Zu den besondern Eigenheiten der Sinn- werkzeuge der Vögel in Vergleichung zu den Säugethieren, gehört unter andern der Man- gel der knorpligen zur Auffassung des Schalls dienenden äußern Ohren; der aber, zumahl bey den nächtlichen Raubvögeln, durch die äußerst regelmäßige zirkelförmige Stellung und bestimmte Richtung der Federchen in der Ge- gend des Ohres und bey manchen derselben auch noch überdem durch eine bewegliche Klappe am äußern Gehörgange, ersetzt wird.
Anm. Nur sehr wenige Vögel, die Enten nähmlich u. a. verwandte Gattungen, scheinen den wirkli- chen Sinn des Tastens (d. h. des Gefühle im engern Verstande) zu besitzen; und das Organ dazu ist wohl die welche Bedeckung ihres Schna- bels, die mit ausnehmend starken Hautnerven versehen, und beym lebendigen Thier äußerst empfindlich ist. Auch siebt man, wie die Aenten in den Pfützen, wo sie bey Aufsuchung des Fraßes weder dem Gesichte, noch dem Geruche nachgehen können, mit dem Schnabel wirklich sondiren.
§. 65.
Die Stimme ist zumahl bey den kleinen so genannten Sangvögeln mannigfaltig und an- muthig, doch darf man nicht sowohl sagen, daß sie singen (- denn natürlicher Gesang ist ein ausschließliches Vorrecht des Menschen -) als, daß sie pfeifen. Außer den abgedachten Luft- behältern (§. 59.) kommt ihnen dazu vorzüglich die Einrichtung ihres Kehlkopfs (larynx) zu Statten, der bey den Vögeln nicht bloß, so wie den Säugethieren und Amphibien, am obern Ende, nähmlich an der Zungenwurzel befindlich, sondern gleichsam in zwey abgeson- derte Hälften an die beyden Enden der Luftröhre vertheilt ist. Die Papageyen, Raben, Stahre, Dompfaffen etc. hat man die Menschenstimme nachahmen und Worte aussprechen gelehrt: so wie auch die Sangvögel im Käficht leicht frem- den Gesang annehmen, Lieder pfeifen lernen, und sich sogar zum Accompagnement abrichten lassen, so, daß man mit mehreren Dompfaffen zugleich schon wirklich kleine Concerte hat geben können. Ueberhaupt aber scheint auch der Wald- gesang der Sangvögel doch erst durch Uebung und Nachahmung recht ausgebildet zu werden.
*)
Wiesen etc. antrifft, und halbverdaute Eingeweide von Fröschen sind, die von Krähen und Sumpf- und Wasservögeln wieder ausgebrochen worden - s. Hrn. Persoon in Hrn. Hofr. Voigts neuem Magazin I. B. 2. St. S. 56 u. f.
*).
§. 64.
Zu den besondern Eigenheiten der Sinn- werkzeuge der Vögel in Vergleichung zu den Säugethieren, gehört unter andern der Man- gel der knorpligen zur Auffassung des Schalls dienenden äußern Ohren; der aber, zumahl bey den nächtlichen Raubvögeln, durch die äußerst regelmäßige zirkelförmige Stellung und bestimmte Richtung der Federchen in der Ge- gend des Ohres und bey manchen derselben auch noch überdem durch eine bewegliche Klappe am äußern Gehörgange, ersetzt wird.
Anm. Nur sehr wenige Vögel, die Enten nähmlich u. a. verwandte Gattungen, scheinen den wirkli- chen Sinn des Tastens (d. h. des Gefühle im engern Verstande) zu besitzen; und das Organ dazu ist wohl die welche Bedeckung ihres Schna- bels, die mit ausnehmend starken Hautnerven versehen, und beym lebendigen Thier äußerst empfindlich ist. Auch siebt man, wie die Aenten in den Pfützen, wo sie bey Aufsuchung des Fraßes weder dem Gesichte, noch dem Geruche nachgehen können, mit dem Schnabel wirklich sondiren.
§. 65.
