Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Göttingen, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

pische. Die andern zwey Rassen machen die Ueber-
gänge
. Die americanische den, zwischen der cauca-
sischen und mongolischen, so wie die malayische den,
zwischen jener Mittel-Rasse und der äthiopischen*).



Alle den fabelhaften Wust herzuzählen, womit die Men-
schen die N. G. ihres Geschlechts verunreinigt haben,
lohnt sich jetzt nicht der Mühe; - doch nur Weni-
ges von vielem.

Die vermeintlichen patagonischen Riesen z. B.
sind, von Magellan's Zeiten bis auf die unfri-
gen, in den Erzählungen der Reisenden, von zwölf
Fuß zu siebentehalb eingekrochen, und bleiben also
wenig größer als jeder andere Mensch von guter
Statur.

Und daß die noch neuerlich von Commerson für ein
Zwergvölkchen ausgegebenen Quimos auf Mada-
gascar nichts weiter sind als eine Art Cretine, d. h.
kleine Blödsinnige mit dicken Köpfen und langen Ar-
men (dergleichen sich im Salzburgischen, so wie im
Walliserlande, zumahl aber im Piemontesischen in
Menge finden), wird bei pathologischer Prüfung
mehr als bloß wahrscheinlich.

*) Versteht sich nähmlich dies Alles so - das die in den
verschiedenen Welttheilen verbreiteten Völkerschaften nach der stär-
kern und längern Einwirkung der verschiedenen Climate und an-
derer obgedachten Ursachen der Degeneration, entweder um desto
weiter von der Urgestalt der Mittel-Rasse ausgeartet sind, -
oder aber auch sich ihr hinwiederum mehr genähert haben. So
sind z. B. die Jakuten, Koräken, Eskimos u. a. dergl. Polar-
völker der mongolischen Rasse, sehr auffallend von der caucasischen
Mittel-Rasse abgeartet; da hingegen die (wenn gleich entfern-
tere, aber einen meist mildern Erdstrich bewohnende) america-
nische Rasse sich derselben wiederum mehr nähert; und nur am
südlichsten Ende ihres Welttheils, nähmlich an dem beeisten
Feuerlande nochmahls in die mongolische Gestaltung zurück-
fällt. - Eben so ist gegenseitig die äthiopische Rasse im bren-
nendheißen Africa zum andern Extrem in der Stufenfolge der
Menschenvarietäten ausgeartet, die hingegen in dem schon mil-
dern Neu-Holland und auf den neuen Hebriden etc. zur malayi-
schen Rasse übergeht.Wie vielen Einfluß dabei aber auch die Vermischung fremd-
artiger durch Völkerwanderung zusammentreffender Rassen
habe, bedarf kaum erst einer Erwähnung.

pische. Die andern zwey Rassen machen die Ueber-
gänge
. Die americanische den, zwischen der cauca-
sischen und mongolischen, so wie die malayische den,
zwischen jener Mittel-Rasse und der äthiopischen*).



Alle den fabelhaften Wust herzuzählen, womit die Men-
schen die N. G. ihres Geschlechts verunreinigt haben,
lohnt sich jetzt nicht der Mühe; – doch nur Weni-
ges von vielem.

Die vermeintlichen patagonischen Riesen z. B.
sind, von Magellan's Zeiten bis auf die unfri-
gen, in den Erzählungen der Reisenden, von zwölf
Fuß zu siebentehalb eingekrochen, und bleiben also
wenig größer als jeder andere Mensch von guter
Statur.

Und daß die noch neuerlich von Commerson für ein
Zwergvölkchen ausgegebenen Quimos auf Mada-
gascar nichts weiter sind als eine Art Cretine, d. h.
kleine Blödsinnige mit dicken Köpfen und langen Ar-
men (dergleichen sich im Salzburgischen, so wie im
Walliserlande, zumahl aber im Piemontesischen in
Menge finden), wird bei pathologischer Prüfung
mehr als bloß wahrscheinlich.

