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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 8. Aufl. Göttingen, 1807.

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durch Verwitterung dieses Holzes entstanden,
und findet sich theils bey demselben in Flözen,
theils aber auch im aufgeschwemmten Lande,
Torfmooren*) etc.

6. Steinkohle. Lithantrax. (Fr. houille
charbon de terre
. Engl. coal.)

Ohne Zweifel vegetabilischen Ursprungs; theils
noch mit unverkennbarem Holzgefüge; oder mit
Eindrücken fremdartiger Gewächse**); theils
auch mit fest eingemengten Holzkohlen; brennt
mit schwarzem Dampfe; besteht aus Erdharz
und Kohlenstoff, nach Verschiedenheit der Abar-
ten in eben so verschiedenem Verhältniß, variirt
aber gar sehr in Farbe, Glanz, Gefügt etc. be-
sonders in folgende sechs Abarten: die sich aus
geognostischer Rücksicht unter zwey Hauptarten
bringen lassen; da die vier erstern, sich mehr oder
weniger dem bituminösen Holze nähern, in mäch-

*) Der Torf selbst (Fr. tourbe, Engl. peat) besteht
aus vermoderten, oder auch nur dicht zusammen-
gefilzten, mit Erdharz mehr oder weniger durch zo-
genen Pflanzen, zumahl von Mooßen und Gräsern
(S. 524); in theils Gegenden auch von Heide
kraut etc. und diese Torfarten sind freylich großen-
theils von neuer Entstehung, wodurch denn man-
che Naturforscher bewogen worden, den Torf über-
haupt gar nicht zu den Fossilien zu zählen. In-
deß, da doch mancher inländische Torf auch aus
Seepflanzen, fucis etc. besteht, die folglich von
einem weit höheren (auf Erdrevolutionen zurück-
führenden) Alter desselben zeugen, mancher auch
ganz deutlich in Braunkohle übergebt, so scheint
hier doch immer für denselben die passendste Stelle
in der Naturgeschichte zu bleiben.
**) Dergleichen ich von ausnehmender Schönheit in
Pechkohle von Reigoldswyl im C. Basel durch die
Güte des Hrn. Prof. D'Annone besitze.

durch Verwitterung dieses Holzes entstanden,
und findet sich theils bey demselben in Flözen,
theils aber auch im aufgeschwemmten Lande,
Torfmooren*) ꝛc.

6. Steinkohle. Lithantrax. (Fr. houille
charbon de terre
. Engl. coal.)

Ohne Zweifel vegetabilischen Ursprungs; theils
noch mit unverkennbarem Holzgefüge; oder mit
Eindrücken fremdartiger Gewächse**); theils
auch mit fest eingemengten Holzkohlen; brennt
mit schwarzem Dampfe; besteht aus Erdharz
und Kohlenstoff, nach Verschiedenheit der Abar-
ten in eben so verschiedenem Verhältniß, variirt
aber gar sehr in Farbe, Glanz, Gefügt ꝛc. be-
sonders in folgende sechs Abarten: die sich aus
geognostischer Rücksicht unter zwey Hauptarten
bringen lassen; da die vier erstern, sich mehr oder
weniger dem bituminösen Holze nähern, in mäch-

*) Der Torf selbst (Fr. tourbe, Engl. peat) besteht
aus vermoderten, oder auch nur dicht zusammen-
gefilzten, mit Erdharz mehr oder weniger durch zo-
genen Pflanzen, zumahl von Mooßen und Gräsern
(S. 524); in theils Gegenden auch von Heide
kraut ꝛc. und diese Torfarten sind freylich großen-
theils von neuer Entstehung, wodurch denn man-
che Naturforscher bewogen worden, den Torf über-
haupt gar nicht zu den Fossilien zu zählen. In-
deß, da doch mancher inländische Torf auch aus
Seepflanzen, fucis etc. besteht, die folglich von
einem weit höheren (auf Erdrevolutionen zurück-
führenden) Alter desselben zeugen, mancher auch
ganz deutlich in Braunkohle übergebt, so scheint
hier doch immer für denselben die passendste Stelle
in der Naturgeschichte zu bleiben.
**) Dergleichen ich von ausnehmender Schönheit in
Pechkohle von Reigoldswyl im C. Basel durch die
Güte des Hrn. Prof. D'Annone besitze.
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[659/0683] durch Verwitterung dieses Holzes entstanden, und findet sich theils bey demselben in Flözen, theils aber auch im aufgeschwemmten Lande, Torfmooren *) ꝛc. 6. Steinkohle. Lithantrax. (Fr. houille charbon de terre. Engl. coal.) Ohne Zweifel vegetabilischen Ursprungs; theils noch mit unverkennbarem Holzgefüge; oder mit Eindrücken fremdartiger Gewächse **); theils auch mit fest eingemengten Holzkohlen; brennt mit schwarzem Dampfe; besteht aus Erdharz und Kohlenstoff, nach Verschiedenheit der Abar- ten in eben so verschiedenem Verhältniß, variirt aber gar sehr in Farbe, Glanz, Gefügt ꝛc. be- sonders in folgende sechs Abarten: die sich aus geognostischer Rücksicht unter zwey Hauptarten bringen lassen; da die vier erstern, sich mehr oder weniger dem bituminösen Holze nähern, in mäch- *) Der Torf selbst (Fr. tourbe, Engl. peat) besteht aus vermoderten, oder auch nur dicht zusammen- gefilzten, mit Erdharz mehr oder weniger durch zo- genen Pflanzen, zumahl von Mooßen und Gräsern (S. 524); in theils Gegenden auch von Heide kraut ꝛc. und diese Torfarten sind freylich großen- theils von neuer Entstehung, wodurch denn man- che Naturforscher bewogen worden, den Torf über- haupt gar nicht zu den Fossilien zu zählen. In- deß, da doch mancher inländische Torf auch aus Seepflanzen, fucis etc. besteht, die folglich von einem weit höheren (auf Erdrevolutionen zurück- führenden) Alter desselben zeugen, mancher auch ganz deutlich in Braunkohle übergebt, so scheint hier doch immer für denselben die passendste Stelle in der Naturgeschichte zu bleiben. **) Dergleichen ich von ausnehmender Schönheit in Pechkohle von Reigoldswyl im C. Basel durch die Güte des Hrn. Prof. D'Annone besitze.

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  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 8. Aufl. Göttingen, 1807, S. 659. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1807/683>, abgerufen am 17.06.2024.