thiere zu entwerfen getrachtet, wobey wir, nach unserm Begriffe von natürlicher Methode, (§. 7.) nicht auf einzelne abstrahirte, sondern auf alle äußere Merkmale zugleich, auf den ganzen Habitus der Thiere gesehn haben. So sind Thiere die in neunzehn Stücke einander änelten, und nur im zwanzigsten differirten, doch zusammergeordnet worden, dieses zwanzigste mochten nun die Zäh- ne oder die Klauen oder irgend ein andrer Theil seyn; und so sind denn folgende zwölf Ordnungen dieser ersten Classe entstanden.
I. Ord. Inermis. Der Mensch mit zwey Hän- den. Inermis hier in besonderem Sinne genommen, um Mangel angebohrner Waf- fen, Kunsttriebe, Bedeckungen, kurz alles dessen zu bezeichnen, wofür den Men- schen Vernunft schadlos hält.
II. Pitheci. Thiere mit vier Händen. Affen, Paviane, Meerkatzen, und Lemur.
III. Bradypoda. Thiere mit langen haken- förmigen Krallen, deren ganzer Körper- bau auf den ersten Blick Phlegma und Langsamkeit verräth. Ameisenbär, Faul- thier.
IV. Sclerodermata. Die Säugthiere mit son- derbaren Decken statt behaarter Haut, und zwar a) mit Stacheln: Igel und Sta- chelschwein. b) mit Schuppen: die For-
thiere zu entwerfen getrachtet, wobey wir, nach unserm Begriffe von natürlicher Methode, (§. 7.) nicht auf einzelne abstrahirte, sondern auf alle äußere Merkmale zugleich, auf den ganzen Habitus der Thiere gesehn haben. So sind Thiere die in neunzehn Stücke einander änelten, und nur im zwanzigsten differirten, doch zusammergeordnet worden, dieses zwanzigste mochten nun die Zäh- ne oder die Klauen oder irgend ein andrer Theil seyn; und so sind denn folgende zwölf Ordnungen dieser ersten Classe entstanden.
I. Ord. Inermis. Der Mensch mit zwey Hän- den. Inermis hier in besonderem Sinne genommen, um Mangel angebohrner Waf- fen, Kunsttriebe, Bedeckungen, kurz alles dessen zu bezeichnen, wofür den Men- schen Vernunft schadlos hält.
II. Pitheci. Thiere mit vier Händen. Affen, Paviane, Meerkatzen, und Lemur.
III. Bradypoda. Thiere mit langen haken- förmigen Krallen, deren ganzer Körper- bau auf den ersten Blick Phlegma und Langsamkeit verräth. Ameisenbär, Faul- thier.
IV. Sclerodermata. Die Säugthiere mit son- derbaren Decken statt behaarter Haut, und zwar a) mit Stacheln: Igel und Sta- chelschwein. b) mit Schuppen: die For-
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thiere zu entwerfen getrachtet, wobey wir,
nach unserm Begriffe von natürlicher Methode,
(§. 7.) nicht auf einzelne abstrahirte, sondern
auf alle äußere Merkmale zugleich, auf den ganzen
Habitus der Thiere gesehn haben. So sind Thiere
die in neunzehn Stücke einander änelten, und nur
im zwanzigsten differirten, doch zusammergeordnet
worden, dieses zwanzigste mochten nun die Zäh-
ne oder die Klauen oder irgend ein andrer
Theil seyn; und so sind denn folgende zwölf
Ordnungen dieser ersten Classe entstanden.
I. Ord. Inermis. Der Mensch mit zwey Hän-
den. Inermis hier in besonderem Sinne
genommen, um Mangel angebohrner Waf-
fen, Kunsttriebe, Bedeckungen, kurz
alles dessen zu bezeichnen, wofür den Men-
schen Vernunft schadlos hält.
II. Pitheci. Thiere mit vier Händen. Affen,
Paviane, Meerkatzen, und Lemur.
III. Bradypoda. Thiere mit langen haken-
förmigen Krallen, deren ganzer Körper-
bau auf den ersten Blick Phlegma und
Langsamkeit verräth. Ameisenbär, Faul-
thier.
IV. Sclerodermata. Die Säugthiere mit son-
derbaren Decken statt behaarter Haut, und
zwar a) mit Stacheln: Igel und Sta-
chelschwein. b) mit Schuppen: die For-
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/79>, abgerufen am 21.11.2024.
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