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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 7. Aufl. Göttingen, 1803.

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Anm. 1. Diese allmähliche Ausbildung der neuen orga-
sirten Körper ist am anschaulichsten an solchen
zu betrachten, die mit einer ganz ansehnlichen
Größe ein schnelles (so zu sagen zusehends merk-
liches) Wachsthum, und eine so zarte halbdurch-
sichtige Textur verbinden, daß sie (zumahl im
sattsamen Lichte und unter mäßiger Vergrößerung)
aufs deutlichste, klarste durchschaut werden können.

So im Gewächsreiche an manchen einfachen
Wassermoosen, wie z. B. an der Brunnen-Con-
ferve (Conferva fontinalis) die sich in den ersten
Frühlingstagen fortpflanzt. (- Abbild. u. b.
Gegenst. tab.
49 -)

Unter den blutlosen Thieren an den Arm-
polypen.

Und unter den warmblütigen an der ersten
Erscheinung des Küchelchens im bebrüteten Eye
und seiner dann von Tag zu Tag fortrückenden
Ausbildung.

Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehresten Leser die
Erinnerung überflüssig, daß das Wort Bildungs-
trieb selbst so gut wie die Benennungen aller
andern Arten von Lebenskräften an sich weiter
nichts erklären, sondern bloß eine besondere (das
Mechanische mit dem zweckmäßig Modificirbaren in
sich vereinende) Kraft unterscheidend bezeichnen
soll, deren constante Wirkung aus der Erfahrung
anerkannt worden, deren Ursache aber so gut
wie die Ursache aller andern noch so allgemein an-
erkannten Naturkräfte für uns hienieden im eigent-
lichen Wortverstande qualitas occulta bleibt+). -
Das hindert aber nickt, daß man nicht mehr
getrennt seyn sollte, mehr oder weniger in einem

+) "Il fallait respecter les qualites occultes; car depuis
le brin d'herbe que l'ambre attira, jusqu' a la route
que tant d'astres suivent dans l'espace; depuis la
formation d'une mite dans un fromage jusqu' a la
Galaxie; soit que vous consideriez une pierre qui
tombe, soit que vous suiviez le cours d'une comet
traversant les cieux, tout est
qualite occulte."

Voltaire.

Anm. 1. Diese allmähliche Ausbildung der neuen orga-
sirten Körper ist am anschaulichsten an solchen
zu betrachten, die mit einer ganz ansehnlichen
Größe ein schnelles (so zu sagen zusehends merk-
liches) Wachsthum, und eine so zarte halbdurch-
sichtige Textur verbinden, daß sie (zumahl im
sattsamen Lichte und unter mäßiger Vergrößerung)
aufs deutlichste, klarste durchschaut werden können.

So im Gewächsreiche an manchen einfachen
Wassermoosen, wie z. B. an der Brunnen-Con-
ferve (Conferva fontinalis) die sich in den ersten
Frühlingstagen fortpflanzt. (– Abbild. u. b.
Gegenst. tab.
49 –)

Unter den blutlosen Thieren an den Arm-
polypen.

Und unter den warmblütigen an der ersten
Erscheinung des Küchelchens im bebrüteten Eye
und seiner dann von Tag zu Tag fortrückenden
Ausbildung.

Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehresten Leser die
Erinnerung überflüssig, daß das Wort Bildungs-
trieb selbst so gut wie die Benennungen aller
andern Arten von Lebenskräften an sich weiter
nichts erklären, sondern bloß eine besondere (das
Mechanische mit dem zweckmäßig Modificirbaren in
sich vereinende) Kraft unterscheidend bezeichnen
soll, deren constante Wirkung aus der Erfahrung
anerkannt worden, deren Ursache aber so gut
wie die Ursache aller andern noch so allgemein an-
erkannten Naturkräfte für uns hienieden im eigent-
lichen Wortverstande qualitas occulta bleibt†). –
Das hindert aber nickt, daß man nicht mehr
getrennt seyn sollte, mehr oder weniger in einem

†) "Il fallait respecter les qualités occultes; car depuis
le brin d'herbe que l'ambre attira, jusqu' à la route
que tant d'astres suivent dans l'espace; depuis la
formation d'une mite dans un fromage jusqu' à la
Galaxie; soit que vous considériez une pierre qui
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traversant les cieux, tout est
qualité occulte.“

Voltaire.
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[19/0039] Anm. 1. Diese allmähliche Ausbildung der neuen orga- sirten Körper ist am anschaulichsten an solchen zu betrachten, die mit einer ganz ansehnlichen Größe ein schnelles (so zu sagen zusehends merk- liches) Wachsthum, und eine so zarte halbdurch- sichtige Textur verbinden, daß sie (zumahl im sattsamen Lichte und unter mäßiger Vergrößerung) aufs deutlichste, klarste durchschaut werden können. So im Gewächsreiche an manchen einfachen Wassermoosen, wie z. B. an der Brunnen-Con- ferve (Conferva fontinalis) die sich in den ersten Frühlingstagen fortpflanzt. (– Abbild. u. b. Gegenst. tab. 49 –) Unter den blutlosen Thieren an den Arm- polypen. Und unter den warmblütigen an der ersten Erscheinung des Küchelchens im bebrüteten Eye und seiner dann von Tag zu Tag fortrückenden Ausbildung. Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehresten Leser die Erinnerung überflüssig, daß das Wort Bildungs- trieb selbst so gut wie die Benennungen aller andern Arten von Lebenskräften an sich weiter nichts erklären, sondern bloß eine besondere (das Mechanische mit dem zweckmäßig Modificirbaren in sich vereinende) Kraft unterscheidend bezeichnen soll, deren constante Wirkung aus der Erfahrung anerkannt worden, deren Ursache aber so gut wie die Ursache aller andern noch so allgemein an- erkannten Naturkräfte für uns hienieden im eigent- lichen Wortverstande qualitas occulta bleibt †). – Das hindert aber nickt, daß man nicht mehr getrennt seyn sollte, mehr oder weniger in einem †) "Il fallait respecter les qualités occultes; car depuis le brin d'herbe que l'ambre attira, jusqu' à la route que tant d'astres suivent dans l'espace; depuis la formation d'une mite dans un fromage jusqu' à la Galaxie; soit que vous considériez une pierre qui tombe, soit que vous suiviez le cours d'une comèt traversant les cieux, tout est qualité occulte.“ Voltaire.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 7. Aufl. Göttingen, 1803, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1803/39>, abgerufen am 23.11.2024.