Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825.

Bild:
<< vorherige Seite

bringen entweder eine bestimmte Periode ihres Le-
bens, oder gewisse Jahrszeiten bloß in einem von
beiden zu. Endlich sind aber auch manche entweder
bloß für das Wasser, und nicht für beides zugleich
bestimmt.

§. 87.

Manche Amphibien, zumahl unter den Schild-
kröten und Schlangen, leben von sehr gemischter
Nahrung: andere hingegen, wie der Laubfrosch,
Chamäleon etc. sind sehr eigen in der Wahl ihrer
Speisen, gehen z. B. bloß lebende Insecten von ei-
nigen wenigen bestimmten Gattungen an. In der
Gefangenschaft nehmen viele gar keine Nahrung zu
sich und können dann zum Wunder lange fasten: ich
selbst habe z. B. Salamander auf acht Monathe
lang ohne Speise und selbst ohne daß sie dabey be-
trächtlich abgezehrt wären, erhalten: und von Schild-
kröten weiß man, daß sie gegen anderthalb Jahre
ohne alle Nahrung ausdauern können.

§. 88.

Die bey vielen Amphibien so ganz ausnehmende
Leichtigkeit und Stärke ihrer Reproductionskraft
(§. 19.), hat, wo ich nicht irre, in der obgedachten
Stärke ihrer Nerven und hingegen respectiven Klein-
heit ihres Gehirns (§. 29.) einen Grund; da folg-
lich die erstern von letzterem minder abhängig sind;
und überhaupt die ganze Maschine zwar schwächere
Mobilität, weniger consensus zeigt, das ganze Le-
ben der Amphibien einfacher, und mehr bloß vege-
tativ scheint, als bey den warmblütigen Thieren, -
aber dagegen die Glieder mehr mit eigenthümlicher,
independenter Lebenskraft versehen sind. Und da
folglich bey dieser mehr eigenthümlichen Lebenskraft
der einzelnen Theile, nicht gleich jeder Stimulus,

bringen entweder eine bestimmte Periode ihres Le-
bens, oder gewisse Jahrszeiten bloß in einem von
beiden zu. Endlich sind aber auch manche entweder
bloß für das Wasser, und nicht für beides zugleich
bestimmt.

§. 87.

Manche Amphibien, zumahl unter den Schild-
kröten und Schlangen, leben von sehr gemischter
Nahrung: andere hingegen, wie der Laubfrosch,
Chamäleon ꝛc. sind sehr eigen in der Wahl ihrer
Speisen, gehen z. B. bloß lebende Insecten von ei-
nigen wenigen bestimmten Gattungen an. In der
Gefangenschaft nehmen viele gar keine Nahrung zu
sich und können dann zum Wunder lange fasten: ich
selbst habe z. B. Salamander auf acht Monathe
lang ohne Speise und selbst ohne daß sie dabey be-
trächtlich abgezehrt wären, erhalten: und von Schild-
kröten weiß man, daß sie gegen anderthalb Jahre
ohne alle Nahrung ausdauern können.

§. 88.

