Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825.

Bild:
<< vorherige Seite

2. Bernstein Agtstein. Succinum, electrum,
lyncurium, glessum Tacit
. (Fr. succin, ambre
jaune, carabe
.)

Vom Weißen bis ins dunkel Orangenrothe; und vom
durchsichtigen bis ins völlig undurchsichtige; selten was-
serhell, meist öhlklar*), theils Glasglanz, theils Wachs-
glanz; muscheliger Bruch; theils in besonderer Gestalt
als birnförmige oder kugelichte Tropfen. Läßt sich dre-
hen, poliren etc. Gewicht eines durchsichtigen Weingel-
ben = 1083. Ist vermuthlich als Folge einer der
frühern Erdrevolutionen**) aus Baumharz entstanden;
hält nicht selten fremde Körper eingeschlossen; zumahl
Wald-Insecten etc. Fundort vorzüglichst. Samland in
Ostpreußen; theils in Flözen von bituminosem Holz+)
und Braunkohle; theils am Seestrande.

3. Erdöhl, Bergöhl, Steinöhl. Petroleum.
Bitume liquide (Engl. fossile Tar.)

Mehr oder weniger flüssig; theils nähmlich vollkom-
men tropfbar (so die Naphtha); theils hingegen sehr
zähe, wie ein verdickter Theer (so der Bergtheer,
Maltha); eben so verschieden in Farbe und Durchsich-
tigkeit; jenes z. B. von mancherley gelber Farbe; dieser
hingegen bis ins Schwarzbraune (der echte Barbados-
Theer grünlich-braun); jenes durchsichtig; dieser hinge-
gen kaum in dünnen Faden durchscheinend. Mittel-
Gewicht = 0,850. Starkriechend. Gehalt des Persi-

*) Hingegen ist der oft damit verwechselte Copal immer was-
serhell, nie öhlklar; fließt in Tropfen wenn er angebrannt wird,
was der Bernstein nicht thut; dagegen springen brennende Stück-
chen von diesem in die Höhe wenn man sie fallen läßt, was hin-
wiederum nicht mit dem Copal geschieht.
**) In einer überaus instructiven Suite zur Naturgeschichte
des Bernsteins, womit der Graf von Finkenstein Schön-
burg
meine Sammlung bereichert hat, finden sich unter andern
manche vollkommen deutliche, aber theils unbekannte - theils
tropischen Gattungen ähnelnde Insecten, zumahl Staphylini,
Blattae, etc.
+) Zwischen diesem findet sich zuweilen, aber sehr selten, eine
bis jetzt ebenfalls ganz unbekannte mandelförmige Samenkapsel
des ehemahligen Bernsteinbaumes, dergleichen ich durch die Güte
des Medicinalraths Hagen zu Königsberg besitze.

2. Bernstein Agtstein. Succinum, electrum,
lyncurium, glessum Tacit
. (Fr. succin, ambre
jaune, carabé
.)

Vom Weißen bis ins dunkel Orangenrothe; und vom
durchsichtigen bis ins völlig undurchsichtige; selten was-
serhell, meist öhlklar*), theils Glasglanz, theils Wachs-
glanz; muscheliger Bruch; theils in besonderer Gestalt
als birnförmige oder kugelichte Tropfen. Läßt sich dre-
hen, poliren ꝛc. Gewicht eines durchsichtigen Weingel-
ben = 1083. Ist vermuthlich als Folge einer der
frühern Erdrevolutionen**) aus Baumharz entstanden;
hält nicht selten fremde Körper eingeschlossen; zumahl
Wald-Insecten ꝛc. Fundort vorzüglichst. Samland in
Ostpreußen; theils in Flözen von bituminosem Holz†)
und Braunkohle; theils am Seestrande.