*) Versteht sich nähmlich dies Alles so – das die in den
verschiedenen Welttheilen verbreiteten Völkerschaften nach der stär-
kern und längern Einwirkung der verschiedenen Climate und an-
derer obgedachten Ursachen der Degeneration, entweder um desto
weiter von der Urgestalt der Mittel-Rasse ausgeartet sind, –
oder aber auch sich ihr hinwiederum mehr genähert haben. So
sind z. B. die Jakuten, Koräken, Eskimos u. a. dergl. Polar-
völker der mongolischen Rasse, sehr auffallend von der caucasischen
Mittel-Rasse abgeartet; da hingegen die (wenn gleich entfern-
tere, aber einen meist mildern Erdstrich bewohnende) america-
nische Rasse sich derselben wiederum mehr nähert; und nur am
südlichsten Ende ihres Welttheils, nähmlich an dem beeisten
Feuerlande nochmahls in die mongolische Gestaltung zurück-
fällt. – Eben so ist gegenseitig die äthiopische Rasse im bren-
nendheißen Africa zum andern Extrem in der Stufenfolge der
Menschenvarietäten ausgeartet, die hingegen in dem schon mil-
dern Neu-Holland und auf den neuen Hebriden ꝛc. zur malayi-
schen Rasse übergeht.Wie vielen Einfluß dabei aber auch die Vermischung fremd-
artiger durch Völkerwanderung zusammentreffender Rassen
habe, bedarf kaum erst einer Erwähnung.
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000034">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p rendition="#indent-1"><pb facs="#f0076" xml:id="pb058_0001" n="58"/>
pische. Die andern zwey Rassen machen die <hi rendition="#g">Ueber-<lb/>
gänge</hi>. Die americanische den, zwischen der cauca-<lb/>
sischen und mongolischen, so wie die malayische den,<lb/>
zwischen jener Mittel-Rasse und der äthiopischen<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>Versteht sich nähmlich dies Alles <hi rendition="#g">so</hi> &#x2013; das die in den<lb/>
verschiedenen Welttheilen verbreiteten Völkerschaften nach der stär-<lb/>
kern und längern Einwirkung der verschiedenen Climate und an-<lb/>
derer obgedachten Ursachen der Degeneration, entweder um desto<lb/>
weiter von der Urgestalt der Mittel-Rasse ausgeartet sind, &#x2013;<lb/>
oder aber auch sich ihr hinwiederum mehr genähert haben. So<lb/>
sind z. B. die Jakuten, Koräken, Eskimos u. a. dergl. Polar-<lb/>
völker der mongolischen Rasse, sehr auffallend von der caucasischen<lb/>
Mittel-Rasse abgeartet; da hingegen die (wenn gleich entfern-<lb/>
tere, aber einen meist mildern Erdstrich bewohnende) america-<lb/>
nische Rasse sich derselben wiederum mehr nähert; und nur am<lb/>
südlichsten Ende ihres Welttheils, nähmlich an dem beeisten<lb/>
Feuerlande nochmahls in die mongolische Gestaltung zurück-<lb/>
fällt. &#x2013; Eben so ist gegenseitig die äthiopische Rasse im bren-<lb/>
nendheißen Africa zum andern Extrem in der Stufenfolge der<lb/>
Menschenvarietäten ausgeartet, die hingegen in dem schon mil-<lb/>
dern Neu-Holland und auf den neuen Hebriden &#xA75B;c. zur malayi-<lb/>
schen Rasse übergeht.</p><p>Wie vielen Einfluß dabei aber auch die Vermischung fremd-<lb/>
artiger durch <hi rendition="#g">Völkerwanderung</hi> zusammentreffender Rassen<lb/>
habe, bedarf kaum erst einer Erwähnung.</p></note>.</p>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <p rendition="#indent-1">Alle den fabelhaften Wust herzuzählen, womit die Men-<lb/>
schen die N. G. ihres Geschlechts verunreinigt haben,<lb/>
lohnt sich jetzt nicht der Mühe; &#x2013; doch nur Weni-<lb/>
