Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Doppelspat oder sogenannte Isländi-
sche Crystall, der in verschobnen Würfeln
(tab. III. fig. 6.) bricht, und dieser Textur we-
gen, wenn er in durchsichtigen und nicht zu klei-
nen Stücken ist, untergelegte Schriftzüge wie
verdoppelt vorstellt, wird insgemein für eine
eigne Art von Kalkspat angegeben. Ich finde
aber daß dieses rhomboidale Gefüge allen mir be-
kannten reinen Kalkspaten gemein ist, und die
Textur derselben ausmacht; die man aber durch-
gehends in der ganzen Mineralogie von der
Crystallisation der Steine etc. schlechterdings
unterscheiben muß! da sonst ihre Verwechselung
zu den abentheuerlichsten Irrthümern verleitet.

2. Tofacea. Der Sinter, Tropfstein, Tuff-
stein etc.

Wird ans kalkichtem Wasser nieder geschlagen,
ist gewöhnlich gar nicht, und in einigen Fällen
nur sehr unvollkommen crystallisirt: meist von
weisser, theils auch von gelber, brauner u. a.
Farben; bald dichter halb lockerer etc.: und er,
hält nach der verschiednen Art seiner Anlage ver-
schiedne Namen.

Wenn er breite Flächen überzieht, so wie er
z. B. die Wände der Baumanns- u. a. dergl.
Hölen gleichsam übertüncht, so heißt er Sinter
und findet sich zuweilen Marmorhart, vom
schönsten Milchweiß und halbdurchsichtig; wie
ich dergleichen von den Ufern des Tigris bey
Bassora (und ähnlichen auch aus der Scharzfel-
der Knochenhöle) besitze. Jener scheint mir der
wahre alabastrites lydinus der A ten zu seyn.

Wenn der Tofus Hingegen im Heruntertröpfeln
des Kalkwassers, zumal von der Decke solcher
gedachten Hölen sich allgemach in Zapfen ansetzt,

Der Doppelspat oder sogenannte Isländi-
sche Crystall, der in verschobnen Würfeln
(tab. III. fig. 6.) bricht, und dieser Textur we-
gen, wenn er in durchsichtigen und nicht zu klei-
nen Stücken ist, untergelegte Schriftzüge wie
verdoppelt vorstellt, wird insgemein für eine
eigne Art von Kalkspat angegeben. Ich finde
aber daß dieses rhomboidale Gefüge allen mir be-
kannten reinen Kalkspaten gemein ist, und die
Textur derselben ausmacht; die man aber durch-
gehends in der ganzen Mineralogie von der
Crystallisation der Steine ꝛc. schlechterdings
unterscheiben muß! da sonst ihre Verwechselung
zu den abentheuerlichsten Irrthümern verleitet.

2. Tofacea. Der Sinter, Tropfstein, Tuff-
stein ꝛc.

Wird ans kalkichtem Wasser nieder geschlagen,
ist gewöhnlich gar nicht, und in einigen Fällen
nur sehr unvollkommen crystallisirt: meist von
weisser, theils auch von gelber, brauner u. a.
Farben; bald dichter halb lockerer ꝛc.: und er,
hält nach der verschiednen Art seiner Anlage ver-
schiedne Namen.

Wenn er breite Flächen überzieht, so wie er
z. B. die Wände der Baumanns- u. a. dergl.
Hölen gleichsam übertüncht, so heißt er Sinter
und findet sich zuweilen Marmorhart, vom
schönsten Milchweiß und halbdurchsichtig; wie
ich dergleichen von den Ufern des Tigris bey
Bassora (und ähnlichen auch aus der Scharzfel-
der Knochenhöle) besitze. Jener scheint mir der
wahre alabastrites lydinus der A ten zu seyn.

