Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 4. Aufl. Göttingen, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

Rücksicht ihres innern Baues, der so vollkommen aus-
gebildeten Eingeweide, Paarungswerkzeuge, besonders
aber auch der Augen und sogar der Gehörwerkzeuge
(die ihnen nähmlich Hr. J. Hunter zuschreibt) so ganz
von andern Thieren dieser Classe ab, und ähneln hin-
gegen in so vielen Stücken manchen Fischen, daß es mir
fast Ueberwindung gekostet hat, ihnen hier zwischen die-
sen so einfach gebauten Würmern ihren Platz zu lassen.

Die Anzahl der Saugnäpfchen an ihren Armen wächst
mit dem Alter der Thiere, und steigt dann bey man-
chen Gattungen über 1000. Sie haften damit fest an,
gleichsam wie ein Schröpfkopf. Die Arme, die diesen
Thieren oft von Muscheln abgekneipt, und von Fischen
abgebissen werden, werden ihnen, wie schon die Alten
wußten, leicht reproducirt. Die mehresten Gattungen
werden auch durch den schwarzen Saft merkwürdig,
den sie in einem besondern Behälter im Leibe führen,
und willkührlich von sich lassen, und dadurch das Was-
ser zunächst um sich verdunkeln können. Hr. Prof.
Schneider hat das ganze Geschlecht schicklich in folgende
zwey Familien abgetheilt:

A) Promuscidibus binis; ventre pinnato; ossiculo dorsi.

1. Officinalis. der Kuttelfisch, die Seekatze. (Fr. la
seiche
.) S. ventre latissimo rotundato vndique pinna
cincto, osse dorsali maximo
. *

Rondelet. de piscib. pag. 498.

Swammerdam biblia nat. tab. L. fig. 1.

Besonders von dieser Gattung kommt das häufigste
os sepiae (das so genannte weiße Fischbein das auch
in manchen Gegenden Meerschaum heißt) eine breite

Rücksicht ihres innern Baues, der so vollkommen aus-
gebildeten Eingeweide, Paarungswerkzeuge, besonders
aber auch der Augen und sogar der Gehörwerkzeuge
(die ihnen nähmlich Hr. J. Hunter zuschreibt) so ganz
von andern Thieren dieser Classe ab, und ähneln hin-
gegen in so vielen Stücken manchen Fischen, daß es mir
fast Ueberwindung gekostet hat, ihnen hier zwischen die-
sen so einfach gebauten Würmern ihren Platz zu lassen.

Die Anzahl der Saugnäpfchen an ihren Armen wächst
mit dem Alter der Thiere, und steigt dann bey man-
chen Gattungen über 1000. Sie haften damit fest an,
gleichsam wie ein Schröpfkopf. Die Arme, die diesen
Thieren oft von Muscheln abgekneipt, und von Fischen
abgebissen werden, werden ihnen, wie schon die Alten
wußten, leicht reproducirt. Die mehresten Gattungen
werden auch durch den schwarzen Saft merkwürdig,
den sie in einem besondern Behälter im Leibe führen,
und willkührlich von sich lassen, und dadurch das Was-
ser zunächst um sich verdunkeln können. Hr. Prof.
Schneider hat das ganze Geschlecht schicklich in folgende
zwey Familien abgetheilt:

A) Promuscidibus binis; ventre pinnato; ossiculo dorsi.

1. Officinalis. der Kuttelfisch, die Seekatze. (Fr. la
seiche
.) S. ventre latissimo rotundato vndique pinna
cincto, osse dorsali maximo
. *

Rondelet. de piscib. pag. 498.

Swammerdam biblia nat. tab. L. fig. 1.

