Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 5. Aufl. Göttingen, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

lichsten Menge in Paraguay u. s. w. Diese ver-
wilderten Pferde sind meist klein, struppig, dick-
köpfig, häßlich und dabey ganz unbändig; da sich
hingegen die zahmen Pferde-Rassen durch so viel-
seitige Talente auszeichnen. Die Araber z. B.
(zumahl die von der Zucht der Annecy um Pal-
myra herum, und vom Libanus bis gegen den
Horeb etc.) durch ihre äußerste Leichtigkeit und
Dauerhaftigkeit. Die Persianer und Barben durch
ihren ausnehmend schönen Bau u. s. w. Unter
den Europäischen sind die Spanischen (besonders
die aus Andalusien), die Neapolitanischen und
Englischen die vorzüglichsten. Die letztern haben
besonders den Vorzug der Schnelligkeit, wodurch
sie sich hauptsächlich in den Wettrennen, einem
auch schon bey den Alten und noch jetzt bey den
Tataren, Türken, in Italien und anderwärts
gebräuchlichen Zeitvertreib, auszeichnen*).

Ganzer berittenen Nationen zu geschweigen, wie
z. B. die Cosacken, Tataren, Calmücken, die
Pferde-Tungusen, die Abiponer etc. so ist auch für
die cultivirtesten Völker der Werth dieses Thiers
für Landwirthschaft, Cavallerie, Postwesen etc.
unermeßlich. Manche der gedachten berittenen
Völker leben auch großen Theils vom Fleisch und
Milch der Pferde. Die letztre gibt, wenn sie zu-
sammen geronnen, vollends aber wenn sie ab-
gezogen worden, das berauschende Kumiß der
Mongolen.

*) Vorzüglich ist das Andenken zweyer solcher Ren-
pferde, Nahmens Sterling und Childers verewigt
worden, von welchen jenes beym ersten Ansatz 82 1/2
Fuß in einer Secunde zurücklegte, dieses aber zwar
nur 46 Fuß und 6 Zoll in der gleichen Zeit machte,
sich aber immer gleich blieb, sich nie übernahm,
aber auch nie ermüdete, und überhaupt nie seines
gleichen gehabt hoben soll.

lichsten Menge in Paraguay u. s. w. Diese ver-
wilderten Pferde sind meist klein, struppig, dick-
köpfig, häßlich und dabey ganz unbändig; da sich
hingegen die zahmen Pferde-Rassen durch so viel-
seitige Talente auszeichnen. Die Araber z. B.
(zumahl die von der Zucht der Annecy um Pal-
myra herum, und vom Libanus bis gegen den
Horeb ꝛc.) durch ihre äußerste Leichtigkeit und
Dauerhaftigkeit. Die Persianer und Barben durch
ihren ausnehmend schönen Bau u. s. w. Unter
den Europäischen sind die Spanischen (besonders
die aus Andalusien), die Neapolitanischen und
Englischen die vorzüglichsten. Die letztern haben
besonders den Vorzug der Schnelligkeit, wodurch
sie sich hauptsächlich in den Wettrennen, einem
auch schon bey den Alten und noch jetzt bey den
Tataren, Türken, in Italien und anderwärts
gebräuchlichen Zeitvertreib, auszeichnen*).

Ganzer berittenen Nationen zu geschweigen, wie
z. B. die Cosacken, Tataren, Calmücken, die
Pferde-Tungusen, die Abiponer ꝛc. so ist auch für
die cultivirtesten Völker der Werth dieses Thiers
für Landwirthschaft, Cavallerie, Postwesen ꝛc.
unermeßlich. Manche der gedachten berittenen
Völker leben auch großen Theils vom Fleisch und
Milch der Pferde. Die letztre gibt, wenn sie zu-
sammen geronnen, vollends aber wenn sie ab-
gezogen worden, das berauschende Kumiß der
Mongolen.

