Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite

die Forellen, überaus kirre werden*); andere, z. B. alte Kar-
pfen, sehr listig und verschlagen sind etc.

§. 113.

Von ihrem Schlafe gilt meist die gleiche Anmerkung,
die bei den Amphibien gemacht worden ist (§. 91.), daß näm-
lich wenigstens die mehresten einem Winterschlaf ausgesetzt sind;
aber wohl nur sehr wenige einen bestimmten täglichen periodi-
schen Erholungsschlaf haben: wie es z. B. vom Goldbrachsen ge-
sagt wird.

§. 114.

Außer den wenigen lebendig-gebährenden Fischen, wohin
der Aal und die so genannte Aalmutter gehören, mögen sich
wohl wenige Fische wirklich mit einander paaren; sondern bei
den mehresten gibt das Weibchen den Rogen noch unbefruchtet
von sich, und das Männchen kommt hierauf nach, um denselben
mir seiner Milch zu begießen.

Man hat diese Einrichtung für die Landwirthschaft benutzen
gelernt, indem man auch aus der künstlichen Vermischung von
Eiern und Samen der Lachs-Forellen etc. junge Fische erzielen
kann**).

Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsgeschäfte der Fi-
sche gehört auch noch, daß manche, wie die Lamprete, durchge-
hends beiderlei Sexualorgane haben, so wie man hingegen bei an-
dern, wie namentlich beim Karpfen, anomalisch einzeln, wirk-
liche Zwitter
gefunden hat.

§. 115.

Die Vermehrung der meisten Fische ist zum Wunder
stark, so, daß ungeachtet die Eierchen der mehresten in Verhält-
niß zu ihrer Statur ungleich kleiner sind, als in irgend einer
andern Thier-Klasse, dennoch bei manchen die Eierstöcke größer
sind, als ihr ganzer übriger Körper. Daher zählt man, z. B.
beim Häring, zwischen 20 und 37000, beim Karpfen über
200000, bei der Schleihe 383000, beim Flinder über eine
Million Eierchen etc.***).

§. 116.

Theils haben die jungen Fische, so wie sie aus dem Eie
kriechen, noch nicht ihre völlige Gestalt: sondern müssen sich eben-
falls, so wie viele Amphibien (§. 94.), erst einer Art von Me-
tamorphose
unterziehen, wodurch ihre Flossen u. dergl. m.
allgemach vollends ausgebildet werden.

*) Baster opusc. subseciva. T. I. L. II. p. 88.
**) S. Hauptm. Jacobi im Hannov. Magazin v. J. 1765.
S. 978 u. f.
***) Philos. Transact. vol. LVII. p. 280.

die Forellen, überaus kirre werden*); andere, z. B. alte Kar-
pfen, sehr listig und verschlagen sind ꝛc.

§. 113.

Von ihrem Schlafe gilt meist die gleiche Anmerkung,
die bei den Amphibien gemacht worden ist (§. 91.), daß näm-
lich wenigstens die mehresten einem Winterschlaf ausgesetzt sind;
aber wohl nur sehr wenige einen bestimmten täglichen periodi-
schen Erholungsschlaf haben: wie es z. B. vom Goldbrachsen ge-
sagt wird.

§. 114.

Außer den wenigen lebendig-gebährenden Fischen, wohin
der Aal und die so genannte Aalmutter gehören, mögen sich
wohl wenige Fische wirklich mit einander paaren; sondern bei
den mehresten gibt das Weibchen den Rogen noch unbefruchtet
von sich, und das Männchen kommt hierauf nach, um denselben
mir seiner Milch zu begießen.

Man hat diese Einrichtung für die Landwirthschaft benutzen
gelernt, indem man auch aus der künstlichen Vermischung von
Eiern und Samen der Lachs-Forellen ꝛc. junge Fische erzielen
kann**).

Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsgeschäfte der Fi-
sche gehört auch noch, daß manche, wie die Lamprete, durchge-
hends beiderlei Sexualorgane haben, so wie man hingegen bei an-
dern, wie namentlich beim Karpfen, anomalisch einzeln, wirk-
liche Zwitter
gefunden hat.

