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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779.

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migibus rectricibusque fuscis margine utro-
que ferrugineo.

Baut sich ein ungemein künstliches Beutelför-
miges Nest von Pappelwolle etc. läßt zwey Oeff-
nungen daran zum Ein- und Ausflug, und hängt
es, fast wie der Jupujuba das seinige, an einem dün-
nen Aste auf.

56. hirundo. Schwalbe. Rostrum mini-
mum incurvum, subulatum, basi depressum.

Die Schwalben zeichnen sich durch ihre Bil-
dung, durch ihre zwitschernde Stimme und durch
ihre Lebensart von den übrigen Thieren dieser
Ordnung aus. Sie gehen fast nie, sondern ver-
richten ihr Geschäfte meist fliegend oder sitzend.
Sie haben einen weiten Rachen, und wissen da-
mit sehr geschickt die Insecten aus der Luft oder
überm Wasser im Flug wegzuschnappen. Ueber
ihren Winteraufenthalt ist seit Aristoteles Zeiten
sehr verschieden geurtheilt worden. Viele berühm-
te Männer haben behauptet, daß sich die Schwal-
ben im Herbste in Sümpfe verkröchen, und da
bis künftigen Frühjahr im Winterschlaf begraben
lägen. Andre haben hingegen die Schwalben zu
den Zugvögeln gerechnet, und geglaubt, daß sie,
wie so viele andre Thiere dieser Classe, den Win-
ter in mittäglichen Zonen zubrächten. Nach den
Erfahrungen dieser Männer und nach unsern eig-
nen Untersuchungen sind wir überzeugt, daß die
Rauchschwalbe und Hausschwalbe im Herbst
von uns ziehn, die Uferschwalbe hingegen bey
uns bleibt, und im Schilf schlafend überwintert.

1. + Rustica. Die Rauchschwalbe. (hirundo
domestica quorumdam) H. rectricibus, exce-
ptis duabus intermediis, macula alba notatis. *

migibus rectricibusque fuscis margine utro-
que ferrugineo.

Baut sich ein ungemein künstliches Beutelför-
miges Nest von Pappelwolle ꝛc. läßt zwey Oeff-
nungen daran zum Ein- und Ausflug, und hängt
es, fast wie der Jupujuba das seinige, an einem dün-
nen Aste auf.

56. hirundo. Schwalbe. Rostrum mini-
mum incurvum, subulatum, basi depressum.

Die Schwalben zeichnen sich durch ihre Bil-
dung, durch ihre zwitschernde Stimme und durch
ihre Lebensart von den übrigen Thieren dieser
Ordnung aus. Sie gehen fast nie, sondern ver-
richten ihr Geschäfte meist fliegend oder sitzend.
Sie haben einen weiten Rachen, und wissen da-
mit sehr geschickt die Insecten aus der Luft oder
überm Wasser im Flug wegzuschnappen. Ueber
ihren Winteraufenthalt ist seit Aristoteles Zeiten
sehr verschieden geurtheilt worden. Viele berühm-
te Männer haben behauptet, daß sich die Schwal-
ben im Herbste in Sümpfe verkröchen, und da
bis künftigen Frühjahr im Winterschlaf begraben
lägen. Andre haben hingegen die Schwalben zu
den Zugvögeln gerechnet, und geglaubt, daß sie,
wie so viele andre Thiere dieser Classe, den Win-
ter in mittäglichen Zonen zubrächten. Nach den
Erfahrungen dieser Männer und nach unsern eig-
nen Untersuchungen sind wir überzeugt, daß die
Rauchschwalbe und Hausschwalbe im Herbst
von uns ziehn, die Uferschwalbe hingegen bey
uns bleibt, und im Schilf schlafend überwintert.

1. † Rustica. Die Rauchschwalbe. (hirundo
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ptis duabus intermediis, macula alba notatis. *

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[241/0264] migibus rectricibusque fuscis margine utro- que ferrugineo. Baut sich ein ungemein künstliches Beutelför- miges Nest von Pappelwolle ꝛc. läßt zwey Oeff- nungen daran zum Ein- und Ausflug, und hängt es, fast wie der Jupujuba das seinige, an einem dün- nen Aste auf. 56. hirundo. Schwalbe. Rostrum mini- mum incurvum, subulatum, basi depressum. Die Schwalben zeichnen sich durch ihre Bil- dung, durch ihre zwitschernde Stimme und durch ihre Lebensart von den übrigen Thieren dieser Ordnung aus. Sie gehen fast nie, sondern ver- richten ihr Geschäfte meist fliegend oder sitzend. Sie haben einen weiten Rachen, und wissen da- mit sehr geschickt die Insecten aus der Luft oder überm Wasser im Flug wegzuschnappen. Ueber ihren Winteraufenthalt ist seit Aristoteles Zeiten sehr verschieden geurtheilt worden. Viele berühm- te Männer haben behauptet, daß sich die Schwal- ben im Herbste in Sümpfe verkröchen, und da bis künftigen Frühjahr im Winterschlaf begraben lägen. Andre haben hingegen die Schwalben zu den Zugvögeln gerechnet, und geglaubt, daß sie, wie so viele andre Thiere dieser Classe, den Win- ter in mittäglichen Zonen zubrächten. Nach den Erfahrungen dieser Männer und nach unsern eig- nen Untersuchungen sind wir überzeugt, daß die Rauchschwalbe und Hausschwalbe im Herbst von uns ziehn, die Uferschwalbe hingegen bey uns bleibt, und im Schilf schlafend überwintert. 1. † Rustica. Die Rauchschwalbe. (hirundo domestica quorumdam) H. rectricibus, exce- ptis duabus intermediis, macula alba notatis. *

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/263>, abgerufen am 25.11.2024.