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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Göttingen, 1830.

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immer andere dergleichen Körper voraussetzt, denen
sie ihr Daseyn zu danken haben.

Zweytens nehmen sie allerhand fremde Substan-
zen als Nahrungsmittel in ihren Körper auf, assi-
miliren sie den Bestandtheilen desselben, scheiden das
Ueberflüssige wieder aus, und befördern mittelst
dieser beständigen Erneuerung und Wechsel ihr Wachs-
thum von innen (durch innige Aneignung, intus
susceptio, expansio
).

Diese beiden Eigenschaften setzen drittens von
selbst eine besondere Structur bey dieser Art von na-
türlichen Körpern voraus. Sie müssen nähmlich,
wenn sie auf diese Weise Nahrungsmittel zu sich
nehmen und umwandeln und mit der Zeit andere
Geschöpfe ihrer Art wieder hervorbringen sollen,
mancherlei diesen Zwecken der Selbsterhaltung und
Fortpflanzung entsprechende, deßhalb mit den so ge-
nannten Lebenskräften versehene, und zu einem zweck-
mäßigen Ganzen unter einander verbundene, Ge-
fäße, Adern und andere Organe in ihrem Körper
haben, die zur Aufnahme bestimmter Säfte, zur
Assimilation jener Alimente, zur Erzeugung der Nach-
kommenschaft u. s. w. nothwendig sind.

Dies Alles fehlt bey den natürlichen Körpern
der andern Art, nähmlich den Mineralien. Bei-
des, sowohl ihre Entstehung, als ihr Wachsthum
(wenn man es gar nur Wachsthum nennen darf),
wird keineswegs durch Ernährung, sondern lediglich
nach eigentlich so genannten bloß physischen (mecha-
nischen und chemischen), Gesetzen durch Anhäufung

**) nacherschaffen werden; wohin namentlich auch die erste Ent-
stehungsweise mancher sehr einfachen und mikroskopischkleinen or-
ganisirten Körper, wie z. B. der mehrsten sogenannten Infusions-
thierchen zu gehören scheint.

**) hinauf
immer andere dergleichen Körper voraussetzt, denen
sie ihr Daseyn zu danken haben.

Zweytens nehmen sie allerhand fremde Substan-
zen als Nahrungsmittel in ihren Körper auf, assi-
miliren sie den Bestandtheilen desselben, scheiden das
Ueberflüssige wieder aus, und befördern mittelst
dieser beständigen Erneuerung und Wechsel ihr Wachs-
thum von innen (durch innige Aneignung, intus
susceptio, expansio
).

Diese beiden Eigenschaften setzen drittens von
selbst eine besondere Structur bey dieser Art von na-
türlichen Körpern voraus. Sie müssen nähmlich,
wenn sie auf diese Weise Nahrungsmittel zu sich
nehmen und umwandeln und mit der Zeit andere
Geschöpfe ihrer Art wieder hervorbringen sollen,
mancherlei diesen Zwecken der Selbsterhaltung und
Fortpflanzung entsprechende, deßhalb mit den so ge-
nannten Lebenskräften versehene, und zu einem zweck-
mäßigen Ganzen unter einander verbundene, Ge-
fäße, Adern und andere Organe in ihrem Körper
haben, die zur Aufnahme bestimmter Säfte, zur
Assimilation jener Alimente, zur Erzeugung der Nach-
kommenschaft u. s. w. nothwendig sind.

Dies Alles fehlt bey den natürlichen Körpern
der andern Art, nähmlich den Mineralien. Bei-
des, sowohl ihre Entstehung, als ihr Wachsthum
(wenn man es gar nur Wachsthum nennen darf),
wird keineswegs durch Ernährung, sondern lediglich
nach eigentlich so genannten bloß physischen (mecha-
nischen und chemischen), Gesetzen durch Anhäufung

**) nacherschaffen werden; wohin namentlich auch die erste Ent-
stehungsweise mancher sehr einfachen und mikroskopischkleinen or-
ganisirten Körper, wie z. B. der mehrsten sogenannten Infusions-
thierchen zu gehören scheint.
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[3/0021] **) hinauf immer andere dergleichen Körper voraussetzt, denen sie ihr Daseyn zu danken haben. Zweytens nehmen sie allerhand fremde Substan- zen als Nahrungsmittel in ihren Körper auf, assi- miliren sie den Bestandtheilen desselben, scheiden das Ueberflüssige wieder aus, und befördern mittelst dieser beständigen Erneuerung und Wechsel ihr Wachs- thum von innen (durch innige Aneignung, intus susceptio, expansio). Diese beiden Eigenschaften setzen drittens von selbst eine besondere Structur bey dieser Art von na- türlichen Körpern voraus. Sie müssen nähmlich, wenn sie auf diese Weise Nahrungsmittel zu sich nehmen und umwandeln und mit der Zeit andere Geschöpfe ihrer Art wieder hervorbringen sollen, mancherlei diesen Zwecken der Selbsterhaltung und Fortpflanzung entsprechende, deßhalb mit den so ge- nannten Lebenskräften versehene, und zu einem zweck- mäßigen Ganzen unter einander verbundene, Ge- fäße, Adern und andere Organe in ihrem Körper haben, die zur Aufnahme bestimmter Säfte, zur Assimilation jener Alimente, zur Erzeugung der Nach- kommenschaft u. s. w. nothwendig sind. Dies Alles fehlt bey den natürlichen Körpern der andern Art, nähmlich den Mineralien. Bei- des, sowohl ihre Entstehung, als ihr Wachsthum (wenn man es gar nur Wachsthum nennen darf), wird keineswegs durch Ernährung, sondern lediglich nach eigentlich so genannten bloß physischen (mecha- nischen und chemischen), Gesetzen durch Anhäufung **) nacherschaffen werden; wohin namentlich auch die erste Ent- stehungsweise mancher sehr einfachen und mikroskopischkleinen or- ganisirten Körper, wie z. B. der mehrsten sogenannten Infusions- thierchen zu gehören scheint.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Göttingen, 1830, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1830/21>, abgerufen am 21.11.2024.