Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 4. Aufl. Göttingen, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

**). Eine kleine Quantität davon, die der Hr.
Baronet Banks nur gleich im Briefe mir zuzuschicken
die Güte gehabt, ähnelt einem verwitterten mürben in
Sand zerfallnen Gneiß, worin ich, außer wenigen matt-
silberglänzenden, durchscheinenden, glimmerähnlichen zar-
ten Schuppen, ein dreyfaches Gemenge unterscheide;
nähmlich eine Menge kleiner bleyfarbner zum Theil
gebogner und zusammengedruckter, abfärbender Blätt-
chen, die mir den äußern Kennzeichen nach Molybdäne
zu seyn scheinen; dann durchscheinende, milchweisse, harte
quarzähnliche Körnchen; und drittens undurchsichtige,
gelblichweisse, weiche, leicht zerreibliche Bröckchen die
verwittertem Feldspath ähneln.

VI. Thonarten.

Die Thon-Erde (terra argillosa) die den
characterisirenden Bestandtheil der hierher gehö-
rigen Mineralien ausmacht, zeichnet sich vor
allen durch ihre Verbindung mit der Vitriolsäure
aus, womit sie nähmlich den Alaun bildet, daher
sie auch Alaun-Erde (terra aluminosa) ge-
nannt wird*)

**) so habe ich doch einstweilen einen Theil bes San-
des zu einer kleinen Untersuchung sacrificirt. Ich
ließ die Blättchen die mir Molybdäne zu seyn
scheinen sorgfältig auslesen; pülverte das übrige
und kochte es in Salzsäure; aus dem abgeklarten
schlug zugegoßnes destillirtes Regenwasser ein we-
niges einer weissen Erde nieder, die ich, um zu
sehen obs auch nicht etwa ein metallischer Kalk
sey, mit nachher zugemischter flüchtiger Schwe-
felleber probirte, ohne daß sie dadurch ihre Farbe
verändert hätte. Blutlauge zu einem andern Theil
dieser Auflösung gegossen, den ich durch beygemischte
Salpetersäure zu Königswasser gemacht hatte, fällte
nichts fremdes aus derselben; auch nicht das ve-
getabilische Laugensalz, das ich zu einer noch andern
Portion der gleichen Mischung tropfte. Wenn
dieser Sand wirklich eine neue Grund-Erde hält,
so muß dieselbe wohl (nach einem Versuch mit
einer nicht gepulverten Portion) in dem feld-
spathähnlichen Stoffe liegen. - So wenig indeß
diese kleinen Versuche mit einer so geringen Quan-
tität sagen wollen, so ist es dock vielleicht man-
chen Lesern wegen Neuheit der Sache angenehm,
daß ich ihrer hier gedacht habe.
*) Im letzten Stück der vorjährigen chemischen An-
ualen meldet Hr. Hofr. von Born, daß Hr. Ober-
lieutenant Tihavsky aus der reinen Alaun-Erde

**). Eine kleine Quantität davon, die der Hr.
Baronet Banks nur gleich im Briefe mir zuzuschicken
die Güte gehabt, ähnelt einem verwitterten mürben in
Sand zerfallnen Gneiß, worin ich, außer wenigen matt-
silberglänzenden, durchscheinenden, glimmerähnlichen zar-
ten Schuppen, ein dreyfaches Gemenge unterscheide;
nähmlich eine Menge kleiner bleyfarbner zum Theil
gebogner und zusammengedruckter, abfärbender Blätt-
chen, die mir den äußern Kennzeichen nach Molybdäne
zu seyn scheinen; dann durchscheinende, milchweisse, harte
quarzähnliche Körnchen; und drittens undurchsichtige,
gelblichweisse, weiche, leicht zerreibliche Bröckchen die
verwittertem Feldspath ähneln.

