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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782.

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Laub und Moos, oder bezieht auch wol vacante
verlaßne Nester wilder Tauben und anderer Vö-
gel. Im Sommer lebt es von Haselnüssen,
Castanien, Bucheckern, und verscharrt sich auch
vom Ueberfluß Proviant in hole Bäume; doch
muß es in den spätern Wintermonaten, wenn
jener Vorrath aufgezehrt ist, bey Tannenza-
pfen, Fichtenäpfeln, Pilzen etc. darben. Das
Vorgeben vieler Naturforscher, daß die Eich-
hörnchen den Winter durchschliefen, ist irrig;
hingegen hat sich neuerlich die alte Sage bestä-
tiget, daß sie auf Stücken Baumrinde bey
Windstille übers Wasser schiffen, und mit dem
Schwanze gleichsam rudern. Die vortheilhafte
Gestalt, die schönen Augen, die ausnehmende
Lebhaftigkeit, die grosse Reinlichkeit, die Leich-
tigkeit der Bewegungen und andere Vorzüge
machen die Eichhörnchen ohne Widerrede zu
den artigsten und amüsantesten Europäischen
Thieren. Auch in der Bildersprache der alten
Mexicaner waren sie das Sinnbild der Munter-
keit*). Und doch, so wild sie auch von Na-
tur scheinen, so leicht lassen sie sich gleichwol,
zumal in ihrer Jugend, zu ausserordentlich
zahmen und sanften Geschöpfen umbilden. Wir
haben ein Eichhörnchen gekannt, was dem Wink
seiner Gebieterin folgte, sich auf ihr Geheis
zur Ruhe legte, sich zuweilen in benachbarte
Gärten, selbst jenseits eines kleinen Flusses
verirrte, und doch wieder den Weg nach Hause
fand.

Ganz Europa, fast ganz Asien und das nörd-
liche America, ist das Vaterland der Eichhörn-
chen. Die Nordischen, zumal an den Ufern des

*) sam. pvrchas his pilgrims Vol. III. p. 1078.

Laub und Moos, oder bezieht auch wol vacante
verlaßne Nester wilder Tauben und anderer Vö-
gel. Im Sommer lebt es von Haselnüssen,
Castanien, Bucheckern, und verscharrt sich auch
vom Ueberfluß Proviant in hole Bäume; doch
muß es in den spätern Wintermonaten, wenn
jener Vorrath aufgezehrt ist, bey Tannenza-
pfen, Fichtenäpfeln, Pilzen ꝛc. darben. Das
Vorgeben vieler Naturforscher, daß die Eich-
hörnchen den Winter durchschliefen, ist irrig;
hingegen hat sich neuerlich die alte Sage bestä-
tiget, daß sie auf Stücken Baumrinde bey
Windstille übers Wasser schiffen, und mit dem
Schwanze gleichsam rudern. Die vortheilhafte
Gestalt, die schönen Augen, die ausnehmende
Lebhaftigkeit, die grosse Reinlichkeit, die Leich-
tigkeit der Bewegungen und andere Vorzüge
machen die Eichhörnchen ohne Widerrede zu
den artigsten und amüsantesten Europäischen
Thieren. Auch in der Bildersprache der alten
Mexicaner waren sie das Sinnbild der Munter-
keit*). Und doch, so wild sie auch von Na-
tur scheinen, so leicht lassen sie sich gleichwol,
zumal in ihrer Jugend, zu ausserordentlich
zahmen und sanften Geschöpfen umbilden. Wir
haben ein Eichhörnchen gekannt, was dem Wink
seiner Gebieterin folgte, sich auf ihr Geheis
zur Ruhe legte, sich zuweilen in benachbarte
Gärten, selbst jenseits eines kleinen Flusses
verirrte, und doch wieder den Weg nach Hause
fand.

Ganz Europa, fast ganz Asien und das nörd-
liche America, ist das Vaterland der Eichhörn-
chen. Die Nordischen, zumal an den Ufern des

*) sam. pvrchas his pilgrims Vol. III. p. 1078.
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[76/0088] Laub und Moos, oder bezieht auch wol vacante verlaßne Nester wilder Tauben und anderer Vö- gel. Im Sommer lebt es von Haselnüssen, Castanien, Bucheckern, und verscharrt sich auch vom Ueberfluß Proviant in hole Bäume; doch muß es in den spätern Wintermonaten, wenn jener Vorrath aufgezehrt ist, bey Tannenza- pfen, Fichtenäpfeln, Pilzen ꝛc. darben. Das Vorgeben vieler Naturforscher, daß die Eich- hörnchen den Winter durchschliefen, ist irrig; hingegen hat sich neuerlich die alte Sage bestä- tiget, daß sie auf Stücken Baumrinde bey Windstille übers Wasser schiffen, und mit dem Schwanze gleichsam rudern. Die vortheilhafte Gestalt, die schönen Augen, die ausnehmende Lebhaftigkeit, die grosse Reinlichkeit, die Leich- tigkeit der Bewegungen und andere Vorzüge machen die Eichhörnchen ohne Widerrede zu den artigsten und amüsantesten Europäischen Thieren. Auch in der Bildersprache der alten Mexicaner waren sie das Sinnbild der Munter- keit *). Und doch, so wild sie auch von Na- tur scheinen, so leicht lassen sie sich gleichwol, zumal in ihrer Jugend, zu ausserordentlich zahmen und sanften Geschöpfen umbilden. Wir haben ein Eichhörnchen gekannt, was dem Wink seiner Gebieterin folgte, sich auf ihr Geheis zur Ruhe legte, sich zuweilen in benachbarte Gärten, selbst jenseits eines kleinen Flusses verirrte, und doch wieder den Weg nach Hause fand. Ganz Europa, fast ganz Asien und das nörd- liche America, ist das Vaterland der Eichhörn- chen. Die Nordischen, zumal an den Ufern des *) sam. pvrchas his pilgrims Vol. III. p. 1078.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/88>, abgerufen am 22.11.2024.