgekehrt. Da sind gerade die deutschen Benen-
nungen die bekanntesten und selbst großen Theils in an-
dere Sprachen aufgenommen.

Beim Thierreiche ist denjenigen Gattungen, die sich
in Deutschland finden, wieder so, wie in den vorigen
Ausgaben, ein † vorgesetzt. Im Mineralreich konnte
dieß unterbleiben, weil so ein Zeichen bei den allgemein
verbreiteten Fossilien überflüssig, bei vielen von denen

*) Nach der, nie ohne großen Nachtheil für unsre Sprache zu
vernachlässigenden Regel:“Man muß alle Worte – und wie vielmehr noch die Eigen-
namen – so schreiben, als die Sprache sie schreibt, aus der
man sie entlehnt.”
s. Legat. Rath Hennicke im allg. Anzeiger der Deutschen
1809. No. 16.
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[VII/0009] aus diesem Steine bereiten, aber schlechterdings kein daraus verfertigtes Beil aufgefunden habe. – Eben so habe ich diejenige Gattung des Fledermausgeschlechts, Vampyr oder Blutsauger genannt, die wirklich schlafen- den Säugethieren das Blut aussaugt: da hingegen Lin- né diesen Namen dem fliegenden Hund beigelegt hatte, der wohl seit die Welt steht, kein Blut gesogen hat, sondern sich ganz allein von Früchten nährt. – Aber viele andere, nur nicht gar zu unpassende Kunstnamen der Art habe ich dennoch beibehalten, um ja nicht die Nomenclatur und Synonymien ohne dringende Noth, zur großen Last der Lernenden, zu häufen. Daß aber manche bekannte Namen von Naturalien hier doch anders geschrieben werden, als es insgemein geschieht, hat auch seinen guten Grund. So schreibe ich z. B. Tofus und nicht Tophus, weil es kein grie- chisches Wort ist; eben so Manacanit *) und nicht Menacanit, weil der Fundort dieses Fossils in seiner er- sten Sylbe ein a hat, so gut wie Hamburg oder Frankfurt. Im Thierreiche habe ich immer den lateinischen Na- men vorausgesetzt, weil da hundert exotische Geschöpfe vorkommen, die im Deutschen keinen bekannten verständ- lichen Namen haben. Im Mineralreiche hingegen ist der Fall umgekehrt. Da sind gerade die deutschen Benen- nungen die bekanntesten und selbst großen Theils in an- dere Sprachen aufgenommen. Beim Thierreiche ist denjenigen Gattungen, die sich in Deutschland finden, wieder so, wie in den vorigen Ausgaben, ein † vorgesetzt. Im Mineralreich konnte dieß unterbleiben, weil so ein Zeichen bei den allgemein verbreiteten Fossilien überflüssig, bei vielen von denen *) Nach der, nie ohne großen Nachtheil für unsre Sprache zu vernachlässigenden Regel: “Man muß alle Worte – und wie vielmehr noch die Eigen- namen – so schreiben, als die Sprache sie schreibt, aus der man sie entlehnt.” s. Legat. Rath Hennicke im allg. Anzeiger der Deutschen 1809. No. 16.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832, S. VII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/9>, abgerufen am 28.04.2024.