Wenn der Tofus Hingegen im Heruntertröpfeln
des Kalkwassers, zumal von der Decke solcher
gedachten Hölen sich allgemach in Zapfen ansetzt,

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000024">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0591" xml:id="pb571_0001" n="571"/>
            <p rendition="#l1em">Der Doppelspat oder sogenannte Isländi-<lb type="inWord"/>
sche Crystall, der in verschobnen Würfeln<lb/>
(<hi rendition="#aq">tab</hi>. III. <hi rendition="#aq">fig</hi>. 6.) bricht,                             und dieser Textur we-<lb/>
gen, wenn er in durchsichtigen                             und nicht zu klei-<lb/>
nen Stücken ist, untergelegte                             Schriftzüge wie<lb/>
verdoppelt vorstellt, wird insgemein für                             eine<lb/>
eigne Art von Kalkspat angegeben. Ich finde<lb/>
aber daß dieses                             rhomboidale Gefüge allen mir be-<lb/>
kannten reinen                             Kalkspaten gemein ist, und die<lb/>
Textur derselben ausmacht; die man                             aber durch-<lb/>
gehends in der ganzen Mineralogie von                             der<lb/>
Crystallisation der Steine &#xA75B;c.                             schlechterdings<lb/>
unterscheiben muß! da sonst ihre                             Verwechselung<lb/>
zu den abentheuerlichsten Irrthümern verleitet.</p>
            <p rendition="#indent-2">2. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Tofacea</hi></hi>. Der Sinter, Tropfstein, Tuff-<lb/>
stein &#xA75B;c.</p>
            <p rendition="#l1em">Wird ans kalkichtem Wasser nieder geschlagen,<lb/>
ist                             gewöhnlich gar nicht, und in einigen Fällen<lb/>
nur sehr unvollkommen                             crystallisirt: meist von<lb/>
weisser, theils auch von gelber, brauner                             u. a.<lb/>
Farben; bald dichter halb lockerer &#xA75B;c.: und er,<lb/>
hält nach                             der verschiednen Art seiner Anlage ver-<lb/>
schiedne                             Namen.</p>
            <p rendition="#l1em">Wenn er breite Flächen überzieht, so wie er<lb/>
z. B.                             die Wände der Baumanns- u. a. dergl.<lb/>
Hölen gleichsam übertüncht, so                             heißt er Sinter<lb/>
und findet sich zuweilen Marmorhart,                             vom<lb/>
schönsten Milchweiß und halbdurchsichtig; wie<lb/>
ich                             dergleichen von den Ufern des Tigris bey<lb/>
Bassora (und ähnlichen auch                             aus der Scharzfel-<lb/>
der Knochenhöle) besitze. Jener                             scheint mir der<lb/>
wahre <hi rendition="#aq">alabastrites lydinus</hi> der A ten zu seyn.</p>
            <p rendition="#l1em">Wenn der Tofus Hingegen im Heruntertröpfeln<lb/>
des                             Kalkwassers, zumal von der Decke solcher<lb/>
gedachten Hölen sich                             allgemach in Zapfen ansetzt,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[571/0591] Der Doppelspat oder sogenannte Isländi- sche Crystall, der in verschobnen Würfeln (tab. III. fig. 6.) bricht, und dieser Textur we- gen, wenn er in durchsichtigen und nicht zu klei- nen Stücken ist, untergelegte Schriftzüge wie verdoppelt vorstellt, wird insgemein für eine eigne Art von Kalkspat angegeben. Ich finde aber daß dieses rhomboidale Gefüge allen mir be- kannten reinen Kalkspaten gemein ist, und die Textur derselben ausmacht; die man aber durch- gehends in der ganzen Mineralogie von der Crystallisation der Steine ꝛc. schlechterdings unterscheiben muß! da sonst ihre Verwechselung zu den abentheuerlichsten Irrthümern verleitet. 2. Tofacea. Der Sinter, Tropfstein, Tuff- stein ꝛc. Wird ans kalkichtem Wasser nieder geschlagen, ist gewöhnlich gar nicht, und in einigen Fällen nur sehr unvollkommen crystallisirt: meist von weisser, theils auch von gelber, brauner u. a. Farben; bald dichter halb lockerer ꝛc.: und er, hält nach der verschiednen Art seiner Anlage ver- schiedne Namen. Wenn er breite Flächen überzieht, so wie er z. B. die Wände der Baumanns- u. a. dergl. Hölen gleichsam übertüncht, so heißt er Sinter und findet sich zuweilen Marmorhart, vom schönsten Milchweiß und halbdurchsichtig; wie ich dergleichen von den Ufern des Tigris bey Bassora (und ähnlichen auch aus der Scharzfel- der Knochenhöle) besitze. Jener scheint mir der wahre alabastrites lydinus der A ten zu seyn. Wenn der Tofus Hingegen im Heruntertröpfeln des Kalkwassers, zumal von der Decke solcher gedachten Hölen sich allgemach in Zapfen ansetzt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/591
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/591>, abgerufen am 22.11.2024.