Besonders von dieser Gattung kommt das häufigste
os sepiae (das so genannte weiße Fischbein das auch
in manchen Gegenden Meerschaum heißt) eine breite

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000025">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p rendition="#l1em"><pb facs="#f0447" xml:id="pb431_0001" n="431"/>
Rücksicht ihres innern Baues, der so vollkommen aus-<lb/>
gebildeten Eingeweide, Paarungswerkzeuge, besonders<lb/>
aber auch der Augen und sogar der Gehörwerkzeuge<lb/>
(die ihnen nähmlich Hr. J. Hunter zuschreibt) so ganz<lb/>
von andern Thieren dieser Classe ab, und ähneln hin-<lb/>
gegen in so vielen Stücken manchen Fischen, daß es mir<lb/>
fast Ueberwindung gekostet hat, ihnen hier zwischen die-<lb/>
sen so einfach gebauten Würmern ihren Platz zu lassen.</p>
            <p rendition="#l1em">Die Anzahl der Saugnäpfchen an ihren Armen wächst<lb/>
mit dem Alter der Thiere, und steigt dann bey man-<lb/>
chen Gattungen über 1000. Sie haften damit fest an,<lb/>
gleichsam wie ein Schröpfkopf. Die Arme, die diesen<lb/>
Thieren oft von Muscheln abgekneipt, und von Fischen<lb/>
abgebissen werden, werden ihnen, wie schon die Alten<lb/>
wußten, leicht reproducirt. Die mehresten Gattungen<lb/>
werden auch durch den schwarzen Saft merkwürdig,<lb/>
den sie in einem besondern Behälter im Leibe führen,<lb/>
und willkührlich von sich lassen, und dadurch das Was-<lb/>
ser zunächst um sich verdunkeln können. Hr. Prof.<lb/>
Schneider hat das ganze Geschlecht schicklich in folgende<lb/>
zwey Familien abgetheilt:</p>
            <p rendition="#l2em"><hi rendition="#aq">A) <hi rendition="#i">Promuscidibus binis; ventre pinnato; ossiculo dorsi</hi></hi>.</p>
            <p rendition="#indent-2">1. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Officinalis</hi></hi>. der Kuttelfisch, die Seekatze. (Fr. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">la<lb/>
seiche</hi>.) S. ventre latissimo rotundato vndique pinna<lb/>
cincto, osse dorsali maximo</hi>. *</p>
            <p rendition="#l2em"><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Rondelet</hi></hi></hi>. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">de piscib.</hi> pag</hi>. 498.</p>
            <p rendition="#l2em"><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Swammerdam</hi></hi></hi><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">biblia nat</hi>. tab</hi>. L. <hi rendition="#aq">fig</hi>. 1.</p>
            <p rendition="#l1em">Besonders von dieser Gattung kommt das häufigste<lb/><hi rendition="#aq">os sepiae</hi> (das so genannte weiße Fischbein das auch<lb/>
in manchen Gegenden Meerschaum heißt) eine breite<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[431/0447] Rücksicht ihres innern Baues, der so vollkommen aus- gebildeten Eingeweide, Paarungswerkzeuge, besonders aber auch der Augen und sogar der Gehörwerkzeuge (die ihnen nähmlich Hr. J. Hunter zuschreibt) so ganz von andern Thieren dieser Classe ab, und ähneln hin- gegen in so vielen Stücken manchen Fischen, daß es mir fast Ueberwindung gekostet hat, ihnen hier zwischen die- sen so einfach gebauten Würmern ihren Platz zu lassen. Die Anzahl der Saugnäpfchen an ihren Armen wächst mit dem Alter der Thiere, und steigt dann bey man- chen Gattungen über 1000. Sie haften damit fest an, gleichsam wie ein Schröpfkopf. Die Arme, die diesen Thieren oft von Muscheln abgekneipt, und von Fischen abgebissen werden, werden ihnen, wie schon die Alten wußten, leicht reproducirt. Die mehresten Gattungen werden auch durch den schwarzen Saft merkwürdig, den sie in einem besondern Behälter im Leibe führen, und willkührlich von sich lassen, und dadurch das Was- ser zunächst um sich verdunkeln können. Hr. Prof. Schneider hat das ganze Geschlecht schicklich in folgende zwey Familien abgetheilt: A) Promuscidibus binis; ventre pinnato; ossiculo dorsi. 1. Officinalis. der Kuttelfisch, die Seekatze. (Fr. la seiche.) S. ventre latissimo rotundato vndique pinna cincto, osse dorsali maximo. * Rondelet. de piscib. pag. 498. Swammerdam biblia nat. tab. L. fig. 1. Besonders von dieser Gattung kommt das häufigste os sepiae (das so genannte weiße Fischbein das auch in manchen Gegenden Meerschaum heißt) eine breite

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1791/447
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 4. Aufl. Göttingen, 1791, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1791/447>, abgerufen am 22.11.2024.