3. Erdöhl, Bergöhl, Steinöhl. Petroleum.
Bitume liquide (Engl. fossile Tar.)

Mehr oder weniger flüssig; theils nähmlich vollkom-
men tropfbar (so die Naphtha); theils hingegen sehr
zähe, wie ein verdickter Theer (so der Bergtheer,
Maltha); eben so verschieden in Farbe und Durchsich-
tigkeit; jenes z. B. von mancherley gelber Farbe; dieser
hingegen bis ins Schwarzbraune (der echte Barbados-
Theer grünlich-braun); jenes durchsichtig; dieser hinge-
gen kaum in dünnen Faden durchscheinend. Mittel-
Gewicht = 0,850. Starkriechend. Gehalt des Persi-

*) Hingegen ist der oft damit verwechselte Copal immer was-
serhell, nie öhlklar; fließt in Tropfen wenn er angebrannt wird,
was der Bernstein nicht thut; dagegen springen brennende Stück-
chen von diesem in die Höhe wenn man sie fallen läßt, was hin-
wiederum nicht mit dem Copal geschieht.
**) In einer überaus instructiven Suite zur Naturgeschichte
des Bernsteins, womit der Graf von Finkenstein Schön-
burg
meine Sammlung bereichert hat, finden sich unter andern
manche vollkommen deutliche, aber theils unbekannte – theils
tropischen Gattungen ähnelnde Insecten, zumahl Staphylini,
Blattae, etc.
†) Zwischen diesem findet sich zuweilen, aber sehr selten, eine
bis jetzt ebenfalls ganz unbekannte mandelförmige Samenkapsel
des ehemahligen Bernsteinbaumes, dergleichen ich durch die Güte
des Medicinalraths Hagen zu Königsberg besitze.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0580" xml:id="pb558_0001" n="558"/>
            <p rendition="#indent-1">2. <hi rendition="#g">Bernstein Agtstein</hi>. <hi rendition="#aq">Succinum, electrum,<lb/>
lyncurium, glessum <hi rendition="#k">Tacit</hi></hi>. (Fr. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">succin, ambre<lb/>
jaune, carabé</hi></hi>.)</p>
            <p rendition="#l1em">Vom Weißen bis ins dunkel Orangenrothe; und vom<lb/>
durchsichtigen bis ins völlig undurchsichtige; selten was-<lb/>
serhell, meist öhlklar<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>Hingegen ist der oft damit verwechselte Copal immer was-<lb/>
serhell, nie öhlklar; fließt in Tropfen wenn er angebrannt wird,<lb/>
was der Bernstein nicht thut; dagegen springen brennende Stück-<lb/>
chen von diesem in die Höhe wenn man sie fallen läßt, was hin-<lb/>
wiederum nicht mit dem Copal geschieht.</p></note>, theils Glasglanz, theils Wachs-<lb/>
glanz; muscheliger Bruch; theils in besonderer Gestalt<lb/>
als birnförmige oder kugelichte Tropfen. Läßt sich dre-<lb/>
hen, poliren &#xA75B;c. Gewicht eines durchsichtigen Weingel-<lb/>
ben = 1083. Ist vermuthlich als Folge einer der<lb/>
frühern Erdrevolutionen<note anchored="true" place="foot" n="**)"><p>In einer überaus instructiven Suite zur Naturgeschichte<lb/>
des Bernsteins, womit der Graf <hi rendition="#g">von Finkenstein Schön-<lb/>
burg</hi> meine Sammlung bereichert hat, finden sich unter andern<lb/>
manche vollkommen deutliche, aber theils unbekannte &#x2013; theils<lb/>
tropischen Gattungen ähnelnde Insecten, zumahl <hi rendition="#aq">Staphylini</hi>,<lb/><hi rendition="#aq">Blattae, etc</hi>.</p></note> aus Baumharz entstanden;<lb/>
hält nicht selten fremde Körper eingeschlossen; zumahl<lb/>
Wald-Insecten &#xA75B;c. Fundort vorzüglichst. Samland in<lb/>
Ostpreußen; theils in Flözen von bituminosem Holz<note anchored="true" place="foot" n="&#x2020;)"><p>Zwischen diesem findet sich zuweilen, aber sehr selten, eine<lb/>
bis jetzt ebenfalls ganz unbekannte mandelförmige Samenkapsel<lb/>
