Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 8. Aufl. Göttingen, 1807.§. 10. Durch die bestimmte zweckmäßige Wirk- §. 11. Aber freylich kann der Bildungstrieb auch So entstehen dann (- der bloß krank- *) Widernatürliche) versteht sich wieder nach dem
allgemeinen Sprachgebrauch des Wortes. - Man hat gemeint es sey besser ungewöhnlich zu sagen als widernatürlich. Aber das sind zwey sehr verschiedene Begriffe, deren Verwechselung selbst zwar nicht ungewöhnlich aber gewiß nicht natür- lich ist. §. 10. Durch die bestimmte zweckmäßige Wirk- §. 11. Aber freylich kann der Bildungstrieb auch So entstehen dann (– der bloß krank- *) Widernatürliche) versteht sich wieder nach dem
allgemeinen Sprachgebrauch des Wortes. – Man hat gemeint es sey besser ungewöhnlich zu sagen als widernatürlich. Aber das sind zwey sehr verschiedene Begriffe, deren Verwechselung selbst zwar nicht ungewöhnlich aber gewiß nicht natür- lich ist. <TEI> <text xml:id="blume_hbnatur_000030"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0044" xml:id="pb020_0001" n="20"/> <head rendition="#c">§. 10.</head><lb/> <p>Durch die bestimmte zweckmäßige Wirk-<lb/> samkeit des Bildungstriebes in den bestimmten<lb/> dafür empfänglichen organisirbaren Stoffen,<lb/> wird nun die eben so bestimmte Form und der<lb/> Habitus aller einzelnen Gattungen (<hi rendition="#aq">Species</hi>)<lb/> von organisirten Körpern erhalten; und bey<lb/> denen, wo es Statt findet, auch ihre Sexual-<lb/> Verschiedenheit, durch welche sich nähmlich die<lb/> männlichen Geschöpfe von den weiblichen in<lb/> derselben Gattung auszeichnen.</p> </div> <div n="2"> <head rendition="#c">§. 11.</head><lb/> <p>Aber freylich kann der Bildungstrieb auch<lb/> eben sowohl als jede andere in ihrer Thätigkeit<lb/> gestörte oder fremdartig modificirte Lebenskraft<lb/> auf mancherley Weise vor seiner eigentlichen<lb/> bestimmten Richtung abweichen.</p> <p>So entstehen dann (– der bloß krank-<lb/> haften, nicht ins Gebiethe der Naturgeschichte<lb/> gehörigen Abweichungen, zu geschweigen –)<lb/> 1) durch ganz gewaltsame Störungen desselben<lb/> ganz widernatürliche<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>Widernatürliche) versteht sich wieder nach dem<lb/> allgemeinen Sprachgebrauch des Wortes. – Man<lb/> hat gemeint es sey besser ungewöhnlich zu sagen<lb/> als widernatürlich. Aber das sind zwey sehr<lb/> verschiedene Begriffe, deren Verwechselung selbst<lb/> zwar nicht ungewöhnlich aber gewiß nicht natür-<lb type="inWord"/> lich ist.</p></note> Formen der organisir-<lb/> ten Körper, nähmlich die Mißgeburten.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [20/0044]
§. 10.
Durch die bestimmte zweckmäßige Wirk-
samkeit des Bildungstriebes in den bestimmten
dafür empfänglichen organisirbaren Stoffen,
wird nun die eben so bestimmte Form und der
Habitus aller einzelnen Gattungen (Species)
von organisirten Körpern erhalten; und bey
denen, wo es Statt findet, auch ihre Sexual-
Verschiedenheit, durch welche sich nähmlich die
männlichen Geschöpfe von den weiblichen in
derselben Gattung auszeichnen.
§. 11.
Aber freylich kann der Bildungstrieb auch
eben sowohl als jede andere in ihrer Thätigkeit
gestörte oder fremdartig modificirte Lebenskraft
auf mancherley Weise vor seiner eigentlichen
bestimmten Richtung abweichen.
So entstehen dann (– der bloß krank-
haften, nicht ins Gebiethe der Naturgeschichte
gehörigen Abweichungen, zu geschweigen –)
1) durch ganz gewaltsame Störungen desselben
ganz widernatürliche *) Formen der organisir-
ten Körper, nähmlich die Mißgeburten.
*) Widernatürliche) versteht sich wieder nach dem
allgemeinen Sprachgebrauch des Wortes. – Man
hat gemeint es sey besser ungewöhnlich zu sagen
als widernatürlich. Aber das sind zwey sehr
verschiedene Begriffe, deren Verwechselung selbst
zwar nicht ungewöhnlich aber gewiß nicht natür-
lich ist.
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Zitationshilfe: | Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 8. Aufl. Göttingen, 1807, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1807/44>, abgerufen am 16.07.2024. |