ges von vielem.</p>
            <p rendition="#l1em">Die vermeintlichen patagonischen <hi rendition="#g">Riesen</hi> z. B.<lb/>
sind, von <hi rendition="#g">Magellan's</hi> Zeiten bis auf die unfri-<lb/>
gen, in den Erzählungen der Reisenden, von zwölf<lb/>
Fuß zu siebentehalb eingekrochen, und bleiben also<lb/>
wenig größer als jeder andere Mensch von guter<lb/>
Statur.</p>
            <p rendition="#indent-1">Und daß die noch neuerlich von <hi rendition="#g">Commerson</hi> für ein<lb/>
Zwergvölkchen ausgegebenen <hi rendition="#g">Quimos</hi> auf Mada-<lb/>
gascar nichts weiter sind als eine Art Cretine, d. h.<lb/>
kleine Blödsinnige mit dicken Köpfen und langen Ar-<lb/>
men (dergleichen sich im Salzburgischen, so wie im<lb/>
Walliserlande, zumahl aber im Piemontesischen in<lb/>
Menge finden), wird bei pathologischer Prüfung<lb/>
mehr als bloß wahrscheinlich.</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[58/0076] pische. Die andern zwey Rassen machen die Ueber- gänge. Die americanische den, zwischen der cauca- sischen und mongolischen, so wie die malayische den, zwischen jener Mittel-Rasse und der äthiopischen *). Alle den fabelhaften Wust herzuzählen, womit die Men- schen die N. G. ihres Geschlechts verunreinigt haben, lohnt sich jetzt nicht der Mühe; – doch nur Weni- ges von vielem. Die vermeintlichen patagonischen Riesen z. B. sind, von Magellan's Zeiten bis auf die unfri- gen, in den Erzählungen der Reisenden, von zwölf Fuß zu siebentehalb eingekrochen, und bleiben also wenig größer als jeder andere Mensch von guter Statur. Und daß die noch neuerlich von Commerson für ein Zwergvölkchen ausgegebenen Quimos auf Mada- gascar nichts weiter sind als eine Art Cretine, d. h. kleine Blödsinnige mit dicken Köpfen und langen Ar- men (dergleichen sich im Salzburgischen, so wie im Walliserlande, zumahl aber im Piemontesischen in Menge finden), wird bei pathologischer Prüfung mehr als bloß wahrscheinlich. *) Versteht sich nähmlich dies Alles so – das die in den verschiedenen Welttheilen verbreiteten Völkerschaften nach der stär- kern und längern Einwirkung der verschiedenen Climate und an- derer obgedachten Ursachen der Degeneration, entweder um desto weiter von der Urgestalt der Mittel-Rasse ausgeartet sind, – oder aber auch sich ihr hinwiederum mehr genähert haben. So sind z. B. die Jakuten, Koräken, Eskimos u. a. dergl. Polar- völker der mongolischen Rasse, sehr auffallend von der caucasischen Mittel-Rasse abgeartet; da hingegen die (wenn gleich entfern- tere, aber einen meist mildern Erdstrich bewohnende) america- nische Rasse sich derselben wiederum mehr nähert; und nur am südlichsten Ende ihres Welttheils, nähmlich an dem beeisten Feuerlande nochmahls in die mongolische Gestaltung zurück- fällt. – Eben so ist gegenseitig die äthiopische Rasse im bren- nendheißen Africa zum andern Extrem in der Stufenfolge der Menschenvarietäten ausgeartet, die hingegen in dem schon mil- dern Neu-Holland und auf den neuen Hebriden ꝛc. zur malayi- schen Rasse übergeht. Wie vielen Einfluß dabei aber auch die Vermischung fremd- artiger durch Völkerwanderung zusammentreffender Rassen habe, bedarf kaum erst einer Erwähnung.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1830/76
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Göttingen, 1830, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1830/76>, abgerufen am 25.11.2024.