des ehemahligen Bernsteinbaumes, dergleichen ich durch die Güte<lb/>
des Medicinalraths <hi rendition="#g">Hagen</hi> zu Königsberg besitze.</p></note><lb/>
und Braunkohle; theils am Seestrande.</p>
            <p rendition="#indent-1">3. <hi rendition="#g">Erdöhl, Bergöhl, Steinöhl</hi>. <hi rendition="#aq">Petroleum</hi>.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Bitume liquide</hi></hi> (Engl. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">fossile Tar</hi></hi>.)</p>
            <p rendition="#l1em">Mehr oder weniger flüssig; theils nähmlich vollkom-<lb/>
men tropfbar (so die <hi rendition="#g">Naphtha</hi>); theils hingegen sehr<lb/>
zähe, wie ein verdickter Theer (so der <hi rendition="#g">Bergtheer</hi>,<lb/><hi rendition="#g">Maltha</hi>); eben so verschieden in Farbe und Durchsich-<lb/>
tigkeit; jenes z. B. von mancherley gelber Farbe; dieser<lb/>
hingegen bis ins Schwarzbraune (der echte Barbados-<lb/>
Theer grünlich-braun); jenes durchsichtig; dieser hinge-<lb/>
gen kaum in dünnen Faden durchscheinend. Mittel-<lb/>
Gewicht = 0,850. Starkriechend. Gehalt des Persi-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[558/0580] 2. Bernstein Agtstein. Succinum, electrum, lyncurium, glessum Tacit. (Fr. succin, ambre jaune, carabé.) Vom Weißen bis ins dunkel Orangenrothe; und vom durchsichtigen bis ins völlig undurchsichtige; selten was- serhell, meist öhlklar *), theils Glasglanz, theils Wachs- glanz; muscheliger Bruch; theils in besonderer Gestalt als birnförmige oder kugelichte Tropfen. Läßt sich dre- hen, poliren ꝛc. Gewicht eines durchsichtigen Weingel- ben = 1083. Ist vermuthlich als Folge einer der frühern Erdrevolutionen **) aus Baumharz entstanden; hält nicht selten fremde Körper eingeschlossen; zumahl Wald-Insecten ꝛc. Fundort vorzüglichst. Samland in Ostpreußen; theils in Flözen von bituminosem Holz †) und Braunkohle; theils am Seestrande. 3. Erdöhl, Bergöhl, Steinöhl. Petroleum. Bitume liquide (Engl. fossile Tar.) Mehr oder weniger flüssig; theils nähmlich vollkom- men tropfbar (so die Naphtha); theils hingegen sehr zähe, wie ein verdickter Theer (so der Bergtheer, Maltha); eben so verschieden in Farbe und Durchsich- tigkeit; jenes z. B. von mancherley gelber Farbe; dieser hingegen bis ins Schwarzbraune (der echte Barbados- Theer grünlich-braun); jenes durchsichtig; dieser hinge- gen kaum in dünnen Faden durchscheinend. Mittel- Gewicht = 0,850. Starkriechend. Gehalt des Persi- *) Hingegen ist der oft damit verwechselte Copal immer was- serhell, nie öhlklar; fließt in Tropfen wenn er angebrannt wird, was der Bernstein nicht thut; dagegen springen brennende Stück- chen von diesem in die Höhe wenn man sie fallen läßt, was hin- wiederum nicht mit dem Copal geschieht. **) In einer überaus instructiven Suite zur Naturgeschichte des Bernsteins, womit der Graf von Finkenstein Schön- burg meine Sammlung bereichert hat, finden sich unter andern manche vollkommen deutliche, aber theils unbekannte – theils tropischen Gattungen ähnelnde Insecten, zumahl Staphylini, Blattae, etc. †) Zwischen diesem findet sich zuweilen, aber sehr selten, eine bis jetzt ebenfalls ganz unbekannte mandelförmige Samenkapsel des ehemahligen Bernsteinbaumes, dergleichen ich durch die Güte des Medicinalraths Hagen zu Königsberg besitze.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/580
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/580>, abgerufen am 21.11.2024.