Kleine wehrlose, aber bey aller ihrer Schwäche furchtbare Thiere, die theils durch den Scha- den den sie den Gewächsen zufügen, mehr aber noch durch die Wunder die der Schöpfer in ihrer Natürlichen Geschichte gehäuft hat, merkwürdig werden. Es giebt oft in einer Gattung, ja in einer und eben derselben Familie geflügelte und ungeflügelte Blattläuse, und das ohne alle Be- ziehung auf den Geschlechtsunterschied. Doch sind die Männchen weit kleiner als ihre Weib- gen, und werden auch in weit mindrer Anzahl jung. Sie erscheinen nicht eher als im Herbste, wo sie ihre Weibgen befruchten, die kurz darauf Eyer oder vielmehr Hülsen von sich geben, in welchen zwar die jungen Blattläuse schon völlig ausgebildet liegen, aber doch nicht eher als bis im folgenden Frühjahr hervorbrechen. Das un- erwartetste hierbey ist, daß alle diese nunmehr ausgekrochenen Blattläuse durchgehends weibli- chen Geschlechts sind, und daß im Frühjahr und Sommer schlechterdings keine männliche Blattlaus zu sehen ist. Und demongeachtet sind doch alle jene jungfräulichen Blattläuse im Stan- de, ohne Zuthun eines Gatten ihr Geschlecht fortzupflanzen; man kan jedes Junge, was sie nunmehr von sich geben, isoliren, in eine Einöde verschließen, und doch wird es nach eini- ger Zeit wieder andere Junge gebären. Und so hat Bonnet*) gefunden, daß jene einmalige
*)bonnettraite d'insectologie P. I. Par. 1745. 12.
Kleine wehrlose, aber bey aller ihrer Schwäche furchtbare Thiere, die theils durch den Scha- den den sie den Gewächsen zufügen, mehr aber noch durch die Wunder die der Schöpfer in ihrer Natürlichen Geschichte gehäuft hat, merkwürdig werden. Es giebt oft in einer Gattung, ja in einer und eben derselben Familie geflügelte und ungeflügelte Blattläuse, und das ohne alle Be- ziehung auf den Geschlechtsunterschied. Doch sind die Männchen weit kleiner als ihre Weib- gen, und werden auch in weit mindrer Anzahl jung. Sie erscheinen nicht eher als im Herbste, wo sie ihre Weibgen befruchten, die kurz darauf Eyer oder vielmehr Hülsen von sich geben, in welchen zwar die jungen Blattläuse schon völlig ausgebildet liegen, aber doch nicht eher als bis im folgenden Frühjahr hervorbrechen. Das un- erwartetste hierbey ist, daß alle diese nunmehr ausgekrochenen Blattläuse durchgehends weibli- chen Geschlechts sind, und daß im Frühjahr und Sommer schlechterdings keine männliche Blattlaus zu sehen ist. Und demongeachtet sind doch alle jene jungfräulichen Blattläuse im Stan- de, ohne Zuthun eines Gatten ihr Geschlecht fortzupflanzen; man kan jedes Junge, was sie nunmehr von sich geben, isoliren, in eine Einöde verschließen, und doch wird es nach eini- ger Zeit wieder andere Junge gebären. Und so hat Bonnet*) gefunden, daß jene einmalige
*)bonnettraité d'insectologie P. I. Par. 1745. 12.
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39. aphis. Blattlaus, Neffe, Mehlthau.
(Fr. puceron Engl. plant-louse) Rostrum in-
flexum. Antennae thorace longiores. Alae
4 erectae aut nullae. Pedes ambulatorii.
Abdomen postice saepius bicorne.
Kleine wehrlose, aber bey aller ihrer Schwäche
furchtbare Thiere, die theils durch den Scha-
den den sie den Gewächsen zufügen, mehr aber
noch durch die Wunder die der Schöpfer in ihrer
Natürlichen Geschichte gehäuft hat, merkwürdig
werden. Es giebt oft in einer Gattung, ja in
einer und eben derselben Familie geflügelte und
ungeflügelte Blattläuse, und das ohne alle Be-
ziehung auf den Geschlechtsunterschied. Doch
sind die Männchen weit kleiner als ihre Weib-
gen, und werden auch in weit mindrer Anzahl
jung. Sie erscheinen nicht eher als im Herbste,
wo sie ihre Weibgen befruchten, die kurz darauf
Eyer oder vielmehr Hülsen von sich geben, in
welchen zwar die jungen Blattläuse schon völlig
ausgebildet liegen, aber doch nicht eher als bis
im folgenden Frühjahr hervorbrechen. Das un-
erwartetste hierbey ist, daß alle diese nunmehr
ausgekrochenen Blattläuse durchgehends weibli-
chen Geschlechts sind, und daß im Frühjahr
und Sommer schlechterdings keine männliche
Blattlaus zu sehen ist. Und demongeachtet sind
doch alle jene jungfräulichen Blattläuse im Stan-
de, ohne Zuthun eines Gatten ihr Geschlecht
fortzupflanzen; man kan jedes Junge, was
sie nunmehr von sich geben, isoliren, in eine
Einöde verschließen, und doch wird es nach eini-
ger Zeit wieder andere Junge gebären. Und so
hat Bonnet *) gefunden, daß jene einmalige
*) bonnet traité d'insectologie P. I. Par. 1745. 12.
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/403>, abgerufen am 22.11.2024.
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