VI. Thonarten.

Die Thon-Erde (terra argillosa) die den
characterisirenden Bestandtheil der hierher gehö-
rigen Mineralien ausmacht, zeichnet sich vor
allen durch ihre Verbindung mit der Vitriolsäure
aus, womit sie nähmlich den Alaun bildet, daher
sie auch Alaun-Erde (terra aluminosa) ge-
nannt wird*)

**) so habe ich doch einstweilen einen Theil bes San-
des zu einer kleinen Untersuchung sacrificirt. Ich
ließ die Blättchen die mir Molybdäne zu seyn
scheinen sorgfältig auslesen; pülverte das übrige
und kochte es in Salzsäure; aus dem abgeklarten
schlug zugegoßnes destillirtes Regenwasser ein we-
niges einer weissen Erde nieder, die ich, um zu
sehen obs auch nicht etwa ein metallischer Kalk
sey, mit nachher zugemischter flüchtiger Schwe-
felleber probirte, ohne daß sie dadurch ihre Farbe
verändert hätte. Blutlauge zu einem andern Theil
dieser Auflösung gegossen, den ich durch beygemischte
Salpetersäure zu Königswasser gemacht hatte, fällte
nichts fremdes aus derselben; auch nicht das ve-
getabilische Laugensalz, das ich zu einer noch andern
Portion der gleichen Mischung tropfte. Wenn
dieser Sand wirklich eine neue Grund-Erde hält,
so muß dieselbe wohl (nach einem Versuch mit
einer nicht gepulverten Portion) in dem feld-
spathähnlichen Stoffe liegen. – So wenig indeß
diese kleinen Versuche mit einer so geringen Quan-
tität sagen wollen, so ist es dock vielleicht man-
chen Lesern wegen Neuheit der Sache angenehm,
daß ich ihrer hier gedacht habe.
*) Im letzten Stück der vorjährigen chemischen An-
ualen meldet Hr. Hofr. von Born, daß Hr. Ober-
lieutenant Tihavsky aus der reinen Alaun-Erde
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000025">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p rendition="#l1em"><note anchored="true" place="foot" n="**)"><p><pb facs="#f0584" xml:id="pb568_0001" n="568"/>
so habe ich doch einstweilen einen Theil bes San-<lb/>
des zu einer kleinen Untersuchung sacrificirt. Ich<lb/>
ließ die Blättchen die mir Molybdäne zu seyn<lb/>
scheinen sorgfältig auslesen; pülverte das übrige<lb/>
und kochte es in Salzsäure; aus dem abgeklarten<lb/>
schlug zugegoßnes destillirtes Regenwasser ein we-<lb/>
niges einer weissen Erde nieder, die ich, um zu<lb/>
sehen obs auch nicht etwa ein metallischer Kalk<lb/>
sey, mit nachher zugemischter flüchtiger Schwe-<lb/>
felleber probirte, ohne daß sie dadurch ihre Farbe<lb/>
verändert hätte. Blutlauge zu einem andern Theil<lb/>
dieser Auflösung gegossen, den ich durch beygemischte<lb/>
Salpetersäure zu Königswasser gemacht hatte, fällte<lb/>
nichts fremdes aus derselben; auch nicht das ve-<lb/>
getabilische Laugensalz, das ich zu einer noch andern<lb/>
Portion der gleichen Mischung tropfte. Wenn<lb/>
dieser Sand wirklich eine neue Grund-Erde hält,<lb/>
so muß dieselbe wohl (nach einem Versuch mit<lb/>
einer nicht gepulverten Portion) in dem feld-<lb/>
spathähnlichen Stoffe liegen. &#x2013; So wenig indeß<lb/>
diese kleinen Versuche mit einer so geringen Quan-<lb/>
tität sagen wollen, so ist es dock vielleicht man-<lb/>
chen Lesern wegen Neuheit der Sache angenehm,<lb/>
daß ich ihrer hier gedacht habe.</p></note>. Eine kleine Quantität davon, die der Hr.<lb/>
Baronet Banks nur gleich im Briefe mir zuzuschicken<lb/>
die Güte gehabt, ähnelt einem verwitterten mürben in<lb/>
Sand zerfallnen Gneiß, worin ich, außer wenigen matt-<lb/>
silberglänzenden, durchscheinenden, glimmerähnlichen zar-<lb/>
ten Schuppen, ein dreyfaches Gemenge unterscheide;<lb/>
nähmlich eine Menge kleiner bleyfarbner zum Theil<lb/>
gebogner und zusammengedruckter, abfärbender Blätt-<lb/>