§. 115.

Die Vermehrung der meisten Fische ist zum Wunder
stark, so, daß ungeachtet die Eierchen der mehresten in Verhält-
niß zu ihrer Statur ungleich kleiner sind, als in irgend einer
andern Thier-Klasse, dennoch bei manchen die Eierstöcke größer
sind, als ihr ganzer übriger Körper. Daher zählt man, z. B.
beim Häring, zwischen 20 und 37000, beim Karpfen über
200000, bei der Schleihe 383000, beim Flinder über eine
Million Eierchen ꝛc.***).

§. 116.

Theils haben die jungen Fische, so wie sie aus dem Eie
kriechen, noch nicht ihre völlige Gestalt: sondern müssen sich eben-
falls, so wie viele Amphibien (§. 94.), erst einer Art von Me-
tamorphose
unterziehen, wodurch ihre Flossen u. dergl. m.
allgemach vollends ausgebildet werden.

*) Baster opusc. subseciva. T. I. L. II. p. 88.
**) S. Hauptm. Jacobi im Hannov. Magazin v. J. 1765.
S. 978 u. f.
***) Philos. Transact. vol. LVII. p. 280.
<TEI xml:lang="de-DE">
  <text xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xml:id="blume_hbnatur_000042">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0183" xml:id="pb173_0001" n="173"/>
die Forellen, überaus kirre werden<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p><hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">Baster</hi></hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">opusc. subseciva</hi></hi>. <hi rendition="#aq">T.</hi> I. <hi rendition="#aq">L.</hi> II. <hi rendition="#aq">p</hi>. 88.</p></note>; andere, z. B. alte Kar-<lb/>
pfen, sehr listig und verschlagen sind &#xA75B;c.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 113.</head><lb/>
          <p>Von ihrem <hi rendition="#g">Schlafe</hi> gilt meist die gleiche Anmerkung,<lb/>
die bei den Amphibien gemacht worden ist (§. 91.), daß näm-<lb/>
lich wenigstens die mehresten einem Winterschlaf ausgesetzt sind;<lb/>
aber wohl nur sehr wenige einen bestimmten täglichen periodi-<lb/>
schen Erholungsschlaf haben: wie es z. B. vom Goldbrachsen ge-<lb/>
sagt wird.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 114.</head><lb/>
          <p>Außer den wenigen lebendig-gebährenden Fischen, wohin<lb/>
der Aal und die so genannte Aalmutter gehören, mögen sich<lb/>
wohl wenige Fische wirklich mit einander <hi rendition="#g">paaren</hi>; sondern bei<lb/>
den mehresten gibt das Weibchen den Rogen noch unbefruchtet<lb/>
von sich, und das Männchen kommt hierauf nach, um denselben<lb/>
mir seiner Milch zu begießen.</p>
          <p>Man hat diese Einrichtung für die Landwirthschaft benutzen<lb/>
gelernt, indem man auch aus der künstlichen Vermischung von<lb/>
Eiern und Samen der Lachs-Forellen &#xA75B;c. junge Fische erzielen<lb/>
kann<note anchored="true" place="foot" n="**)"><p>S. Hauptm. <hi rendition="#g">Jacobi</hi> im <hi rendition="#g">Hannov. Magazin</hi> v. J. 1765.<lb/>
S. 978 u. f.</p></note>.</p>
          <p rendition="#indent-1 #small"><hi rendition="#g">Anm</hi>. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsgeschäfte der Fi-<lb/>
sche gehört auch noch, daß manche, wie die Lamprete, durchge-<lb/>
hends beiderlei Sexualorgane haben, so wie man hingegen bei an-<lb/>
dern, wie namentlich beim Karpfen, anomalisch einzeln, <hi rendition="#g">wirk-<lb/>
liche Zwitter</hi> gefunden hat.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 115.</head><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#g">Vermehrung</hi> der meisten Fische ist zum Wunder<lb/>
