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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816.

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3) Daß aber die Homonymie des Deutschen
Wortes Geschlecht, indem es sowohl genus als
sexus bedeutet, zu Irrung Anlaß geben werde,
ist wohl eben so wenig im Ernst zu befürchten
als bey dem Lateinischen Worte genus, das,
wie wir in den Kinderjahren in der Gramma-
tik beym Unterschied der Worte generis ma-
sculini
oder foeminini lernen, auch statt sexus
gebraucht wird.

4) Und wenn aber auch obbesagter Refor-
mator im Ernste so etwas befürchten zu müssen
meinte, so hätte er immerhin mögen wer weiß
was für ein Wort von eigener Fabrik statt des
ihm bedenklichen Geschlechts vorschlagen; aber
nichts konnte ihn berechtigen, die Landessprache -
d. h. den bestimmten einmahl festgesetzten Sinn
der Deutschen Worte - (da man z. B. Men-
schen geschlecht etc. sagt so gut wie genus hu-
manum
) zu verlehren! Denn, wie unser seliger
Lichtenberg bey einem ähnlichen Anlaß sich
ausdrückt:

Hypothesen zu machen, und sie als seine Stim-
me der Welt vorzulegen, darf niemand ge-
wehrt seyn, sie gehören dem Verfasser. Aber
die Sprache gehört der Nation, und
mit dieser darf man nicht umsprin-
gen, wie man will
."

3) Daß aber die Homonymie des Deutschen
Wortes Geschlecht, indem es sowohl genus als
sexus bedeutet, zu Irrung Anlaß geben werde,
ist wohl eben so wenig im Ernst zu befürchten
als bey dem Lateinischen Worte genus, das,
wie wir in den Kinderjahren in der Gramma-
tik beym Unterschied der Worte generis ma-
sculini
oder foeminini lernen, auch statt sexus
gebraucht wird.

4) Und wenn aber auch obbesagter Refor-
mator im Ernste so etwas befürchten zu müssen
meinte, so hätte er immerhin mögen wer weiß
was für ein Wort von eigener Fabrik statt des
ihm bedenklichen Geschlechts vorschlagen; aber
nichts konnte ihn berechtigen, die Landessprache –
d. h. den bestimmten einmahl festgesetzten Sinn
der Deutschen Worte – (da man z. B. Men-
schen geschlecht ꝛc. sagt so gut wie genus hu-
manum
) zu verlehren! Denn, wie unser seliger
Lichtenberg bey einem ähnlichen Anlaß sich
ausdrückt:

Hypothesen zu machen, und sie als seine Stim-
me der Welt vorzulegen, darf niemand ge-
wehrt seyn, sie gehören dem Verfasser. Aber
die Sprache gehört der Nation, und
mit dieser darf man nicht umsprin-
gen, wie man will
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[VIII/0012] 3) Daß aber die Homonymie des Deutschen Wortes Geschlecht, indem es sowohl genus als sexus bedeutet, zu Irrung Anlaß geben werde, ist wohl eben so wenig im Ernst zu befürchten als bey dem Lateinischen Worte genus, das, wie wir in den Kinderjahren in der Gramma- tik beym Unterschied der Worte generis ma- sculini oder foeminini lernen, auch statt sexus gebraucht wird. 4) Und wenn aber auch obbesagter Refor- mator im Ernste so etwas befürchten zu müssen meinte, so hätte er immerhin mögen wer weiß was für ein Wort von eigener Fabrik statt des ihm bedenklichen Geschlechts vorschlagen; aber nichts konnte ihn berechtigen, die Landessprache – d. h. den bestimmten einmahl festgesetzten Sinn der Deutschen Worte – (da man z. B. Men- schen geschlecht ꝛc. sagt so gut wie genus hu- manum) zu verlehren! Denn, wie unser seliger Lichtenberg bey einem ähnlichen Anlaß sich ausdrückt: Hypothesen zu machen, und sie als seine Stim- me der Welt vorzulegen, darf niemand ge- wehrt seyn, sie gehören dem Verfasser. Aber die Sprache gehört der Nation, und mit dieser darf man nicht umsprin- gen, wie man will.“

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816, S. VIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1816/12>, abgerufen am 21.11.2024.