Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825.

Bild:
<< vorherige Seite

*), und also vermuthlich auch in der Art
der Empfindung, weichen die Insecten gar sehr
von den übrigen Thieren ab, so daß ihnen sogar
manche Naturforscher verschiedene von unsern fünf
äußern Sinnen, zumahl das Gehör und den Geruch,
ohne Grund haben absprechen wollen; da man doch
jenes bey vielen die einander zur Paarungszeit durch
einen besondern Laut locken, und diesen bey noch weit
mehreren, die ihren versteckten Fraß auswittern, un-
verkennbar wahrnimmt.

§. 126.

Die Augen der Insecten sind vorzüglich merk-
würdig, und zwar in Rücksicht ihres Baues von
zweyfacher Art. Die einen sind große Halbkugeln,
die aber meist aus tausenden von Facetten, bey eini-
gen auch aus zahlreichen kegelförmigen Spitzen, be-
stehen, die auf der innern Seite mit einem theils
buntfarbigen oder glänzenden Anstrich überzogen sind.
Die mehresten geflügelten Insecten, aber auch manche
ungeflügelte, wie der Flußkrebs, Hummer etc. haben
dergleichen. Die Augen der andern Art (stemmata,
ocelli
) sind einfach, klein, und so wohl in Rücksicht
ihrer Anzahl als Lage verschieden. Die erstern schei-
nen mehr für die Ferne, so wie die letztern für die
Nähe bestimmt zu seyn; wenigstens reimt sich dieß
damit, daß die Schmetterlinge in ihrem geflügelten,
vollkommenen Zustande solche große componirte teles-
copische Augen kriegen, da sie vorher als Raupen
nur myopische kleine Augen hatten. Nur wenige
Insecten, wie z. B. die Krebse, können ihre Au-
gen bewegen.

*) 4. - F. Jos. Schelvers Versuch einer Naturgeschichte der
Sinneswerkzeuge bey den Insecten und Würmern, ebendas. 1798. 8.

*), und also vermuthlich auch in der Art
der Empfindung, weichen die Insecten gar sehr
von den übrigen Thieren ab, so daß ihnen sogar
manche Naturforscher verschiedene von unsern fünf
äußern Sinnen, zumahl das Gehör und den Geruch,
ohne Grund haben absprechen wollen; da man doch
jenes bey vielen die einander zur Paarungszeit durch
einen besondern Laut locken, und diesen bey noch weit
mehreren, die ihren versteckten Fraß auswittern, un-
verkennbar wahrnimmt.

§. 126.

Die Augen der Insecten sind vorzüglich merk-
würdig, und zwar in Rücksicht ihres Baues von
zweyfacher Art. Die einen sind große Halbkugeln,
die aber meist aus tausenden von Facetten, bey eini-
gen auch aus zahlreichen kegelförmigen Spitzen, be-
stehen, die auf der innern Seite mit einem theils
buntfarbigen oder glänzenden Anstrich überzogen sind.
Die mehresten geflügelten Insecten, aber auch manche
ungeflügelte, wie der Flußkrebs, Hummer ꝛc. haben
dergleichen. Die Augen der andern Art (stemmata,
ocelli
) sind einfach, klein, und so wohl in Rücksicht
ihrer Anzahl als Lage verschieden. Die erstern schei-
nen mehr für die Ferne, so wie die letztern für die
Nähe bestimmt zu seyn; wenigstens reimt sich dieß
damit, daß die Schmetterlinge in ihrem geflügelten,
vollkommenen Zustande solche große componirte teles-
copische Augen kriegen, da sie vorher als Raupen
nur myopische kleine Augen hatten. Nur wenige
Insecten, wie z. B. die Krebse, können ihre Au-
gen bewegen.