*) Vorzüglich ist das Andenken zweyer solcher Ren-
pferde, Nahmens Sterling und Childers verewigt
worden, von welchen jenes beym ersten Ansatz 82 1/2
Fuß in einer Secunde zurücklegte, dieses aber zwar
nur 46 Fuß und 6 Zoll in der gleichen Zeit machte,
sich aber immer gleich blieb, sich nie übernahm,
aber auch nie ermüdete, und überhaupt nie seines
gleichen gehabt hoben soll.
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000026">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p rendition="#l1em"><pb facs="#f0129" xml:id="pb107_0001" n="107"/>
lichsten Menge in Paraguay u. s. w. Diese ver-<lb/>
wilderten Pferde sind meist klein, struppig, dick-<lb/>
köpfig, häßlich und dabey ganz unbändig; da sich<lb/>
hingegen die zahmen Pferde-Rassen durch so viel-<lb/>
seitige Talente auszeichnen. Die Araber z. B.<lb/>
(zumahl die von der Zucht der Annecy um Pal-<lb/>
myra herum, und vom Libanus bis gegen den<lb/>
Horeb &#xA75B;c.) durch ihre äußerste Leichtigkeit und<lb/>
Dauerhaftigkeit. Die Persianer und Barben durch<lb/>
ihren ausnehmend schönen Bau u. s. w. Unter<lb/>
den Europäischen sind die Spanischen (besonders<lb/>
die aus Andalusien), die Neapolitanischen und<lb/>
Englischen die vorzüglichsten. Die letztern haben<lb/>
besonders den Vorzug der Schnelligkeit, wodurch<lb/>
sie sich hauptsächlich in den Wettrennen, einem<lb/>
auch schon bey den Alten und noch jetzt bey den<lb/>
Tataren, Türken, in Italien und anderwärts<lb/>
gebräuchlichen Zeitvertreib, auszeichnen<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>Vorzüglich ist das Andenken zweyer solcher Ren-<lb/>
pferde, Nahmens <hi rendition="#aq">Sterling</hi> und <hi rendition="#aq">Childers</hi> verewigt<lb/>
worden, von welchen jenes beym ersten Ansatz 82 1/2<lb/>
Fuß in einer Secunde zurücklegte, dieses aber zwar<lb/>
nur 46 Fuß und 6 Zoll in der gleichen Zeit machte,<lb/>
sich aber immer gleich blieb, sich nie übernahm,<lb/>
aber auch nie ermüdete, und überhaupt nie seines<lb/>
gleichen gehabt hoben soll.</p></note>.</p>
            <p rendition="#l1em">Ganzer berittenen Nationen zu geschweigen, wie<lb/>
z. B. die Cosacken, Tataren, Calmücken, die<lb/>
Pferde-Tungusen, die Abiponer &#xA75B;c. so ist auch für<lb/>
die cultivirtesten Völker der Werth dieses Thiers<lb/>
für Landwirthschaft, Cavallerie, Postwesen &#xA75B;c.<lb/>
unermeßlich. Manche der gedachten berittenen<lb/>
Völker leben auch großen Theils vom Fleisch und<lb/>
Milch der Pferde. Die letztre gibt, wenn sie zu-<lb/>
sammen geronnen, vollends aber wenn sie ab-<lb/>
gezogen worden, das berauschende Kumiß der<lb/>
Mongolen.</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[107/0129] lichsten Menge in Paraguay u. s. w. Diese ver- wilderten Pferde sind meist klein, struppig, dick- köpfig, häßlich und dabey ganz unbändig; da sich hingegen die zahmen Pferde-Rassen durch so viel- seitige Talente auszeichnen. Die Araber z. B. (zumahl die von der Zucht der Annecy um Pal- myra herum, und vom Libanus bis gegen den Horeb ꝛc.) durch ihre äußerste Leichtigkeit und Dauerhaftigkeit. Die Persianer und Barben durch ihren ausnehmend schönen Bau u. s. w. Unter den Europäischen sind die Spanischen (besonders die aus Andalusien), die Neapolitanischen und Englischen die vorzüglichsten. Die letztern haben besonders den Vorzug der Schnelligkeit, wodurch sie sich hauptsächlich in den Wettrennen, einem auch schon bey den Alten und noch jetzt bey den Tataren, Türken, in Italien und anderwärts gebräuchlichen Zeitvertreib, auszeichnen *). Ganzer berittenen Nationen zu geschweigen, wie z. B. die Cosacken, Tataren, Calmücken, die Pferde-Tungusen, die Abiponer ꝛc. so ist auch für die cultivirtesten Völker der Werth dieses Thiers für Landwirthschaft, Cavallerie, Postwesen ꝛc. unermeßlich. Manche der gedachten berittenen Völker leben auch großen Theils vom Fleisch und Milch der Pferde. Die letztre gibt, wenn sie zu- sammen geronnen, vollends aber wenn sie ab- gezogen worden, das berauschende Kumiß der Mongolen. *) Vorzüglich ist das Andenken zweyer solcher Ren- pferde, Nahmens Sterling und Childers verewigt worden, von welchen jenes beym ersten Ansatz 82 1/2 Fuß in einer Secunde zurücklegte, dieses aber zwar nur 46 Fuß und 6 Zoll in der gleichen Zeit machte, sich aber immer gleich blieb, sich nie übernahm, aber auch nie ermüdete, und überhaupt nie seines gleichen gehabt hoben soll.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1797/129
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 5. Aufl. Göttingen, 1797, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1797/129>, abgerufen am 22.11.2024.