Naturforschung zuwiderlaufende unnütze Verviel- fältigung der natürlichen (physischen)*) Kräfte, und durch die unübersehliche Menge von zwecklosen Schöpfungen aller der zahllo- sen präformirten Keime, die nur nicht zu ihrer Entwickelung gelangen konnten, aller präjudizlo- sen Urtheilskraft widerstehen müßte, wenn sie auch nicht durch die überwiegenden gegenseitigen Erfahrungsgründe widerlegt würde.
Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der allerbe- rühmtesten und allereifrigsten Verfechter der Evo- lutionshypothese, sollen die präformirten Keime bey der Mutter vorräthig liegen, und wäh- rend der Befruchtung durch die Kraft des hinzu- kommenden männlichen Zeugungsstoffes erweckt und zur Entwickelung angetrieben werden. Was man Empfängniß nennt, sey folglich nichts als das Er- wachen des schlaftrunkenen Keimes durch den Reiz des auf ihn wirkenden männlichen Samens.
Also bedarf es hier zuvörderst einer erwecken- den Kraft.
Nun aber ähneln ja oft Kinder zum Sprechen bloß ihrem Vater; - Bätzen, die sich kurz hintereinander mit mehreren männlichen Hunden belaufen haben, werfen oft Junge, die diesen ver- schiedenen Vätern ähneln; - zweyerley Men- schenrassen, z. B. Negern und Weiße, zeugen mit einander nothwendigen Mittelschlag, nähmlich Mulatten; - und wenn nun vollends ungleiche Gattungen (verschiedene Species) von Thieren oder Gewächsen einander befruchten, so entstehen Bastarde, die eben so viel von der väterlichen als von der mütterlichen Gestaltung an sich haben.
Ja das läßt sich freylich nicht wohl verkennen: und dem zu Folge gestehen dann die Evolutionisten dem männlichen Samen, außer seiner erweckenden, nun auch Nro. 2. in sofern eine bildende Kraft zu, daß er den bey der Mutter präformirt gelege-
*)Physische Kräfte überhaupt - im Gegensatz je- ner hyperphysischen Anstalten.
Naturforschung zuwiderlaufende unnütze Verviel- fältigung der natürlichen (physischen)*) Kräfte, und durch die unübersehliche Menge von zwecklosen Schöpfungen aller der zahllo- sen präformirten Keime, die nur nicht zu ihrer Entwickelung gelangen konnten, aller präjudizlo- sen Urtheilskraft widerstehen müßte, wenn sie auch nicht durch die überwiegenden gegenseitigen Erfahrungsgründe widerlegt würde.
Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der allerbe- rühmtesten und allereifrigsten Verfechter der Evo- lutionshypothese, sollen die präformirten Keime bey der Mutter vorräthig liegen, und wäh- rend der Befruchtung durch die Kraft des hinzu- kommenden männlichen Zeugungsstoffes erweckt und zur Entwickelung angetrieben werden. Was man Empfängniß nennt, sey folglich nichts als das Er- wachen des schlaftrunkenen Keimes durch den Reiz des auf ihn wirkenden männlichen Samens.
Also bedarf es hier zuvörderst einer erwecken- den Kraft.
Nun aber ähneln ja oft Kinder zum Sprechen bloß ihrem Vater; – Bätzen, die sich kurz hintereinander mit mehreren männlichen Hunden belaufen haben, werfen oft Junge, die diesen ver- schiedenen Vätern ähneln; – zweyerley Men- schenrassen, z. B. Negern und Weiße, zeugen mit einander nothwendigen Mittelschlag, nähmlich Mulatten; – und wenn nun vollends ungleiche Gattungen (verschiedene Species) von Thieren oder Gewächsen einander befruchten, so entstehen Bastarde, die eben so viel von der väterlichen als von der mütterlichen Gestaltung an sich haben.
Ja das läßt sich freylich nicht wohl verkennen: und dem zu Folge gestehen dann die Evolutionisten dem männlichen Samen, außer seiner erweckenden, nun auch Nro. 2. in sofern eine bildende Kraft zu, daß er den bey der Mutter präformirt gelege-
*)Physische Kräfte überhaupt – im Gegensatz je- ner hyperphysischen Anstalten.
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Naturforschung zuwiderlaufende unnütze Verviel-
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sen präformirten Keime, die nur nicht zu ihrer
Entwickelung gelangen konnten, aller präjudizlo-
sen Urtheilskraft widerstehen müßte, wenn sie auch
nicht durch die überwiegenden gegenseitigen
Erfahrungsgründe widerlegt würde.
Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der allerbe-
rühmtesten und allereifrigsten Verfechter der Evo-
lutionshypothese, sollen die präformirten
Keime bey der Mutter vorräthig liegen, und wäh-
rend der Befruchtung durch die Kraft des hinzu-
kommenden männlichen Zeugungsstoffes erweckt und
zur Entwickelung angetrieben werden. Was man
Empfängniß nennt, sey folglich nichts als das Er-
wachen des schlaftrunkenen Keimes durch den Reiz
des auf ihn wirkenden männlichen Samens.
Also bedarf es hier zuvörderst einer erwecken-
den Kraft.
Nun aber ähneln ja oft Kinder zum Sprechen
bloß ihrem Vater; – Bätzen, die sich kurz
hintereinander mit mehreren männlichen Hunden
belaufen haben, werfen oft Junge, die diesen ver-
schiedenen Vätern ähneln; – zweyerley Men-
schenrassen, z. B. Negern und Weiße, zeugen
mit einander nothwendigen Mittelschlag, nähmlich
Mulatten; – und wenn nun vollends ungleiche
Gattungen (verschiedene Species) von Thieren
oder Gewächsen einander befruchten, so entstehen
Bastarde, die eben so viel von der väterlichen
als von der mütterlichen Gestaltung an sich haben.
Ja das läßt sich freylich nicht wohl verkennen:
und dem zu Folge gestehen dann die Evolutionisten
dem männlichen Samen, außer seiner erweckenden,
nun auch Nro. 2. in sofern eine bildende Kraft
zu, daß er den bey der Mutter präformirt gelege-
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Ausg. Göttingen, 1815, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1815/29>, abgerufen am 21.11.2024.
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