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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816.

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Ruhe haben sie den Körper und die Arme ausge-
streckt: bey einer gewaltsamen Berührung aber, oder
außer dem Wasser, ziehen sie sich in ein unförmli-
ches Klümpchen zusammen. Sie sind von den ersten
warmen Frühlingstagen an bis in den Herbst in sanft
fliessenden Wassern und Teichen zu finden, und sitzen
mit dem hintern Ende an Wasserpflanzen, Schne-
cken etc. fest. Ihr ganzer Körper ist eigentlich bloß
ein mit Fangarmen versehener Magen. Den Som-
mer hindurch vermehren sie sich, indem sie die leben-
digen Jungen wie Sprossen aus ihrem Körper trei-
ben, die sich oft erst, wenn ihnen selbst schon wieder
Junge ausgewachsen sind, von der Mutter losreis-
sen. Bey Annäherung des Winters aber mögen sie
wohl Eyer legen*), aus denen im Frühjahr die
junge Brut hervorbricht. Man kann sie in sechs und
mehr Stücke zerschneiden, und jedes Stück wird
binnen einigen Tagen wieder zu ganzen Polypen er-
wachsen. Man kann ihnen den Kopf oder den Hin-
tertheil der Länge nach spalten, und sich vielköpfige
oder vielgeschwänzte Polypen schaffen. Man kann
mehrere in einander stecken, und so oder auf an-
dere Weise zu wunderlichen monströsen Gruppen zu-
sammen heilen. Man kann sie durch einen, freylich
Übung und Geduld erfordernden, Handgriff wie ei-
nen Handschuh umkehren. Man kann sie der Länge
nach aufschlitzen, und wie ein Stückchen Band aus-
breiten, und doch können auch dann, wie Rösel zu-
erst bemerkt hat, mehrere auf eine schwer zu begrei-
fende Weise einander verzehren, oder eigentlich in
einander schmelzen. Man kann sie, nach den merk-
würdigen Versuchen des sel. Hofr. Lichtenberg**),
mit Schlingen von Haaren durchschnüren, und wäh-
rend daß die Schlinge allmählig durchschneidet, wer-

*) Pallas elenchus Zoophytor. p.28.
**) S. Götting Magaz. III. Jahrg. 4. St. S. 565 u. f.

Ruhe haben sie den Körper und die Arme ausge-
streckt: bey einer gewaltsamen Berührung aber, oder
außer dem Wasser, ziehen sie sich in ein unförmli-
ches Klümpchen zusammen. Sie sind von den ersten
warmen Frühlingstagen an bis in den Herbst in sanft
fliessenden Wassern und Teichen zu finden, und sitzen
mit dem hintern Ende an Wasserpflanzen, Schne-
cken ꝛc. fest. Ihr ganzer Körper ist eigentlich bloß
ein mit Fangarmen versehener Magen. Den Som-
mer hindurch vermehren sie sich, indem sie die leben-
digen Jungen wie Sprossen aus ihrem Körper trei-
ben, die sich oft erst, wenn ihnen selbst schon wieder
Junge ausgewachsen sind, von der Mutter losreis-
sen. Bey Annäherung des Winters aber mögen sie
wohl Eyer legen*), aus denen im Frühjahr die
junge Brut hervorbricht. Man kann sie in sechs und
mehr Stücke zerschneiden, und jedes Stück wird
binnen einigen Tagen wieder zu ganzen Polypen er-
wachsen. Man kann ihnen den Kopf oder den Hin-
tertheil der Länge nach spalten, und sich vielköpfige
oder vielgeschwänzte Polypen schaffen. Man kann
mehrere in einander stecken, und so oder auf an-
dere Weise zu wunderlichen monströsen Gruppen zu-
sammen heilen. Man kann sie durch einen, freylich
Übung und Geduld erfordernden, Handgriff wie ei-
nen Handschuh umkehren. Man kann sie der Länge
nach aufschlitzen, und wie ein Stückchen Band aus-
breiten, und doch können auch dann, wie Rösel zu-
erst bemerkt hat, mehrere auf eine schwer zu begrei-
fende Weise einander verzehren, oder eigentlich in
einander schmelzen. Man kann sie, nach den merk-
würdigen Versuchen des sel. Hofr. Lichtenberg**),
mit Schlingen von Haaren durchschnüren, und wäh-
rend daß die Schlinge allmählig durchschneidet, wer-

*) Pallas elenchus Zoophytor. p.28.
**) S. Götting Magaz. III. Jahrg. 4. St. S. 565 u. f.
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[62/0435] Ruhe haben sie den Körper und die Arme ausge- streckt: bey einer gewaltsamen Berührung aber, oder außer dem Wasser, ziehen sie sich in ein unförmli- ches Klümpchen zusammen. Sie sind von den ersten warmen Frühlingstagen an bis in den Herbst in sanft fliessenden Wassern und Teichen zu finden, und sitzen mit dem hintern Ende an Wasserpflanzen, Schne- cken ꝛc. fest. Ihr ganzer Körper ist eigentlich bloß ein mit Fangarmen versehener Magen. Den Som- mer hindurch vermehren sie sich, indem sie die leben- digen Jungen wie Sprossen aus ihrem Körper trei- ben, die sich oft erst, wenn ihnen selbst schon wieder Junge ausgewachsen sind, von der Mutter losreis- sen. Bey Annäherung des Winters aber mögen sie wohl Eyer legen *), aus denen im Frühjahr die junge Brut hervorbricht. Man kann sie in sechs und mehr Stücke zerschneiden, und jedes Stück wird binnen einigen Tagen wieder zu ganzen Polypen er- wachsen. Man kann ihnen den Kopf oder den Hin- tertheil der Länge nach spalten, und sich vielköpfige oder vielgeschwänzte Polypen schaffen. Man kann mehrere in einander stecken, und so oder auf an- dere Weise zu wunderlichen monströsen Gruppen zu- sammen heilen. Man kann sie durch einen, freylich Übung und Geduld erfordernden, Handgriff wie ei- nen Handschuh umkehren. Man kann sie der Länge nach aufschlitzen, und wie ein Stückchen Band aus- breiten, und doch können auch dann, wie Rösel zu- erst bemerkt hat, mehrere auf eine schwer zu begrei- fende Weise einander verzehren, oder eigentlich in einander schmelzen. Man kann sie, nach den merk- würdigen Versuchen des sel. Hofr. Lichtenberg **), mit Schlingen von Haaren durchschnüren, und wäh- rend daß die Schlinge allmählig durchschneidet, wer- *) Pallas elenchus Zoophytor. p.28. **) S. Götting Magaz. III. Jahrg. 4. St. S. 565 u. f.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1816/435>, abgerufen am 24.11.2024.