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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Ausg. Göttingen, 1815.

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und chemischen) Gesetzen von Anziehung, An-
häufung, Bildungskraft etc. entstehen.

Anm. Gegen diese Eintheilung in drey Reiche ist, zu-
mahl neuerlich, eine doppelte Einwendung gemacht
worden.

Manche haben zwar die Kluft zwischen den
organisirten und unorganisirten Körpern anerkannt,
aber nur keine bestimmten Gränzen zwischen Thie-
ren und Gewächsen zugeben wollen:

Andere hingegen haben die beliebten Meta-
phern von Stufenfolge der Geschöpfe geradezu da-
hin gedeutet, als ob überhaupt keine bestimmbaren
Eintheilungen der Naturalien in Reiche u. s. w.
Statt fänden.

Was das erste betrifft, so sollte man zwar
überhaupt nicht vergessen, was so oft bey Gegen-
ständen der Erfahrung der Fall ist, daß man sie
weit leichter für das was sie sind*) richtig aner-
kennen und von andern unterscheiden, als ihre ein-
zelnen unterscheidenden Merkzeichen ausfinden und
angeben kann**). - So sagte z. B. Linne:
"nullum characterem hactenus eruere potui, vnde
Homo a Simia internoscatur
."
Nun glaube ich
zwar in diesem Buche solche äußere Charactere der
Humanität angegeben zu haben, wodurch sich der
Mensch von den noch so menschenähnlichen Affen
(wie man sie nennt), so wie überhaupt von allen an-
dern Säugethieren unverkennbar auszeichnet. Aber
auch ohne dieselben wird doch hoffentlich nie
ein Naturforscher in praxi in Verlegenheit gekom-
men seyn, Menschen und Affen etwa zu verwech-
seln. - Außerdem aber können ferner Geschöpfe aus

*) Mit dem gemeinen Sprachgebrauch zu reden. Denn
daß wir im strengern Sinne bekanntlich nur die Er-
scheinungen der Dinge kennen, bedarf wohl keiner
Erinnerung. Videmus enim, omnes rationes, qui-
bus natura explicari solet, modos esse tantummo-
do imaginandi, nec vllius rei naturam, sed tan-
tum imaginationis constitutionem indicare. Spinoza
.
**) "Facilius plerumque est rem praesentem discernere,
quam verbis exacte definire
."
Gaubius."Allein der Fehler liegt nicht am Unterschei-
dungsgrunde, welcher stets wahr bleibt, sondern
nur an der Schwierigkeit, ihn in manchen Fällen
zu finden."
J. A. Unzer.

und chemischen) Gesetzen von Anziehung, An-
häufung, Bildungskraft ꝛc. entstehen.

Anm. Gegen diese Eintheilung in drey Reiche ist, zu-
mahl neuerlich, eine doppelte Einwendung gemacht
worden.

Manche haben zwar die Kluft zwischen den
organisirten und unorganisirten Körpern anerkannt,
aber nur keine bestimmten Gränzen zwischen Thie-
ren und Gewächsen zugeben wollen:

Andere hingegen haben die beliebten Meta-
phern von Stufenfolge der Geschöpfe geradezu da-
hin gedeutet, als ob überhaupt keine bestimmbaren
Eintheilungen der Naturalien in Reiche u. s. w.
Statt fänden.

Was das erste betrifft, so sollte man zwar
überhaupt nicht vergessen, was so oft bey Gegen-
ständen der Erfahrung der Fall ist, daß man sie
weit leichter für das was sie sind*) richtig aner-
kennen und von andern unterscheiden, als ihre ein-
zelnen unterscheidenden Merkzeichen ausfinden und
angeben kann**). – So sagte z. B. Linné:
nullum characterem hactenus eruere potui, vnde
Homo a Simia internoscatur
.“
Nun glaube ich
zwar in diesem Buche solche äußere Charactere der
Humanität angegeben zu haben, wodurch sich der
Mensch von den noch so menschenähnlichen Affen
(wie man sie nennt), so wie überhaupt von allen an-
dern Säugethieren unverkennbar auszeichnet. Aber
auch ohne dieselben wird doch hoffentlich nie
ein Naturforscher in praxi in Verlegenheit gekom-
men seyn, Menschen und Affen etwa zu verwech-
seln. – Außerdem aber können ferner Geschöpfe aus

*) Mit dem gemeinen Sprachgebrauch zu reden. Denn
daß wir im strengern Sinne bekanntlich nur die Er-
scheinungen der Dinge kennen, bedarf wohl keiner
Erinnerung. Videmus enim, omnes rationes, qui-
bus natura explicari solet, modos esse tantummo-
do imaginandi, nec vllius rei naturam, sed tan-
tum imaginationis constitutionem indicare. Spinoza
.
**) Facilius plerumque est rem praesentem discernere,
quam verbis exacte definire
.“
Gaubius.„Allein der Fehler liegt nicht am Unterschei-
dungsgrunde, welcher stets wahr bleibt, sondern
nur an der Schwierigkeit, ihn in manchen Fällen
zu finden.“
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[18/0022] und chemischen) Gesetzen von Anziehung, An- häufung, Bildungskraft ꝛc. entstehen. Anm. Gegen diese Eintheilung in drey Reiche ist, zu- mahl neuerlich, eine doppelte Einwendung gemacht worden. Manche haben zwar die Kluft zwischen den organisirten und unorganisirten Körpern anerkannt, aber nur keine bestimmten Gränzen zwischen Thie- ren und Gewächsen zugeben wollen: Andere hingegen haben die beliebten Meta- phern von Stufenfolge der Geschöpfe geradezu da- hin gedeutet, als ob überhaupt keine bestimmbaren Eintheilungen der Naturalien in Reiche u. s. w. Statt fänden. Was das erste betrifft, so sollte man zwar überhaupt nicht vergessen, was so oft bey Gegen- ständen der Erfahrung der Fall ist, daß man sie weit leichter für das was sie sind *) richtig aner- kennen und von andern unterscheiden, als ihre ein- zelnen unterscheidenden Merkzeichen ausfinden und angeben kann **). – So sagte z. B. Linné: „nullum characterem hactenus eruere potui, vnde Homo a Simia internoscatur.“ Nun glaube ich zwar in diesem Buche solche äußere Charactere der Humanität angegeben zu haben, wodurch sich der Mensch von den noch so menschenähnlichen Affen (wie man sie nennt), so wie überhaupt von allen an- dern Säugethieren unverkennbar auszeichnet. Aber auch ohne dieselben wird doch hoffentlich nie ein Naturforscher in praxi in Verlegenheit gekom- men seyn, Menschen und Affen etwa zu verwech- seln. – Außerdem aber können ferner Geschöpfe aus *) Mit dem gemeinen Sprachgebrauch zu reden. Denn daß wir im strengern Sinne bekanntlich nur die Er- scheinungen der Dinge kennen, bedarf wohl keiner Erinnerung. Videmus enim, omnes rationes, qui- bus natura explicari solet, modos esse tantummo- do imaginandi, nec vllius rei naturam, sed tan- tum imaginationis constitutionem indicare. Spinoza. **) „Facilius plerumque est rem praesentem discernere, quam verbis exacte definire.“ Gaubius. „Allein der Fehler liegt nicht am Unterschei- dungsgrunde, welcher stets wahr bleibt, sondern nur an der Schwierigkeit, ihn in manchen Fällen zu finden.“ J. A. Unzer.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Ausg. Göttingen, 1815, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1815/22>, abgerufen am 21.11.2024.