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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788.

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Die Angorische Ziege oder das Kämmelthier
hat einen kürzern Leib und längere Beine als
die gemeine; und ihr langes seidenartiges Haar
giebt das beste sogenannte Kameelgarn, was dem
von den Haaren des wahren Kameels bey wei-
ten vorzuziehen ist.

4. +. Ibex. der Steinbock. (Fr. le bouquetin.)
C. mento barbato, cornibus lunatis maxi-
mis, supra nodosis, in dorsum reclinatis
.

conr. gesner l. c. pag. 1099.

Dieses merkwürdige, aber selbst in seiner Hei-
mat seltne oder doch wenig bekannte Thier, ist
in den höchsten Schneegebirgen von Tyrol und
Savoyen so wie auf Candia und in den Sibi-
rischen Alpen zu Hause. Es bewohnt blos die
steilsten und für Menschen fast unzugänglichen
Felsen; wird größer als unsere Ziege, und wiegt
im Alter wol einige Centner; und doch kan die-
ses schwerleibige Thier mit großer Leichtigkeit
jähe Felsenwände hinansetzen, und über tiefe
Abgründe von einer Klippe zur andern springen.
Erst im dritten Jahr sollen sie anfangen Hörner
aufzusetzen, und jedes derselben dann jährlich
einen neuen Knoten erhalten. Das Gehörn ei-
nes bejahrten Steinbocks wiegt wol zwanzig
Pfund, und hat meist eben so viel knorrichte
Ringe auf jeder Seite. Wenn der Steinbock
ganz jung gefangen wird, so ist er leicht zu zäh-
men, und läßt sich, wie man im Walliserlande
versucht hat, mit den Heerden der Hausziegen
auf die Weide führen.

31. antilope. Cornua caua, teretia, annulata,
vel spiralia
.

Die Angorische Ziege oder das Kämmelthier
hat einen kürzern Leib und längere Beine als
die gemeine; und ihr langes seidenartiges Haar
giebt das beste sogenannte Kameelgarn, was dem
von den Haaren des wahren Kameels bey wei-
ten vorzuziehen ist.

4. †. Ibex. der Steinbock. (Fr. le bouquetin.)
C. mento barbato, cornibus lunatis maxi-
mis, supra nodosis, in dorsum reclinatis
.

conr. gesner l. c. pag. 1099.

Dieses merkwürdige, aber selbst in seiner Hei-
mat seltne oder doch wenig bekannte Thier, ist
in den höchsten Schneegebirgen von Tyrol und
Savoyen so wie auf Candia und in den Sibi-
rischen Alpen zu Hause. Es bewohnt blos die
steilsten und für Menschen fast unzugänglichen
Felsen; wird größer als unsere Ziege, und wiegt
im Alter wol einige Centner; und doch kan die-
ses schwerleibige Thier mit großer Leichtigkeit
jähe Felsenwände hinansetzen, und über tiefe
Abgründe von einer Klippe zur andern springen.
Erst im dritten Jahr sollen sie anfangen Hörner
aufzusetzen, und jedes derselben dann jährlich
einen neuen Knoten erhalten. Das Gehörn ei-
nes bejahrten Steinbocks wiegt wol zwanzig
Pfund, und hat meist eben so viel knorrichte
Ringe auf jeder Seite. Wenn der Steinbock
ganz jung gefangen wird, so ist er leicht zu zäh-
men, und läßt sich, wie man im Walliserlande
versucht hat, mit den Heerden der Hausziegen
auf die Weide führen.

31. antilope. Cornua caua, teretia, annulata,
vel spiralia
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[119/0139] Die Angorische Ziege oder das Kämmelthier hat einen kürzern Leib und längere Beine als die gemeine; und ihr langes seidenartiges Haar giebt das beste sogenannte Kameelgarn, was dem von den Haaren des wahren Kameels bey wei- ten vorzuziehen ist. 4. †. Ibex. der Steinbock. (Fr. le bouquetin.) C. mento barbato, cornibus lunatis maxi- mis, supra nodosis, in dorsum reclinatis. conr. gesner l. c. pag. 1099. Dieses merkwürdige, aber selbst in seiner Hei- mat seltne oder doch wenig bekannte Thier, ist in den höchsten Schneegebirgen von Tyrol und Savoyen so wie auf Candia und in den Sibi- rischen Alpen zu Hause. Es bewohnt blos die steilsten und für Menschen fast unzugänglichen Felsen; wird größer als unsere Ziege, und wiegt im Alter wol einige Centner; und doch kan die- ses schwerleibige Thier mit großer Leichtigkeit jähe Felsenwände hinansetzen, und über tiefe Abgründe von einer Klippe zur andern springen. Erst im dritten Jahr sollen sie anfangen Hörner aufzusetzen, und jedes derselben dann jährlich einen neuen Knoten erhalten. Das Gehörn ei- nes bejahrten Steinbocks wiegt wol zwanzig Pfund, und hat meist eben so viel knorrichte Ringe auf jeder Seite. Wenn der Steinbock ganz jung gefangen wird, so ist er leicht zu zäh- men, und läßt sich, wie man im Walliserlande versucht hat, mit den Heerden der Hausziegen auf die Weide führen. 31. antilope. Cornua caua, teretia, annulata, vel spiralia.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/139>, abgerufen am 02.05.2024.