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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Göttingen, 1814.

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§. 10.

Durch die bestimmte zweckmäßige Wirksam-
keit des Bildungstriebes in den bestimmten
dafür empfänglichen organisirbaren Stoffen,
wird nun die eben so bestimmte Form und der
Habitus aller einzelnen Gattungen (Species)
von organisirten Körpern erhalten; und bey
denen, wo es Statt findet auch ihre Sexual-
Verschiedenheit, durch welche sich nähmlich die
männlichen Geschöpfe von den weiblichen in
derselben Gattung auszeichnen.

§. 11.

Aber freylich kann der Bildungstrieb auch
eben sowohl als jede andere in ihrer Thätigkeit
gestörte oder fremdartig modificirte Lebenskraft
auf mancherley Weise vor seiner eigentlichen
bestimmten Richtung abweichen*).

So entstehen dann (- der bloß krankhaf-
ten, nicht ins Gebiete der Naturgeschichte
gehörigen Abweichungen, zu geschweigen -)
1) durch ganz gewaltsame Störungen desselben
ganz widernatürliche**)

*) Ausführlicher habe ich von diesen Abweichungen
gehandelt in einer Commentatio de anomalis et
vitiosis quibusdam nisus formatiui aberrationi-
bus.
Gott. 1813. 4. Mit Kupf.
**) Widernatürliche versteht sich wieder nach dem
allgemeinen Sprachgebrauch des Wortes. - Man
§. 10.

Durch die bestimmte zweckmäßige Wirksam-
keit des Bildungstriebes in den bestimmten
dafür empfänglichen organisirbaren Stoffen,
wird nun die eben so bestimmte Form und der
Habitus aller einzelnen Gattungen (Species)
von organisirten Körpern erhalten; und bey
denen, wo es Statt findet auch ihre Sexual-
Verschiedenheit, durch welche sich nähmlich die
männlichen Geschöpfe von den weiblichen in
derselben Gattung auszeichnen.

§. 11.

Aber freylich kann der Bildungstrieb auch
eben sowohl als jede andere in ihrer Thätigkeit
gestörte oder fremdartig modificirte Lebenskraft
auf mancherley Weise vor seiner eigentlichen
bestimmten Richtung abweichen*).

So entstehen dann (– der bloß krankhaf-
ten, nicht ins Gebiete der Naturgeschichte
gehörigen Abweichungen, zu geschweigen –)
1) durch ganz gewaltsame Störungen desselben
ganz widernatürliche**)

*) Ausführlicher habe ich von diesen Abweichungen
gehandelt in einer Commentatio de anomalis et
vitiosis quibusdam nisus formatiui aberrationi-
bus.
Gott. 1813. 4. Mit Kupf.
**) Widernatürliche versteht sich wieder nach dem
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[20/0038] §. 10. Durch die bestimmte zweckmäßige Wirksam- keit des Bildungstriebes in den bestimmten dafür empfänglichen organisirbaren Stoffen, wird nun die eben so bestimmte Form und der Habitus aller einzelnen Gattungen (Species) von organisirten Körpern erhalten; und bey denen, wo es Statt findet auch ihre Sexual- Verschiedenheit, durch welche sich nähmlich die männlichen Geschöpfe von den weiblichen in derselben Gattung auszeichnen. §. 11. Aber freylich kann der Bildungstrieb auch eben sowohl als jede andere in ihrer Thätigkeit gestörte oder fremdartig modificirte Lebenskraft auf mancherley Weise vor seiner eigentlichen bestimmten Richtung abweichen *). So entstehen dann (– der bloß krankhaf- ten, nicht ins Gebiete der Naturgeschichte gehörigen Abweichungen, zu geschweigen –) 1) durch ganz gewaltsame Störungen desselben ganz widernatürliche **) *) Ausführlicher habe ich von diesen Abweichungen gehandelt in einer Commentatio de anomalis et vitiosis quibusdam nisus formatiui aberrationi- bus. Gott. 1813. 4. Mit Kupf. **) Widernatürliche versteht sich wieder nach dem allgemeinen Sprachgebrauch des Wortes. – Man

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Göttingen, 1814, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1814/38>, abgerufen am 29.03.2024.