*) 4. – F. Jos. Schelvers Versuch einer Naturgeschichte der
Sinneswerkzeuge bey den Insecten und Würmern, ebendas. 1798. 8.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><note anchored="true" place="foot" n="*)"><p><pb facs="#f0281" xml:id="pb259_0002" n="259"/>
4. &#x2013; <hi rendition="#g">F. Jos. Schelvers</hi> Versuch einer Naturgeschichte der<lb/>
Sinneswerkzeuge bey den Insecten und Würmern, ebendas. 1798. 8.</p></note>, und also vermuthlich auch in der Art<lb/>
der <hi rendition="#g">Empfindung</hi>, weichen die Insecten gar sehr<lb/>
von den übrigen Thieren ab, so daß ihnen sogar<lb/>
manche Naturforscher verschiedene von unsern fünf<lb/>
äußern Sinnen, zumahl das Gehör und den Geruch,<lb/>
ohne Grund haben absprechen wollen; da man doch<lb/>
jenes bey vielen die einander zur Paarungszeit durch<lb/>
einen besondern Laut locken, und diesen bey noch weit<lb/>
mehreren, die ihren versteckten Fraß auswittern, un-<lb/>
verkennbar wahrnimmt.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 126.</head><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#g">Augen</hi> der Insecten sind vorzüglich merk-<lb/>
würdig, und zwar in Rücksicht ihres Baues von<lb/>
zweyfacher Art. Die einen sind große Halbkugeln,<lb/>
die aber meist aus tausenden von Facetten, bey eini-<lb/>
gen auch aus zahlreichen kegelförmigen Spitzen, be-<lb/>
stehen, die auf der innern Seite mit einem theils<lb/>
buntfarbigen oder glänzenden Anstrich überzogen sind.<lb/>
Die mehresten geflügelten Insecten, aber auch manche<lb/>
ungeflügelte, wie der Flußkrebs, Hummer &#xA75B;c. haben<lb/>
dergleichen. Die Augen der andern Art (<hi rendition="#aq">stemmata,<lb/>
ocelli</hi>) sind einfach, klein, und so wohl in Rücksicht<lb/>
ihrer Anzahl als Lage verschieden. Die erstern schei-<lb/>
nen mehr für die Ferne, so wie die letztern für die<lb/>
Nähe bestimmt zu seyn; wenigstens reimt sich dieß<lb/>
damit, daß die Schmetterlinge in ihrem geflügelten,<lb/>
vollkommenen Zustande solche große componirte teles-<lb/>
copische Augen kriegen, da sie vorher als Raupen<lb/>
nur myopische kleine Augen hatten. Nur wenige<lb/>
Insecten, wie z. B. die Krebse, können ihre Au-<lb/>
gen bewegen.</p>
        </div>
        <div n="2">
</div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[259/0281] *), und also vermuthlich auch in der Art der Empfindung, weichen die Insecten gar sehr von den übrigen Thieren ab, so daß ihnen sogar manche Naturforscher verschiedene von unsern fünf äußern Sinnen, zumahl das Gehör und den Geruch, ohne Grund haben absprechen wollen; da man doch jenes bey vielen die einander zur Paarungszeit durch einen besondern Laut locken, und diesen bey noch weit mehreren, die ihren versteckten Fraß auswittern, un- verkennbar wahrnimmt. §. 126. Die Augen der Insecten sind vorzüglich merk- würdig, und zwar in Rücksicht ihres Baues von zweyfacher Art. Die einen sind große Halbkugeln, die aber meist aus tausenden von Facetten, bey eini- gen auch aus zahlreichen kegelförmigen Spitzen, be- stehen, die auf der innern Seite mit einem theils buntfarbigen oder glänzenden Anstrich überzogen sind. Die mehresten geflügelten Insecten, aber auch manche ungeflügelte, wie der Flußkrebs, Hummer ꝛc. haben dergleichen. Die Augen der andern Art (stemmata, ocelli) sind einfach, klein, und so wohl in Rücksicht ihrer Anzahl als Lage verschieden. Die erstern schei- nen mehr für die Ferne, so wie die letztern für die Nähe bestimmt zu seyn; wenigstens reimt sich dieß damit, daß die Schmetterlinge in ihrem geflügelten, vollkommenen Zustande solche große componirte teles- copische Augen kriegen, da sie vorher als Raupen nur myopische kleine Augen hatten. Nur wenige Insecten, wie z. B. die Krebse, können ihre Au- gen bewegen. *) 4. – F. Jos. Schelvers Versuch einer Naturgeschichte der Sinneswerkzeuge bey den Insecten und Würmern, ebendas. 1798. 8.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/281
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/281>, abgerufen am 03.12.2024.