Die Stimme ist zumahl bey den kleinen so genannten Sangvögeln mannigfaltig und an- muthig, doch darf man nicht sowohl sagen, daß sie singen (– denn natürlicher Gesang ist ein ausschließliches Vorrecht des Menschen –) als, daß sie pfeifen. Außer den abgedachten Luft- behältern (§. 59.) kommt ihnen dazu vorzüglich die Einrichtung ihres Kehlkopfs (larynx) zu Statten, der bey den Vögeln nicht bloß, so wie den Säugethieren und Amphibien, am obern Ende, nähmlich an der Zungenwurzel befindlich, sondern gleichsam in zwey abgeson- derte Hälften an die beyden Enden der Luftröhre vertheilt ist. Die Papageyen, Raben, Stahre, Dompfaffen ꝛc. hat man die Menschenstimme nachahmen und Worte aussprechen gelehrt: so wie auch die Sangvögel im Käficht leicht frem- den Gesang annehmen, Lieder pfeifen lernen, und sich sogar zum Accompagnement abrichten lassen, so, daß man mit mehreren Dompfaffen zugleich schon wirklich kleine Concerte hat geben können. Ueberhaupt aber scheint auch der Wald- gesang der Sangvögel doch erst durch Uebung und Nachahmung recht ausgebildet zu werden.
*)
Wiesen ꝛc. antrifft, und halbverdaute Eingeweide von Fröschen sind, die von Krähen und Sumpf- und Wasservögeln wieder ausgebrochen worden – s. Hrn. Persoon in Hrn. Hofr. Voigts neuem Magazin I. B. 2. St. S. 56 u. f.
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000029"><body><divn="1"><divn="2"><p><noteanchored="true"place="foot"n="*)"><p><pbfacs="#f0161"xml:id="pb141_0001"n="141"/>
Wiesen ꝛc. antrifft, und halbverdaute Eingeweide<lb/>
von Fröschen sind, die von Krähen und Sumpf-<lb/>
und Wasservögeln wieder ausgebrochen worden –<lb/>
s. Hrn. Persoon in Hrn. Hofr. Voigts neuem<lb/>
Magazin I. B. 2. St. S. 56 u. f.</p></note>.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 64.</head><lb/><p>Zu den besondern Eigenheiten der Sinn-<lb/>
werkzeuge der Vögel in Vergleichung zu den<lb/>
Säugethieren, gehört unter andern der Man-<lb/>
gel der knorpligen zur Auffassung des Schalls<lb/>
dienenden äußern Ohren; der aber, zumahl<lb/>
bey den nächtlichen Raubvögeln, durch die<lb/>
äußerst regelmäßige zirkelförmige Stellung und<lb/>
bestimmte Richtung der Federchen in der Ge-<lb/>
gend des Ohres und bey manchen derselben auch<lb/>
noch überdem durch eine bewegliche Klappe am<lb/>
äußern Gehörgange, ersetzt wird.</p><prendition="#indent-1 #small">Anm. Nur sehr wenige Vögel, die Enten nähmlich<lb/>
u. a. verwandte Gattungen, scheinen den wirkli-<lb/>
chen Sinn des Tastens (d. h. des Gefühle im<lb/>
engern Verstande) zu besitzen; und das Organ<lb/>
dazu ist wohl die welche Bedeckung ihres Schna-<lb/>
bels, die mit ausnehmend starken Hautnerven<lb/>
versehen, und beym lebendigen Thier äußerst<lb/>
empfindlich ist. Auch siebt man, wie die Aenten<lb/>
in den Pfützen, wo sie bey Aufsuchung des Fraßes<lb/>
weder dem Gesichte, noch dem Geruche nachgehen<lb/>
können, mit dem Schnabel wirklich sondiren.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 65.</head><lb/><p>Die Stimme ist zumahl bey den kleinen<lb/>
so genannten Sangvögeln mannigfaltig und an-<lb/>
muthig, doch darf man nicht sowohl sagen, daß<lb/>
sie singen (– denn natürlicher Gesang ist ein<lb/>
ausschließliches Vorrecht des Menschen –) als,<lb/>
daß sie pfeifen. Außer den abgedachten Luft-<lb/>
behältern (§. 59.) kommt ihnen dazu vorzüglich<lb/>
die Einrichtung ihres Kehlkopfs (<hirendition="#aq">larynx</hi>) zu<lb/>
Statten, der bey den Vögeln nicht bloß, so<lb/>
wie den Säugethieren und Amphibien, am<lb/>
obern Ende, nähmlich an der Zungenwurzel<lb/>
befindlich, sondern gleichsam in zwey abgeson-<lb/>
derte Hälften an die beyden Enden der Luftröhre<lb/>
vertheilt ist. Die Papageyen, Raben, Stahre,<lb/>
Dompfaffen ꝛc. hat man die Menschenstimme<lb/>
nachahmen und Worte aussprechen gelehrt: so<lb/>
wie auch die Sangvögel im Käficht leicht frem-<lb/>
den Gesang annehmen, Lieder pfeifen lernen,<lb/>
und sich sogar zum Accompagnement abrichten<lb/>
lassen, so, daß man mit mehreren Dompfaffen<lb/>
zugleich schon wirklich kleine Concerte hat geben<lb/>
können. Ueberhaupt aber scheint auch der Wald-<lb/>
gesang der Sangvögel doch erst durch Uebung<lb/>
und Nachahmung recht ausgebildet zu werden.</p></div></div></body></text></TEI>
[141/0161]
*).