stark, so, daß ungeachtet die Eierchen der mehresten in Verhält-<lb/>
niß zu ihrer Statur ungleich kleiner sind, als in irgend einer<lb/>
andern Thier-Klasse, dennoch bei manchen die Eierstöcke größer<lb/>
sind, als ihr ganzer übriger Körper. Daher zählt man, z. B.<lb/>
beim Häring, zwischen 20 und 37000, beim Karpfen über<lb/>
200000, bei der Schleihe 383000, beim Flinder über eine<lb/>
Million Eierchen &#xA75B;c.<note anchored="true" place="foot" n="***)"><p><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Philos. Transact</hi></hi>. <hi rendition="#aq">vol</hi>. LVII. <hi rendition="#aq">p</hi>. 280.</p></note>.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 116.</head><lb/>
          <p>Theils haben die jungen Fische, so wie sie aus dem Eie<lb/>
kriechen, noch nicht ihre völlige Gestalt: sondern müssen sich eben-<lb/>
falls, so wie viele Amphibien (§. 94.), erst einer Art von <hi rendition="#g">Me-<lb/>
tamorphose</hi> unterziehen, wodurch ihre Flossen u. dergl. m.<lb/>
allgemach vollends ausgebildet werden.</p>
        </div>
        <div n="2">
</div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[173/0183] die Forellen, überaus kirre werden *); andere, z. B. alte Kar- pfen, sehr listig und verschlagen sind ꝛc. §. 113. Von ihrem Schlafe gilt meist die gleiche Anmerkung, die bei den Amphibien gemacht worden ist (§. 91.), daß näm- lich wenigstens die mehresten einem Winterschlaf ausgesetzt sind; aber wohl nur sehr wenige einen bestimmten täglichen periodi- schen Erholungsschlaf haben: wie es z. B. vom Goldbrachsen ge- sagt wird. §. 114. Außer den wenigen lebendig-gebährenden Fischen, wohin der Aal und die so genannte Aalmutter gehören, mögen sich wohl wenige Fische wirklich mit einander paaren; sondern bei den mehresten gibt das Weibchen den Rogen noch unbefruchtet von sich, und das Männchen kommt hierauf nach, um denselben mir seiner Milch zu begießen. Man hat diese Einrichtung für die Landwirthschaft benutzen gelernt, indem man auch aus der künstlichen Vermischung von Eiern und Samen der Lachs-Forellen ꝛc. junge Fische erzielen kann **). Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsgeschäfte der Fi- sche gehört auch noch, daß manche, wie die Lamprete, durchge- hends beiderlei Sexualorgane haben, so wie man hingegen bei an- dern, wie namentlich beim Karpfen, anomalisch einzeln, wirk- liche Zwitter gefunden hat. §. 115. Die Vermehrung der meisten Fische ist zum Wunder stark, so, daß ungeachtet die Eierchen der mehresten in Verhält- niß zu ihrer Statur ungleich kleiner sind, als in irgend einer andern Thier-Klasse, dennoch bei manchen die Eierstöcke größer sind, als ihr ganzer übriger Körper. Daher zählt man, z. B. beim Häring, zwischen 20 und 37000, beim Karpfen über 200000, bei der Schleihe 383000, beim Flinder über eine Million Eierchen ꝛc. ***). §. 116. Theils haben die jungen Fische, so wie sie aus dem Eie kriechen, noch nicht ihre völlige Gestalt: sondern müssen sich eben- falls, so wie viele Amphibien (§. 94.), erst einer Art von Me- tamorphose unterziehen, wodurch ihre Flossen u. dergl. m. allgemach vollends ausgebildet werden. *) Baster opusc. subseciva. T. I. L. II. p. 88. **) S. Hauptm. Jacobi im Hannov. Magazin v. J. 1765. S. 978 u. f. ***) Philos. Transact. vol. LVII. p. 280.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/183
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/183>, abgerufen am 21.11.2024.