dige Junge und manche, wie die Blattläuse pflanzen sich auf beiderley Weise fort.
§. 139.
Ein äusserst merkwürdiges Phänomen, was fast blos dieser Thierclasse eigen, wenigstens in den andern (§. 9. 117.), bey weitem nicht so auffallend wird, ist ihre Metamorphose. Die wenigsten Insecten behalten nemlich die gleiche Gestalt, in der sie zuerst ans Licht gekommen sind, ihr ganzes übriges Leben hindurch, sondern sie verwandeln sich größtentheils zu wiederholten malen in bestimmten Epochen ihres Lebens, und erscheinen während dieser Auftritte oft in ganz verschiednen Gestalten, wobey zugleich ihr ganzer innrer Körperbau (gegen die gemeine Meynung) auf eine Weise umgeschaffen wird*), die sich schwerlich anders als mit den Gesetzten des Bil- dungstriebes (§. 10. u. f.), am wenigsten aber mit den vermeynten präexistirenden Keimen (§. 7. u. f.) zusammen reimen läßt.
§. 140.
In der Gestalt, wie diese Insecten die sich einer Metamorphose unterziehen, zuerst aus dem En kriechen heissen sie Larven. Meist kommen sie äusserst klein ans Licht, so daß z. B. eine er- wachsene Weidenraupe 72,000 mal schwerer wiegt als da sie eben aus dem Ey gekrochen war. Da-
*)lyonetchenille de saule pag 585. u. f.
dige Junge und manche, wie die Blattläuse pflanzen sich auf beiderley Weise fort.
§. 139.
Ein äusserst merkwürdiges Phänomen, was fast blos dieser Thierclasse eigen, wenigstens in den andern (§. 9. 117.), bey weitem nicht so auffallend wird, ist ihre Metamorphose. Die wenigsten Insecten behalten nemlich die gleiche Gestalt, in der sie zuerst ans Licht gekommen sind, ihr ganzes übriges Leben hindurch, sondern sie verwandeln sich größtentheils zu wiederholten malen in bestimmten Epochen ihres Lebens, und erscheinen während dieser Auftritte oft in ganz verschiednen Gestalten, wobey zugleich ihr ganzer innrer Körperbau (gegen die gemeine Meynung) auf eine Weise umgeschaffen wird*), die sich schwerlich anders als mit den Gesetzten des Bil- dungstriebes (§. 10. u. f.), am wenigsten aber mit den vermeynten präexistirenden Keimen (§. 7. u. f.) zusammen reimen läßt.
§. 140.
In der Gestalt, wie diese Insecten die sich einer Metamorphose unterziehen, zuerst aus dem En kriechen heissen sie Larven. Meist kommen sie äusserst klein ans Licht, so daß z. B. eine er- wachsene Weidenraupe 72,000 mal schwerer wiegt als da sie eben aus dem Ey gekrochen war. Da-
*)lyonetchenille de saule pag 585. u. f.
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dige Junge und manche, wie die Blattläuse
pflanzen sich auf beiderley Weise fort.
§. 139.
Ein äusserst merkwürdiges Phänomen, was
fast blos dieser Thierclasse eigen, wenigstens in
den andern (§. 9. 117.), bey weitem nicht so
auffallend wird, ist ihre Metamorphose. Die
wenigsten Insecten behalten nemlich die gleiche
Gestalt, in der sie zuerst ans Licht gekommen
sind, ihr ganzes übriges Leben hindurch, sondern
sie verwandeln sich größtentheils zu wiederholten
malen in bestimmten Epochen ihres Lebens, und
erscheinen während dieser Auftritte oft in ganz
verschiednen Gestalten, wobey zugleich ihr ganzer
innrer Körperbau (gegen die gemeine Meynung)
auf eine Weise umgeschaffen wird *), die sich
schwerlich anders als mit den Gesetzten des Bil-
dungstriebes (§. 10. u. f.), am wenigsten aber
mit den vermeynten präexistirenden Keimen (§.
7. u. f.) zusammen reimen läßt.
§. 140.
In der Gestalt, wie diese Insecten die sich
einer Metamorphose unterziehen, zuerst aus dem
En kriechen heissen sie Larven. Meist kommen
sie äusserst klein ans Licht, so daß z. B. eine er-
wachsene Weidenraupe 72,000 mal schwerer wiegt
als da sie eben aus dem Ey gekrochen war. Da-
*) lyonet chenille de saule pag 585. u. f.
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/359>, abgerufen am 21.11.2024.
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