chen, die mir den äußern Kennzeichen nach Molybdäne<lb/>
zu seyn scheinen; dann durchscheinende, milchweisse, harte<lb/>
quarzähnliche Körnchen; und drittens undurchsichtige,<lb/>
gelblichweisse, weiche, leicht zerreibliche Bröckchen die<lb/>
verwittertem Feldspath ähneln.</p>
          </div>
          <div n="3">
            <head rendition="#c">VI. <hi rendition="#g">Thonarten</hi>.</head><lb/>
            <p>Die Thon-Erde (<hi rendition="#aq">terra argillosa</hi>) die den<lb/>
characterisirenden Bestandtheil der hierher gehö-<lb/>
rigen Mineralien ausmacht, zeichnet sich vor<lb/>
allen durch ihre Verbindung mit der Vitriolsäure<lb/>
aus, womit sie nähmlich den Alaun bildet, daher<lb/>
sie auch Alaun-Erde (<hi rendition="#aq">terra aluminosa</hi>) ge-<lb/>
nannt wird<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>Im letzten Stück der vorjährigen chemischen An-<lb/>
ualen meldet Hr. Hofr. von Born, daß Hr. Ober-<lb/>
lieutenant Tihavsky aus der reinen Alaun-Erde<lb/></p></note></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[568/0584] **). Eine kleine Quantität davon, die der Hr. Baronet Banks nur gleich im Briefe mir zuzuschicken die Güte gehabt, ähnelt einem verwitterten mürben in Sand zerfallnen Gneiß, worin ich, außer wenigen matt- silberglänzenden, durchscheinenden, glimmerähnlichen zar- ten Schuppen, ein dreyfaches Gemenge unterscheide; nähmlich eine Menge kleiner bleyfarbner zum Theil gebogner und zusammengedruckter, abfärbender Blätt- chen, die mir den äußern Kennzeichen nach Molybdäne zu seyn scheinen; dann durchscheinende, milchweisse, harte quarzähnliche Körnchen; und drittens undurchsichtige, gelblichweisse, weiche, leicht zerreibliche Bröckchen die verwittertem Feldspath ähneln. VI. Thonarten. Die Thon-Erde (terra argillosa) die den characterisirenden Bestandtheil der hierher gehö- rigen Mineralien ausmacht, zeichnet sich vor allen durch ihre Verbindung mit der Vitriolsäure aus, womit sie nähmlich den Alaun bildet, daher sie auch Alaun-Erde (terra aluminosa) ge- nannt wird *) **) so habe ich doch einstweilen einen Theil bes San- des zu einer kleinen Untersuchung sacrificirt. Ich ließ die Blättchen die mir Molybdäne zu seyn scheinen sorgfältig auslesen; pülverte das übrige und kochte es in Salzsäure; aus dem abgeklarten schlug zugegoßnes destillirtes Regenwasser ein we- niges einer weissen Erde nieder, die ich, um zu sehen obs auch nicht etwa ein metallischer Kalk sey, mit nachher zugemischter flüchtiger Schwe- felleber probirte, ohne daß sie dadurch ihre Farbe verändert hätte. Blutlauge zu einem andern Theil dieser Auflösung gegossen, den ich durch beygemischte Salpetersäure zu Königswasser gemacht hatte, fällte nichts fremdes aus derselben; auch nicht das ve- getabilische Laugensalz, das ich zu einer noch andern Portion der gleichen Mischung tropfte. Wenn dieser Sand wirklich eine neue Grund-Erde hält, so muß dieselbe wohl (nach einem Versuch mit einer nicht gepulverten Portion) in dem feld- spathähnlichen Stoffe liegen. – So wenig indeß diese kleinen Versuche mit einer so geringen Quan- tität sagen wollen, so ist es dock vielleicht man- chen Lesern wegen Neuheit der Sache angenehm, daß ich ihrer hier gedacht habe. *) Im letzten Stück der vorjährigen chemischen An- ualen meldet Hr. Hofr. von Born, daß Hr. Ober- lieutenant Tihavsky aus der reinen Alaun-Erde

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1791/584
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 4. Aufl. Göttingen, 1791, S. 568. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1791/584>, abgerufen am 21.11.2024.