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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816.

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weich fettig anzufühlen; der Bruch häufig in das
Schieferige; gibt angehaucht den eigenen Thon-
geruch. Es gehören dahin

1) Töpferthon. (Fr. l'argile plastique.)

Sehr weich; wird im Wasser zähe; brennt sich
im Feuer mehrentheils ziegelroth; variirt mannig-
faltig im Ansehen, Feinheit, Gehalt und der
davon abhängenden vielfachen Brauchbarkeit, z. B.
zu Terra cotta, Fayence, Steingut, so vielarti-
ger anderer Töpferwaare*), Tabakspfeifen, Türki-
schen Pfeifenköpfen (u. a. vulgo sogenannten
terrae sigillatae-Waaren), Schmelztiegeln, Zie-
geln, auch zum Walken schlechtes Tücher, zum
Raffiniren des Zuckers etc. Findet sich meist in auf-
geschwemmtem Lande, nahe linier der Dammerde.

2) Verhärteter Thon, Thonstein.

Von verschiedener Farbe und Festigkeit; meist
feinerdigem Bruche; macht theils den Grundteig
mancher Porphyre aus. Gebrauch in theils Gegen-
den als Baustein.

3) Schieferthon, Zechstein.

Meist rauchgrau, in das Schwarze; der Bruch
schieferig, scheibenförmig; manche Abarten hängen
stark an der Zunge**)

*) Zu den besonders merkwürdigen Abarten des Töpferthons,
die sich durch auffallende Eigenheiten der daraus gebrannten
Gefäße auszeichnen, gehören vorzüglich.1) Die, woraus die bewundernswürdigen antiken Griechi-
schen und sogenannten Etruskischen Vasen gearbei-
tet worden, die sich besonders durch ihre so ausnehmende
Leichtigkeit unterscheiden.2) Die, aus welcher die Portugiesischen Bucaros de Estre-
mos
gedreht werden, welche einen angenehmen adstringi-
renden Geschmack haben, und selbigen auch dem daraus
genossenen Getränk mittheilen.3) Die, woraus man zu Szent-Laszlo in Siebenbürgen die
sonderbaren Blasentöpfe mit großen aufgetriebenen
Blasen in ihren Wänden verfertigt.
**) Vor auen bis jetzt bekannten Fossilien thut dieß der vom
jüngern Cowitz 1772 bey Dmitriewsk an der Mündung de

weich fettig anzufühlen; der Bruch häufig in das
Schieferige; gibt angehaucht den eigenen Thon-
geruch. Es gehören dahin

1) Töpferthon. (Fr. l'argile plastique.)

Sehr weich; wird im Wasser zähe; brennt sich
im Feuer mehrentheils ziegelroth; variirt mannig-
faltig im Ansehen, Feinheit, Gehalt und der
davon abhängenden vielfachen Brauchbarkeit, z. B.
zu Terra cotta, Fayence, Steingut, so vielarti-
ger anderer Töpferwaare*), Tabakspfeifen, Türki-
schen Pfeifenköpfen (u. a. vulgo sogenannten
terrae sigillatae-Waaren), Schmelztiegeln, Zie-
geln, auch zum Walken schlechtes Tücher, zum
Raffiniren des Zuckers ꝛc. Findet sich meist in auf-
geschwemmtem Lande, nahe linier der Dammerde.

2) Verhärteter Thon, Thonstein.

Von verschiedener Farbe und Festigkeit; meist
feinerdigem Bruche; macht theils den Grundteig
mancher Porphyre aus. Gebrauch in theils Gegen-
den als Baustein.

3) Schieferthon, Zechstein.

Meist rauchgrau, in das Schwarze; der Bruch
schieferig, scheibenförmig; manche Abarten hängen
stark an der Zunge**)

*) Zu den besonders merkwürdigen Abarten des Töpferthons,
die sich durch auffallende Eigenheiten der daraus gebrannten
Gefäße auszeichnen, gehören vorzüglich.1) Die, woraus die bewundernswürdigen antiken Griechi-
schen und sogenannten Etruskischen Vasen gearbei-
tet worden, die sich besonders durch ihre so ausnehmende
Leichtigkeit unterscheiden.2) Die, aus welcher die Portugiesischen Bucaros de Estre-
mos
gedreht werden, welche einen angenehmen adstringi-
renden Geschmack haben, und selbigen auch dem daraus
genossenen Getränk mittheilen.3) Die, woraus man zu Szent-Laszlo in Siebenbürgen die
sonderbaren Blasentöpfe mit großen aufgetriebenen
Blasen in ihren Wänden verfertigt.
**) Vor auen bis jetzt bekannten Fossilien thut dieß der vom
jüngern Cowitz 1772 bey Dmitriewsk an der Mündung de
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[150/0523] weich fettig anzufühlen; der Bruch häufig in das Schieferige; gibt angehaucht den eigenen Thon- geruch. Es gehören dahin 1) Töpferthon. (Fr. l'argile plastique.) Sehr weich; wird im Wasser zähe; brennt sich im Feuer mehrentheils ziegelroth; variirt mannig- faltig im Ansehen, Feinheit, Gehalt und der davon abhängenden vielfachen Brauchbarkeit, z. B. zu Terra cotta, Fayence, Steingut, so vielarti- ger anderer Töpferwaare *), Tabakspfeifen, Türki- schen Pfeifenköpfen (u. a. vulgo sogenannten terrae sigillatae-Waaren), Schmelztiegeln, Zie- geln, auch zum Walken schlechtes Tücher, zum Raffiniren des Zuckers ꝛc. Findet sich meist in auf- geschwemmtem Lande, nahe linier der Dammerde. 2) Verhärteter Thon, Thonstein. Von verschiedener Farbe und Festigkeit; meist feinerdigem Bruche; macht theils den Grundteig mancher Porphyre aus. Gebrauch in theils Gegen- den als Baustein. 3) Schieferthon, Zechstein. Meist rauchgrau, in das Schwarze; der Bruch schieferig, scheibenförmig; manche Abarten hängen stark an der Zunge **) *) Zu den besonders merkwürdigen Abarten des Töpferthons, die sich durch auffallende Eigenheiten der daraus gebrannten Gefäße auszeichnen, gehören vorzüglich. 1) Die, woraus die bewundernswürdigen antiken Griechi- schen und sogenannten Etruskischen Vasen gearbei- tet worden, die sich besonders durch ihre so ausnehmende Leichtigkeit unterscheiden. 2) Die, aus welcher die Portugiesischen Bucaros de Estre- mos gedreht werden, welche einen angenehmen adstringi- renden Geschmack haben, und selbigen auch dem daraus genossenen Getränk mittheilen. 3) Die, woraus man zu Szent-Laszlo in Siebenbürgen die sonderbaren Blasentöpfe mit großen aufgetriebenen Blasen in ihren Wänden verfertigt. **) Vor auen bis jetzt bekannten Fossilien thut dieß der vom jüngern Cowitz 1772 bey Dmitriewsk an der Mündung de

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1816/523>, abgerufen am 10.06.2024.