§. 64.
Zu den besondern Eigenheiten der Sinn-
werkzeuge der Vögel in Vergleichung zu den
Säugethieren, gehört unter andern der Man-
gel der knorpligen zur Auffassung des Schalls
dienenden äußern Ohren; der aber, zumahl
bey den nächtlichen Raubvögeln, durch die
äußerst regelmäßige zirkelförmige Stellung und
bestimmte Richtung der Federchen in der Ge-
gend des Ohres und bey manchen derselben auch
noch überdem durch eine bewegliche Klappe am
äußern Gehörgange, ersetzt wird.
Anm. Nur sehr wenige Vögel, die Enten nähmlich
u. a. verwandte Gattungen, scheinen den wirkli-
chen Sinn des Tastens (d. h. des Gefühle im
engern Verstande) zu besitzen; und das Organ
dazu ist wohl die welche Bedeckung ihres Schna-
bels, die mit ausnehmend starken Hautnerven
versehen, und beym lebendigen Thier äußerst
empfindlich ist. Auch siebt man, wie die Aenten
in den Pfützen, wo sie bey Aufsuchung des Fraßes
weder dem Gesichte, noch dem Geruche nachgehen
können, mit dem Schnabel wirklich sondiren.
§. 65.
Die Stimme ist zumahl bey den kleinen
so genannten Sangvögeln mannigfaltig und an-
muthig, doch darf man nicht sowohl sagen, daß
sie singen (– denn natürlicher Gesang ist ein
ausschließliches Vorrecht des Menschen –) als,
daß sie pfeifen. Außer den abgedachten Luft-
behältern (§. 59.) kommt ihnen dazu vorzüglich
die Einrichtung ihres Kehlkopfs (larynx) zu
Statten, der bey den Vögeln nicht bloß, so
wie den Säugethieren und Amphibien, am
obern Ende, nähmlich an der Zungenwurzel
befindlich, sondern gleichsam in zwey abgeson-
derte Hälften an die beyden Enden der Luftröhre
vertheilt ist. Die Papageyen, Raben, Stahre,
Dompfaffen ꝛc. hat man die Menschenstimme
nachahmen und Worte aussprechen gelehrt: so
wie auch die Sangvögel im Käficht leicht frem-
den Gesang annehmen, Lieder pfeifen lernen,
und sich sogar zum Accompagnement abrichten
lassen, so, daß man mit mehreren Dompfaffen
zugleich schon wirklich kleine Concerte hat geben
können. Ueberhaupt aber scheint auch der Wald-
gesang der Sangvögel doch erst durch Uebung
und Nachahmung recht ausgebildet zu werden.
*) Wiesen ꝛc. antrifft, und halbverdaute Eingeweide
von Fröschen sind, die von Krähen und Sumpf-
und Wasservögeln wieder ausgebrochen worden –
s. Hrn. Persoon in Hrn. Hofr. Voigts neuem
Magazin I. B. 2. St. S. 56 u. f.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 7. Aufl. Göttingen, 1803, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1803/161>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.