Die bey vielen Amphibien so ganz ausnehmende
Leichtigkeit und Stärke ihrer Reproductionskraft
(§. 19.), hat, wo ich nicht irre, in der obgedachten
Stärke ihrer Nerven und hingegen respectiven Klein-
heit ihres Gehirns (§. 29.) einen Grund; da folg-
lich die erstern von letzterem minder abhängig sind;
und überhaupt die ganze Maschine zwar schwächere
Mobilität, weniger consensus zeigt, das ganze Le-
ben der Amphibien einfacher, und mehr bloß vege-
tativ scheint, als bey den warmblütigen Thieren, –
aber dagegen die Glieder mehr mit eigenthümlicher,
independenter Lebenskraft versehen sind. Und da
folglich bey dieser mehr eigenthümlichen Lebenskraft
der einzelnen Theile, nicht gleich jeder Stimulus,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0216" xml:id="pb194_0001" n="194"/>
bringen entweder eine bestimmte Periode ihres Le-<lb/>
bens, oder gewisse Jahrszeiten bloß in einem von<lb/>
beiden zu. Endlich sind aber auch manche entweder<lb/>
bloß für das Wasser, und nicht für beides zugleich<lb/>
bestimmt.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 87.</head><lb/>
          <p>Manche Amphibien, zumahl unter den Schild-<lb/>
kröten und Schlangen, leben von sehr gemischter<lb/><hi rendition="#g">Nahrung</hi>: andere hingegen, wie der Laubfrosch,<lb/>
Chamäleon &#xA75B;c. sind sehr eigen in der Wahl ihrer<lb/>
Speisen, gehen z. B. bloß lebende Insecten von ei-<lb/>
nigen wenigen bestimmten Gattungen an. In der<lb/>
Gefangenschaft nehmen viele gar keine Nahrung zu<lb/>
sich und können dann zum Wunder lange fasten: ich<lb/>
selbst habe z. B. Salamander auf acht Monathe<lb/>
lang ohne Speise und selbst ohne daß sie dabey be-<lb/>
trächtlich abgezehrt wären, erhalten: und von Schild-<lb/>
kröten weiß man, daß sie gegen anderthalb Jahre<lb/>
ohne alle Nahrung ausdauern können.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 88.</head><lb/>
          <p>Die bey vielen Amphibien so ganz ausnehmende<lb/>
Leichtigkeit und Stärke ihrer <hi rendition="#g">Reproductionskraft<lb/></hi>(§. 19.), hat, wo ich nicht irre, in der obgedachten<lb/>
Stärke ihrer Nerven und hingegen respectiven Klein-<lb/>
heit ihres Gehirns (§. 29.) einen Grund; da folg-<lb/>
lich die erstern von letzterem minder abhängig sind;<lb/>
und überhaupt die ganze Maschine zwar schwächere<lb/>
Mobilität, weniger <hi rendition="#aq">consensus</hi> zeigt, das ganze Le-<lb/>
ben der Amphibien einfacher, und mehr bloß vege-<lb/>
tativ scheint, als bey den warmblütigen Thieren, &#x2013;<lb/>
aber dagegen die Glieder mehr mit eigenthümlicher,<lb/>
independenter Lebenskraft versehen sind. Und da<lb/>
folglich bey dieser mehr eigenthümlichen Lebenskraft<lb/>
der einzelnen Theile, nicht gleich jeder Stimulus,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0216] bringen entweder eine bestimmte Periode ihres Le- bens, oder gewisse Jahrszeiten bloß in einem von beiden zu. Endlich sind aber auch manche entweder bloß für das Wasser, und nicht für beides zugleich bestimmt. §. 87. Manche Amphibien, zumahl unter den Schild- kröten und Schlangen, leben von sehr gemischter Nahrung: andere hingegen, wie der Laubfrosch, Chamäleon ꝛc. sind sehr eigen in der Wahl ihrer Speisen, gehen z. B. bloß lebende Insecten von ei- nigen wenigen bestimmten Gattungen an. In der Gefangenschaft nehmen viele gar keine Nahrung zu sich und können dann zum Wunder lange fasten: ich selbst habe z. B. Salamander auf acht Monathe lang ohne Speise und selbst ohne daß sie dabey be- trächtlich abgezehrt wären, erhalten: und von Schild- kröten weiß man, daß sie gegen anderthalb Jahre ohne alle Nahrung ausdauern können. §. 88. Die bey vielen Amphibien so ganz ausnehmende Leichtigkeit und Stärke ihrer Reproductionskraft (§. 19.), hat, wo ich nicht irre, in der obgedachten Stärke ihrer Nerven und hingegen respectiven Klein- heit ihres Gehirns (§. 29.) einen Grund; da folg- lich die erstern von letzterem minder abhängig sind; und überhaupt die ganze Maschine zwar schwächere Mobilität, weniger consensus zeigt, das ganze Le- ben der Amphibien einfacher, und mehr bloß vege- tativ scheint, als bey den warmblütigen Thieren, – aber dagegen die Glieder mehr mit eigenthümlicher, independenter Lebenskraft versehen sind. Und da folglich bey dieser mehr eigenthümlichen Lebenskraft der einzelnen Theile, nicht gleich jeder Stimulus,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/216
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/216>, abgerufen am 23.11.2024.