Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 7. Aufl. Göttingen, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

Geschäft, auch der Seele die äußern Eindrücke
auf den thierischen Körper, durch die Sinn-
mitzutheilen. Die Beschaffenheit der Sinn-
werkzeuge ist aber in den verschiedenen Thier-
classen selbst sehr verschieden. So erhalten
z. B. viele Thiere offenbar allerhand sinnliche
Eindrücke, ohne daß wir doch die Sinnwerk-
zeuge an ihnen entdecken können, die bey an-
dern zu solchen Eindrücken nothwendig sind.
Die Schmeißfliege z. B. und viele andere In-
secten haben Geruch, ob wir gleich keine Nase
an ihnen wahrnehmen u. dergl. m.

Anm. Manche haben die Zahl der fünf Sinne über-
haupt auf wenigere einschränken, andere hinge-
gen dieselbe mit neuen vermehren wollen. Vanini
z. B. und viele nach ihm hielten das Gefühl
bey Befriedigung des Sexual Triebes für einen
sechsten Sinn. Jul. Cäs. Scaliger das Gefühl
beym Kitzeln unter den Achseln für einen 7ten.
So hält 8tens Hr. Spallanzani das Gefühl, wo-
durch sich die Fledermäuse bey ihrem Flattern
im Finstern für den Anstoß sichern; so wie 9tens
Darwin das Gefühl für Wärme und Kälte für
besondere Sinne.

§. 31.

Durch den anhaltenden Gebrauch werden
Nerven und Muskeln ermüdet, und sie brauchen
von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung neuer
Kräfte, die ihnen der Schlaf gewährt. Dem
Menschen und den mehresten von Gewächsen
lebenden Thieren ist die Nacht zu dieser Er-
hohlung angewiesen; viele Raubthiere aber,

Geschäft, auch der Seele die äußern Eindrücke
auf den thierischen Körper, durch die Sinn-
mitzutheilen. Die Beschaffenheit der Sinn-
werkzeuge ist aber in den verschiedenen Thier-
classen selbst sehr verschieden. So erhalten
z. B. viele Thiere offenbar allerhand sinnliche
Eindrücke, ohne daß wir doch die Sinnwerk-
zeuge an ihnen entdecken können, die bey an-
dern zu solchen Eindrücken nothwendig sind.
Die Schmeißfliege z. B. und viele andere In-
secten haben Geruch, ob wir gleich keine Nase
an ihnen wahrnehmen u. dergl. m.

Anm. Manche haben die Zahl der fünf Sinne über-
haupt auf wenigere einschränken, andere hinge-
gen dieselbe mit neuen vermehren wollen. Vanini
z. B. und viele nach ihm hielten das Gefühl
bey Befriedigung des Sexual Triebes für einen
sechsten Sinn. Jul. Cäs. Scaliger das Gefühl
beym Kitzeln unter den Achseln für einen 7ten.
So hält 8tens Hr. Spallanzani das Gefühl, wo-
durch sich die Fledermäuse bey ihrem Flattern
im Finstern für den Anstoß sichern; so wie 9tens
Darwin das Gefühl für Wärme und Kälte für
besondere Sinne.

§. 31.

Durch den anhaltenden Gebrauch werden
Nerven und Muskeln ermüdet, und sie brauchen
von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung neuer
Kräfte, die ihnen der Schlaf gewährt. Dem
Menschen und den mehresten von Gewächsen
lebenden Thieren ist die Nacht zu dieser Er-
hohlung angewiesen; viele Raubthiere aber,

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000029">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0060" xml:id="pb040_0001" n="40"/>
Geschäft, auch der Seele die äußern Eindrücke<lb/>
auf den thierischen Körper, durch die Sinn-<lb/>
mitzutheilen. Die Beschaffenheit der Sinn-<lb/>
werkzeuge ist aber in den verschiedenen Thier-<lb/>
classen selbst sehr verschieden. So erhalten<lb/>
z. B. viele Thiere offenbar allerhand sinnliche<lb/>
Eindrücke, ohne daß wir doch die Sinnwerk-<lb/>
zeuge an ihnen entdecken können, die bey an-<lb/>
dern zu solchen Eindrücken nothwendig sind.<lb/>
Die Schmeißfliege z. B. und viele andere In-<lb/>
secten haben Geruch, ob wir gleich keine Nase<lb/>
an ihnen wahrnehmen u. dergl. m.</p>
          <p rendition="#indent-1 #small">Anm. Manche haben die Zahl der fünf Sinne über-<lb/>
haupt auf wenigere einschränken, andere hinge-<lb/>
gen dieselbe mit neuen vermehren wollen. Vanini<lb/>
z. B. und viele nach ihm hielten das Gefühl<lb/>
bey Befriedigung des Sexual Triebes für einen<lb/>
sechsten Sinn. Jul. Cäs. Scaliger das Gefühl<lb/>
beym Kitzeln unter den Achseln für einen 7ten.<lb/>
So hält 8tens Hr. Spallanzani das Gefühl, wo-<lb/>
durch sich die Fledermäuse bey ihrem Flattern<lb/>
im Finstern für den Anstoß sichern; so wie 9tens<lb/>
Darwin das Gefühl für Wärme und Kälte für<lb/>
besondere Sinne.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 31.</head><lb/>
          <p>Durch den anhaltenden Gebrauch werden<lb/>
Nerven und Muskeln ermüdet, und sie brauchen<lb/>
von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung neuer<lb/>
Kräfte, die ihnen der Schlaf gewährt. Dem<lb/>
Menschen und den mehresten von Gewächsen<lb/>
lebenden Thieren ist die Nacht zu dieser Er-<lb/>
hohlung angewiesen; viele Raubthiere aber,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0060] Geschäft, auch der Seele die äußern Eindrücke auf den thierischen Körper, durch die Sinn- mitzutheilen. Die Beschaffenheit der Sinn- werkzeuge ist aber in den verschiedenen Thier- classen selbst sehr verschieden. So erhalten z. B. viele Thiere offenbar allerhand sinnliche Eindrücke, ohne daß wir doch die Sinnwerk- zeuge an ihnen entdecken können, die bey an- dern zu solchen Eindrücken nothwendig sind. Die Schmeißfliege z. B. und viele andere In- secten haben Geruch, ob wir gleich keine Nase an ihnen wahrnehmen u. dergl. m. Anm. Manche haben die Zahl der fünf Sinne über- haupt auf wenigere einschränken, andere hinge- gen dieselbe mit neuen vermehren wollen. Vanini z. B. und viele nach ihm hielten das Gefühl bey Befriedigung des Sexual Triebes für einen sechsten Sinn. Jul. Cäs. Scaliger das Gefühl beym Kitzeln unter den Achseln für einen 7ten. So hält 8tens Hr. Spallanzani das Gefühl, wo- durch sich die Fledermäuse bey ihrem Flattern im Finstern für den Anstoß sichern; so wie 9tens Darwin das Gefühl für Wärme und Kälte für besondere Sinne. §. 31. Durch den anhaltenden Gebrauch werden Nerven und Muskeln ermüdet, und sie brauchen von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung neuer Kräfte, die ihnen der Schlaf gewährt. Dem Menschen und den mehresten von Gewächsen lebenden Thieren ist die Nacht zu dieser Er- hohlung angewiesen; viele Raubthiere aber,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1803/60
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 7. Aufl. Göttingen, 1803, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1803/60>, abgerufen am 21.11.2024.